Zeilschrift für Hunior nnü Aunsl
5i
die Angstxerlen auf der Stirne erschienen, „wenn er mir nur
einschliefe, INama?"
„Tüßer Liebling," sagte sie zu ihm, „komm, Du bist ja
so schrecklich müde geworden; soll ich Dich nicht ein bißchen
herumtragen, mein 5chatz, dann fing' ich Dir 'was vor, magst Du?"
Lr mochte durchaus nicht. Um keinen Preis. Lr wollte
auf der 5tiege, wie er es gewohnt war, Großxaxa erwarten.
Mit aller Gewalt sträubte er sich gegen Zärtlichkeiten, die sein
Dnkel lfans mit der Preisgabe seines kleinen Fingers nicht
für zu teuer bezahlt gefunden hätte.
„Lieber ksimmel, was fangen wir denn nur an, Ulama?"
weinte Lena, indem sie verzweifelt die lsände rang.
Die resolute Frau rief dem Diener. „Ludwig, da haben
Sie zehn Mark. Nehmen Sie lvilli mit hinüber in das Sxiel-
warengeschäft und kaufen Sie ihm, was er wünscht; wenn es
mehr macht, bringen Sie die Rechnung." Auf diesen ksandel
ging der Schlingel mit freudig glänzenden Augen ein.
„Weißt Du, Lena, wenn er eine Sxielerei hat, die ihn
interessiert, so denkt er nicht an das Bewußte. lserrgott,
was man mit euch dummen Kindern alles auszustehen hatl"
fügte sie grollend hinzu.
Es währte auch gar nicht lange, so kamen Ludwig und Milli
wieder. Willi hatte sich eine elektrische Eisenbahn mit einer
„wirklichen" Lokomotive um 25 Nark herausgesucht. Die spar-
same Frau Vberst glaubte in Vhnmacht fallen zu müssen.
„Ietzt muß ich ja erst recht lügen," jammerte sie leise.
„A)as sag' ich denn, wenn der Großxaxa fragt, wer hiezu das
Geld verschleudert hat?" Und dann wendete fie sich zu Ludwig,
der mit weit geöffneter Alaxxe sich im lsintergrunde hielt.
„Sie sind aber doch schon ein ungewöhnliches Genie, Ludwig.
lsaben Sie denn gar nichts Teureres gefunden?"
„Zu Befehl, Frau Vberst," erwiderte der treuherzigc
Arieger, „es war das Teuerste!"
„Nun ja, wenn es nur wenigstens seinen Zweck erfüllt,"
meintc Lena, dic ein wcnig zur Selbstsucht neigte.
Und es schien wirklich so. lvilli war ganz entzückt von
der „Llcktrischen" und vergaß die ganze lvelt über diesem
intcressanten Fuhrwerk, von dem man ihm gesagt hatte, daß
er es dem vetter lfans verdanke.
Lr wollte sich selbst dann nicht von ihm trennen, als es
zu Tisch ging, ein lvunsch, der die kräftigste Unterstützung und
Fürbitte der Damen fand, die aber leider an einem gegenteiligen
Befehl des Bbersten scheiterte.
Fürsorglich nahm Lena den lveinenden auf den Schoß,
was sonst nicht ihrer Gewohnheit entsxrach.
„Ls wäre doch besser, Paxa, sie ginge mit ihm hinaus,
er stört doch zu sehr," meinte die Frau Vberst.
Der kserr Gemahl aber sprach die zuversichtliche ksoffnung
aus, daß lvilli sich sogleich beruhigen werde, zu welchem Zweck
er ihm eine Ainderauszabe seiner im ganzen Regiment zu
großer Beliebthcit gedichcncn männcrmordenden Blicke zuwarf,
die tatsächlich ihrc Absicht crreichten. So war man glücklich
beim Braten angclangt, der Vberst unterhielt sich mit dem
Vetter lfans, dcr sich vergeblich die Augen aus dem Kopf zu
schielen bcstrebte, um ein kiebeszeichen seiner Tousine zu er-
haschcn; sie sprachen vom japanischen Krieg, dann von den
Asiaten im allgemeinen und im sxeziellcn auch von deren Ge-
wohnheiten. Lächelnd erwähnte vetter ksans, daß sie das
Küssen verabscheutcn. Und mit Befremdcn beobachtete er, daß
nicht nur Lena, was einigcrmaßen erklärlich gewesen wäre,
sondern auch seltsamerweise ihre lNutter zu gleicher Zeit wie
Zwei liebliche pfingstrosen erglühten, so zwar, daß ihn das
Gefühl übcrkam, als habe er einen lNosbacher ersrer Güte vom
Ltapel gelaffen. (jorlsetzung Seile
Waldl, der Äntenfreund.
l
Ietzt hat er s' doch, die Lntel"
Aöchin „Diesmal, mein lieber lvaldl, kommst Du mir
sicher nicht über die Lntel . . .
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die Angstxerlen auf der Stirne erschienen, „wenn er mir nur
einschliefe, INama?"
„Tüßer Liebling," sagte sie zu ihm, „komm, Du bist ja
so schrecklich müde geworden; soll ich Dich nicht ein bißchen
herumtragen, mein 5chatz, dann fing' ich Dir 'was vor, magst Du?"
Lr mochte durchaus nicht. Um keinen Preis. Lr wollte
auf der 5tiege, wie er es gewohnt war, Großxaxa erwarten.
Mit aller Gewalt sträubte er sich gegen Zärtlichkeiten, die sein
Dnkel lfans mit der Preisgabe seines kleinen Fingers nicht
für zu teuer bezahlt gefunden hätte.
„Lieber ksimmel, was fangen wir denn nur an, Ulama?"
weinte Lena, indem sie verzweifelt die lsände rang.
Die resolute Frau rief dem Diener. „Ludwig, da haben
Sie zehn Mark. Nehmen Sie lvilli mit hinüber in das Sxiel-
warengeschäft und kaufen Sie ihm, was er wünscht; wenn es
mehr macht, bringen Sie die Rechnung." Auf diesen ksandel
ging der Schlingel mit freudig glänzenden Augen ein.
„Weißt Du, Lena, wenn er eine Sxielerei hat, die ihn
interessiert, so denkt er nicht an das Bewußte. lserrgott,
was man mit euch dummen Kindern alles auszustehen hatl"
fügte sie grollend hinzu.
Es währte auch gar nicht lange, so kamen Ludwig und Milli
wieder. Willi hatte sich eine elektrische Eisenbahn mit einer
„wirklichen" Lokomotive um 25 Nark herausgesucht. Die spar-
same Frau Vberst glaubte in Vhnmacht fallen zu müssen.
„Ietzt muß ich ja erst recht lügen," jammerte sie leise.
„A)as sag' ich denn, wenn der Großxaxa fragt, wer hiezu das
Geld verschleudert hat?" Und dann wendete fie sich zu Ludwig,
der mit weit geöffneter Alaxxe sich im lsintergrunde hielt.
„Sie sind aber doch schon ein ungewöhnliches Genie, Ludwig.
lsaben Sie denn gar nichts Teureres gefunden?"
„Zu Befehl, Frau Vberst," erwiderte der treuherzigc
Arieger, „es war das Teuerste!"
„Nun ja, wenn es nur wenigstens seinen Zweck erfüllt,"
meintc Lena, dic ein wcnig zur Selbstsucht neigte.
Und es schien wirklich so. lvilli war ganz entzückt von
der „Llcktrischen" und vergaß die ganze lvelt über diesem
intcressanten Fuhrwerk, von dem man ihm gesagt hatte, daß
er es dem vetter lfans verdanke.
Lr wollte sich selbst dann nicht von ihm trennen, als es
zu Tisch ging, ein lvunsch, der die kräftigste Unterstützung und
Fürbitte der Damen fand, die aber leider an einem gegenteiligen
Befehl des Bbersten scheiterte.
Fürsorglich nahm Lena den lveinenden auf den Schoß,
was sonst nicht ihrer Gewohnheit entsxrach.
„Ls wäre doch besser, Paxa, sie ginge mit ihm hinaus,
er stört doch zu sehr," meinte die Frau Vberst.
Der kserr Gemahl aber sprach die zuversichtliche ksoffnung
aus, daß lvilli sich sogleich beruhigen werde, zu welchem Zweck
er ihm eine Ainderauszabe seiner im ganzen Regiment zu
großer Beliebthcit gedichcncn männcrmordenden Blicke zuwarf,
die tatsächlich ihrc Absicht crreichten. So war man glücklich
beim Braten angclangt, der Vberst unterhielt sich mit dem
Vetter lfans, dcr sich vergeblich die Augen aus dem Kopf zu
schielen bcstrebte, um ein kiebeszeichen seiner Tousine zu er-
haschcn; sie sprachen vom japanischen Krieg, dann von den
Asiaten im allgemeinen und im sxeziellcn auch von deren Ge-
wohnheiten. Lächelnd erwähnte vetter ksans, daß sie das
Küssen verabscheutcn. Und mit Befremdcn beobachtete er, daß
nicht nur Lena, was einigcrmaßen erklärlich gewesen wäre,
sondern auch seltsamerweise ihre lNutter zu gleicher Zeit wie
Zwei liebliche pfingstrosen erglühten, so zwar, daß ihn das
Gefühl übcrkam, als habe er einen lNosbacher ersrer Güte vom
Ltapel gelaffen. (jorlsetzung Seile
Waldl, der Äntenfreund.
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Ietzt hat er s' doch, die Lntel"
Aöchin „Diesmal, mein lieber lvaldl, kommst Du mir
sicher nicht über die Lntel . . .
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Meggendorfer Blätter
Titel
Titel/Objekt
Waldl, der Entenfreund
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Bildunterschrift: Köchin "Diesmal, mein lieber Waldl, kommst Du mir sicher nicht über die Ente! ... // Jess', was is denn? - // Jetzt hat er s' doch, die Ente!"
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1905
Entstehungsdatum (normiert)
1900 - 1910
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Aufbewahrungsort (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 62.1905, Nr. 760, S. 31
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg