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Meggendorfer-Blätter — 62.1905 (Nr. 758-770)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9749#0047
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Zeitschrift für Humor und Aunst

39

verstoben und oeoschAumt.

TTI'eißt Ou's? Mi> glitlen durch dle Nlut
Mf mondbeglänzter- Lshn,
öeerolen ttsuchten tiesen Svuß,

Lels Iwelfend unlern l^ghn.

veln Tlug' in melnes glomm' >o beltz
In Qacht und LondenIIcht,

(Ind Hsnd in krsnd, und krer; sn krer; —
vie vsei> lsl;en uns nlcht.

0 lellge, userlole 2eit,
vs slle Sl>en;en;ei>ti>SumtI
0 holdel> tvslin, wle liegll vu welt . . .
verltoben und oerlchSumt!

5°N,ir.


dann will ich ihm vergeben,
sonst vermache ich mein
ganzes vermögen einem
Genesnngsheimfürerkrankte
Möpse."

Damit band sie sich ihre
Mantille um und ging zu
ihrer intimsten Feindin, der
kfofrätin volker. Und bald
vergaß sie ihren Scelen-
schmerz über neuem Aerger,
denn die jüngsten volkerschen
Ainder nannten sie wieder
einmal Tante Oora, obwohl
ste sich wiederholt ihren
richtigenNamen: „Dorothea,
d.h. Gottesgabe" ausgebeten
hatte.

* *

*

Der Assesfor Fritz Bayer
war sehr niedergeschlagen
zu seiner Braut gekommen:
tvenn Tante Dora wirklich
bei ihrem „ Nein " blieb, war
an eine Heirat vorläufig
gar nicht zu denken. Aber
der Major hatte ihn aus-
gelacht: „Ls ist möglich,
lieber Sohn, daß ich Deine
Dir von Gott verliehene Lrb-
tante 'mal scharf angefaßt
habe, denn sie hatte, als ich
nach meinem Abschied auf
deni Pegasus reiten lernte,
in einem Aaffeeklatsch gesagt,

Major a. D. heiße jetzt wohl
Major als Dichter, und dies verfl .... a. D. kribbelte mich
damals noch sehr. Das zieht sich wieder zusammen. kjalt 'mal,
hat Tantchen den Vlvenstetten noch immer im Gefühlskasten
liegen?" Und als Fritz dies bejaht hatte, hatte fich der alte
kferr mit der rätselhaften verstcherung: „Morgen feiern wir
bei der Gottesgabe verlobung," in sein Studierzimmer zurück-
gezogen. Am selben Abend schrieb er an

Fräulein Dorothea Baz'er, v»chwohlgeboren.
kfochverehrtes gnädiges Fräuleinl
Mein verstorbener Freund, der Generalmajor von Glven-
stetten, hat mich testamentarisch beaustragt, das von ihm über
seine Reisen in Südafrika geführte Tagebuch herauszugeben.
Ich beabstchtige, der Ausgabe ein kurzcs Lcbensbild des ver-
storbenen vorauszuschicken. In diesem Lebensbild dürfen
die kjerzensstimmungen nicht fehlen, die ihn schließlich zu
einem einsamen Iunggesellen machten. Von ^)hrer Lrlaubnis,
gnädiges Fräulein, wird es abhängen, inwieweit ich den
Lcserkreis mit den Gründen seiner vereinsamung bekannt
machen darf. Da Sie nach der Anficht meines Schwiegersohns
eine persönliche Rücksprache infolge eines offenbaren Miß-
verständniffes nicht wünschcn werden, bin ich auf die schrift-
liche Bitte um gütige Informalion angewiesen.

Ihr sehr ergebener von lvoldeyk, Major a. D.

Am folgenden Morgcn brachte ein Mädchen die Linladung
Fräulein Bayers „zu einer kleinen verlobungsfeier im engsten
Familienkreise". Tantchcn schricb, ihr Neffe müffe die Aeuße-
»ung einer nervösen Abspannung falsch verstanden haben, sie
freue sich, den kferrn Major und sein liebreizendes Töchterchen

heute abend als Verwandte begrüßen zu dürfen. Ihre kleine
Schwiegernichte möge doch diese Linladung ihrem scheinbar sehr
empfindlichen Neffen übermitteln.

Am Abend empfing Tante Dorothea ihre Gäste mit „lachender
wehmut". Das Lffen war sehr gut und der schäumende ver-
lobungssekt ließ bald die anfängliche Befangenheit verschwinden.
Schon beim Geflügel konnte Tantchen nicht mehr an sich halten:

„Nun, lieber Major, erzählen Sie mir recht viel aus dem
Tagebuch."

„Ihr Name, gnädiges Fräulein, wird gleich zu Anfang
seiner hiesigen Abkommandierung genannt, wo, ich glaube im
Mai, der kurze vermerk steht: Heute großes Diner bei Aom-
merzienrat Bayer, Tochter Dorothea Tischnachbarin und ein
darauf folgendes Gedicht trägt die volle Ueberschrift: An
Dorothea Bayer. Der erste vers lautet:

vu nennst Dich eine Gottesgabe . . .
die übrigcn verse sind unleserlich gemacht."

In Tantchens Augen schimmerte es feucht, sie erhob sich
und verließ die Stube.

„Und meinst Du wirklich, lieber Paxa, daß Glvenstetten
Tante geliebt hat?" fragte zweifelnd der Affessor.

„Nein, mein Iunge," lachte der alte kferr, „die namenlos An-
gebetcte ist offenbar eine andre, denn das Gedicht lautet weiter:
Du nennst Dich einc Gottesgabel
Und doch denkt jeder still bei sich:

Ich wollte doch, der kjerrgott habe
Behalten dies Geschenk für sich."

(Fortsetzung Seite 40.)
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Verstoben und verschäumt
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Bildbeschriftung: Weißt Du's? Wir glitten durch die Flut / Auf mondbeglänzter Bahn, / Seerosen hauchten tiefen Gruß, / Leis streifend unsern Kahn. // Dein Aug' in meines glomm' so heiß / In Nacht und Mondenschein, / Und Hand in Hand, und Herz an Herz - / Die Ufer sahen uns nicht. // O selige, uferlose Zeit, / Da alle Grenzen zerträumt! / O holder Wahn wie liegst Du weit ... / Verstoben und verschäumt!

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsdatum
um 1905
Entstehungsdatum (normiert)
1900 - 1910
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Seerose <Pflanze>
See
Nacht
Gewässer
Segelboot

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 62.1905, Nr. 761, S. 39

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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