Meggendorfer-Blätter (62.1905 (Nr. 758-770))

Meggendorfer-Blätter, München

IO-j

Der atle Kachetofen.

Line Tragikomödie in drei Briefen. von M. Silverio.

w., 20. Februar.

Geliebte, einzige Freundinl

Die Flut meiner Tränen verlöscht meine Schriftzüge — bald
wird auch die letzte Spur meines elenden Daseins verlöscht sein,
Deine Aäthe wird den letzten friedlichen Schlaf schlafen, denn
verraten, versxottet die §ast des Lebens weiter zu schleppen und
täglich, stündlich das auf den Trümmern meines gebrochenen
cherzens aufgebaute Glück der verräterin mitanzusehen, dazu
bin ich zu schwach. Ia, meine teure ksilde, die Du meine ver-
traute warst, als ich Dir das erste Lrwachen meines bserzens
schildern konnte, Du sollst auch die letzten worte hören, mit
denen ich Abschied nehme — Abschied — für — ewig — — !

Ich bin durchgegangen und hab' mich in mein Stübchen ein-
gesperrt, drüben ist Lachen und Scherzen und Gläserklirren; wir
feiern verlobung. Die Braut ist meine Schwester bselene und
der Bräutigam - — — professor Angelo peretti, mein Ideal
bis heute, dieses Scheusal, das sich in mein nichtsahnendes kserz
geschlichen und mich umgarnt, betört hat, um Gelegenheit zum
verkehr mit Lselene zu stnden. Lmxörend, was? Seine Liebens-
würdigkeit in der Schule, um die mich alle beneidet haben, seine
Führung auf der Eisbahn, seine Begleitung in die Musikstunde,
alles nur Aiittel zum Zweck: den Sack schlägt man und den
Lsel meint man. Ich war nur der Sack damals, jetzt bin ich
der Lsel auch, weil ich nichts gemerkt habe davon. Aber Du

Im Vadeort.

— „Sieh nur diese hübschen Toiletten, welche die Damen hier tragen."

— „Wirklich, die reinen Iagdkostüme."