Zeilschrift für yumor und Runst _N?
^cgreiflich.
— „^sch ginge gerne ins Gebirgc, abcr ich habe Angst vor dem Aindoieh auf den Almen."
Stritzow: „V, is nich' bei mir! Vor mir is dct viehzeug noch immer ausjerissenl"
Äic guie i§artie.
lyumoreLte von Ha»S Hori»a.
ittcn drin cingebcttct zwischen Ivald und Flur und
tvics' und Fctd liegt das frcundliche Oürfchen Schnabel-
bach. Iedes Iahr, sobald der Frühling zu Lnde
geht, wimmelt es dort von Sominerfrischlern und zwar haupt-
sächlich von Mültern mit mehr oder minder crwachienen Töchtern.
Dberflächliche Beobachter hättcn diese Vorliebe heiratssähiger
Mäüchen für das gottverlassene Nesr einigermaßen mcrkwürdig
gesunden; wer aber mit der dortigen Gegend ein wenig ver-
traut war, der wußte, daß um chchuabelbach herum ein halbes
Dutzend wohl arrondierter Gutsherrschaften lag, und daß auf
diesen kserrensitzen unter andern auch einige heiratsfähige Guts-
besitzerssöhne vorhandcn warcn, welche doch um Gottes willen
auch einmal in dcn hciligcn Ltand der Lhe zu trelen gcwisser-
maßen die Pslicht hatten.
Man sah daher die jungen Damen der Sommerfrischler-
GcseUschast mit vorlicbe entwedcr aUcin oder in Beglcitung des
Dicnslmädchcns — die Mütter machen sich nicht gul; wiiken
incistcns abstbreckcnd — ouf cinsamen lvaldpiaden, scbcinbar
mit ciner lsandarbeit bcschäftigt odcr in die tektüre eincs Buches
versenkt, dahinwandcln, iinmer in siiller Lrwartung, jetzt und
jctzt cincm dcr heißbcgehrten Gutsbcsitzcrssöhnc zu bcgcgncn.
Bislang hatten abcr dic Damcn darin wcnig Glück; die jungen
Männcr zcigtcn sich wedcr im lvalde noch bci dcr von den
Sominerfrischlcrn Schnabclbachs veransialtelcn Reunion, und dic
Müttcr lechzten vergcbcns nach ciner guten partie.
Endlich kam eines schönen Tages das schon stark in die
Zwanzigcrjahre gehende Fräulein Marlha Butzcl atemlos vom
Ivalde zurück, so daß ihr das Dicnsimädchen kaum zu folgen
vermochte und ihrer Mutter um den ksals fallend, rief sie:
„Mamal Ich hab' heute cine Bckanntschaft gemachtl"
Mama Butzcl ließ den Stricksirumpf sinken, und indes sich
Die gute j)artie.
frohes Staunen in ihren Zügen
malte, plapperte das Töchterchen
weiter: „Du weißt ja die Bank
im lseisterwald, dort wo das
bsahnenkreuz stchl. Dort saß
ich hcute votinittag mit der
Mina und denke eben an nichts,
als ein jungcr, sonngebräunter
Mann, mit einem Iagdgewehr
übcr der Schultcr, bei uns stehen
bleibt, artig dcn lsut zieht und
um die Erlaubnis sragt, ob er
„dcn Damen" Gcsellschaft leisten
dürfe. Ich nickte ein Ia und inr
Lsandumdrehen saß er bei uns
auf der Bank und plauderte wie
ein alter Lekannter. Morgen, hat
er gesagt, komnre er wiederl"
„Ia, hat er stch denn nicht
vorgestellt, mcin Aind?" sragte
Mama Butzcl bedächtig. „Nein,
Mama, es war mir auch lieber
so. lveißt Du, er soll nur
inkognito blciben, damit er sich
nicht etwa denken kann, ich habe
ihn nur wegen seiner Guts-
besitzung geheiratctl" — „Aber
Rind," lächelte Mama Butzel
„sachte, sachtel Lrsiens werde
ich mir ihn erst mal ansehen,
zweitens ist es noch nicht so gewiß, daß er ein Gutsbesitzers-
sohn ist und — drittens, wer wciß, ob er crnste Absichtcn hatl"
„G, Mamatschi, ich fühle, ich ahne es, daß er der Sprosse
eines tscrrschaflbesitzers ist; er hat so etwas Ligenes . . so
etwas . . na, Du wirst ihn ja morgen sehenl" Damit sprang
Martha in jugendlicher Anwandlung über eine Gartenbank,
zerriß sich hierbei das Aleid und verschwand im gegenüber-
licgcnden Bauernhaus, wo ihre intimste Busenfreundin Kitty
kvinklcr wohnte, welcher sie ihr heutiges Lrlebnis voll über-
sprudelnder Freude mitteilte.
Am nächstcn Tage wandelte Mama Butzel, bewaffnet rnit
cinem scharsen Lorgnon, an der Seite ihres Töchterchens zu
(Lorlieyung Sciio IZS)
Ddr fmfLustjge Zimiuerhcrr.
„Aber Tini, ich verftehe ja nicht, was Sie sprechen; Sie müssen
^cgreiflich.
— „^sch ginge gerne ins Gebirgc, abcr ich habe Angst vor dem Aindoieh auf den Almen."
Stritzow: „V, is nich' bei mir! Vor mir is dct viehzeug noch immer ausjerissenl"
Äic guie i§artie.
lyumoreLte von Ha»S Hori»a.
ittcn drin cingebcttct zwischen Ivald und Flur und
tvics' und Fctd liegt das frcundliche Oürfchen Schnabel-
bach. Iedes Iahr, sobald der Frühling zu Lnde
geht, wimmelt es dort von Sominerfrischlern und zwar haupt-
sächlich von Mültern mit mehr oder minder crwachienen Töchtern.
Dberflächliche Beobachter hättcn diese Vorliebe heiratssähiger
Mäüchen für das gottverlassene Nesr einigermaßen mcrkwürdig
gesunden; wer aber mit der dortigen Gegend ein wenig ver-
traut war, der wußte, daß um chchuabelbach herum ein halbes
Dutzend wohl arrondierter Gutsherrschaften lag, und daß auf
diesen kserrensitzen unter andern auch einige heiratsfähige Guts-
besitzerssöhne vorhandcn warcn, welche doch um Gottes willen
auch einmal in dcn hciligcn Ltand der Lhe zu trelen gcwisser-
maßen die Pslicht hatten.
Man sah daher die jungen Damen der Sommerfrischler-
GcseUschast mit vorlicbe entwedcr aUcin oder in Beglcitung des
Dicnslmädchcns — die Mütter machen sich nicht gul; wiiken
incistcns abstbreckcnd — ouf cinsamen lvaldpiaden, scbcinbar
mit ciner lsandarbeit bcschäftigt odcr in die tektüre eincs Buches
versenkt, dahinwandcln, iinmer in siiller Lrwartung, jetzt und
jctzt cincm dcr heißbcgehrten Gutsbcsitzcrssöhnc zu bcgcgncn.
Bislang hatten abcr dic Damcn darin wcnig Glück; die jungen
Männcr zcigtcn sich wedcr im lvalde noch bci dcr von den
Sominerfrischlcrn Schnabclbachs veransialtelcn Reunion, und dic
Müttcr lechzten vergcbcns nach ciner guten partie.
Endlich kam eines schönen Tages das schon stark in die
Zwanzigcrjahre gehende Fräulein Marlha Butzcl atemlos vom
Ivalde zurück, so daß ihr das Dicnsimädchen kaum zu folgen
vermochte und ihrer Mutter um den ksals fallend, rief sie:
„Mamal Ich hab' heute cine Bckanntschaft gemachtl"
Mama Butzcl ließ den Stricksirumpf sinken, und indes sich
Die gute j)artie.
frohes Staunen in ihren Zügen
malte, plapperte das Töchterchen
weiter: „Du weißt ja die Bank
im lseisterwald, dort wo das
bsahnenkreuz stchl. Dort saß
ich hcute votinittag mit der
Mina und denke eben an nichts,
als ein jungcr, sonngebräunter
Mann, mit einem Iagdgewehr
übcr der Schultcr, bei uns stehen
bleibt, artig dcn lsut zieht und
um die Erlaubnis sragt, ob er
„dcn Damen" Gcsellschaft leisten
dürfe. Ich nickte ein Ia und inr
Lsandumdrehen saß er bei uns
auf der Bank und plauderte wie
ein alter Lekannter. Morgen, hat
er gesagt, komnre er wiederl"
„Ia, hat er stch denn nicht
vorgestellt, mcin Aind?" sragte
Mama Butzcl bedächtig. „Nein,
Mama, es war mir auch lieber
so. lveißt Du, er soll nur
inkognito blciben, damit er sich
nicht etwa denken kann, ich habe
ihn nur wegen seiner Guts-
besitzung geheiratctl" — „Aber
Rind," lächelte Mama Butzel
„sachte, sachtel Lrsiens werde
ich mir ihn erst mal ansehen,
zweitens ist es noch nicht so gewiß, daß er ein Gutsbesitzers-
sohn ist und — drittens, wer wciß, ob er crnste Absichtcn hatl"
„G, Mamatschi, ich fühle, ich ahne es, daß er der Sprosse
eines tscrrschaflbesitzers ist; er hat so etwas Ligenes . . so
etwas . . na, Du wirst ihn ja morgen sehenl" Damit sprang
Martha in jugendlicher Anwandlung über eine Gartenbank,
zerriß sich hierbei das Aleid und verschwand im gegenüber-
licgcnden Bauernhaus, wo ihre intimste Busenfreundin Kitty
kvinklcr wohnte, welcher sie ihr heutiges Lrlebnis voll über-
sprudelnder Freude mitteilte.
Am nächstcn Tage wandelte Mama Butzel, bewaffnet rnit
cinem scharsen Lorgnon, an der Seite ihres Töchterchens zu
(Lorlieyung Sciio IZS)
Ddr fmfLustjge Zimiuerhcrr.
„Aber Tini, ich verftehe ja nicht, was Sie sprechen; Sie müssen
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Meggendorfer Blätter
Titel
Titel/Objekt
Begreiflich; Der kußlustige Zimmerherr
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Bildunterschrift: - "Ich ginge gerne ins Gebirge, aber ich habe Angst vor dem Rindvieh auf den Almen." / Stritznow: "O, is nich' bei mir! Vor mir is det Viehzeug noch imma ausjerissen!" // Bildunterschrift: "Aber Tini, ich verstehe ja nicht, was Sie sprechen; Sie müssen
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1905
Entstehungsdatum (normiert)
1900 - 1910
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Aufbewahrungsort (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 62.1905, Nr. 767, S. 117
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication