Neggendorfer-Vlätter, München
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Ihr Göscherl näher zum Guckloch haltenl . . .
Donnerwetterl So eine Hexel l"
der bewußten Bank. Martha hatte sich von der Gberlehrers-
tochter ein Buch „uber den Gemüsebau" ausgeliehen und indes
ihre Augen gleichgültig über die Zeilen flogen, lauschten ihre
Vhren um so gespannter aus den Schritt des Lrwarteten.
Lndlich krachte es im lsolz. Mama Butzel setzte sich in Pofitur
und — Kitty lvinkler und ihre Tante traten aus den jdlanl
Der Blick, den Martha ihrer „Busenfreundin" zuwarf, war
ein würdiges Gegenstück zu dem Dolch eines italienischen Banditen;
aber man saßte stch alsbald, begrüßte einander auf das Freund-
schaftlichste und sreute sich, auch einmal im Malde „das Ver-
gnügen" zu haben. Nicht lange dauerte es, da erschien die
Witwe ploderbcrger mit ihren beiden Töchtern. „Ah. welche
Ueberraschungl" — „Ia, wir wollten schon immer cinmal dieses
liebe Bankerl aussuchen!" — „Nicht wahr, ein lauschiges Platzerll"
— „Ja, wir haben uns auch — ah, da kommt ja auch die Frau
Flohmaier mit ihrem Töchterchen!" — „N)ie lieb stch das heute
trifft; schade, daß wir nicht alle platz haben aus der Lank!" —
„Ainder, setzt euch doch dort ins Gras und — ah, ahl Da
kommen ja auch noch die Muckenschnabels! U)ie reizendl"
So schwirrte es hin und her und indes Mama Butzel mit
Tochter innerlich vor N)ut kochten, vergrößerte sich die Gescllschaft
von Minute zu Minute . . . Aitty, die Busenfreundin, hatte
das ihr anvertraute Geheimnis einer zweiten Busenfreundin
erzählt und so kam es, daß bald sämtliche junge Damen davon
Kenntnis hatten, was sür Thaneen die Bank beim tsahnen-
kreuz bot.
Man sehte sich in bunter Reihe ins Gras, scherzte und
plauderte, neckte und lachte und-wartete . . . Aber der
bewußte, junge, sonngebräunte Mann mit der Büchse auf der
Schulter ließ stch nicht blicken. Die p. t. Mütter schüttelten
mißbilligend die kjäupter, versorgten seufzend die Lorgnettcn
und mahnten zum Ausbruch. Die Töchterchen huschten geschwind
noch durch die nächsten Gebüsche — wer wciß, ob „Lr" nicht
vielleicht irgendwo auf der Lauer liegt — und daun ging es
talab, dem Dörfchen Schnabelbach zu, wo schon die Mittags-
glocke läutete.
vor dem Brt verabschiedete sich die Gesellschaft. „Nein,
so ein gelungener vormittagl" — „N)ir sollten uns wirklich
öfter irgendwo im N)alde treffenl" -- „Ia, ja, das wäre zu
reizendl — Nicht mahr, Frau Flohmaier?" — „Ach ja, liebe
Frau Butzel!" — „Ich bin immer dabei, meine Damcn; es ist
ja so schön im —" Frau Butzel stockte. Aam dort nicht vom
N)alde her die Mina und an ihrer Seite ein junger, sonn-
gebräunter Mannl? . . . „Ia, sie ist's — er ist's, Mamal"
stüsterte Martha übcrlaut und die Blicke aller Damen verfolgtcn
das jdärchen, welches, das Dorf umgeheud, ruhig weiterschritt
und angelcgentlich zusammen plauderte.
Mama Butzel wurde grünlich vor Gift und Galle; das
Töchterchen war dem N)einen nahe.
Man trennte sich. Nicmand sprach mchr von cincr abcr-
maligen reizendcn Zusammenkunft mit der gehcimcn Aussicht
auf eine gute jdartic. Die hatte Mina, das Dicnstmädchen,
gcmacht, denn „der junge, sonngebräunte Manu" — übrigens
ein Forstgehilfe und kein Gutsbesitzerssohn — hciratete sie wenigc
N)ochen später.
Seit jener Zeit besitzt das Fräulcin Martha Butzcl keine
Busenfreundin mehr, wartet aber im übrigen noch immer auf —
„eine gute j)artie"I
Äin tristiger (Krund.
Arzt: „Aber warum schickten Sie denn nicht gleich, als der
Rleine das Zehnmarkstück verschluckt hatte?"
— „Das hätte ja so ausgesehen, als wär's unser letztes
gewesen."
Voshaste Äustassung.
„isaben Sie auch schon die tt)ahrnehmung gemacht, daß
nichts so geeignet ist, Lrinnerungen zu wecken, wie
Musik?"
— „Ach ja, ich merkte es bei der gestrigen Vxernpremierel"
Vertraulich.
Dame: „Diese Gesellschaften sind doch cigentlich schrecklich.
Immer derselbe Lachs, dieselbe j)ute . . ."
kserr: „G, das ist noch nicht das Schlimmfte. Aber immer
dieselben Menschenl" —
Ausklarung.
s ö h n ch e n (einer rveingroßliändiers): „Du Tateleben, sag' mcr,
aus was wird denn eigentlich jvein gemacht?l"
weingroßhändler: „wenn De Talent hast — — aus
alleml"
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Ihr Göscherl näher zum Guckloch haltenl . . .
Donnerwetterl So eine Hexel l"
der bewußten Bank. Martha hatte sich von der Gberlehrers-
tochter ein Buch „uber den Gemüsebau" ausgeliehen und indes
ihre Augen gleichgültig über die Zeilen flogen, lauschten ihre
Vhren um so gespannter aus den Schritt des Lrwarteten.
Lndlich krachte es im lsolz. Mama Butzel setzte sich in Pofitur
und — Kitty lvinkler und ihre Tante traten aus den jdlanl
Der Blick, den Martha ihrer „Busenfreundin" zuwarf, war
ein würdiges Gegenstück zu dem Dolch eines italienischen Banditen;
aber man saßte stch alsbald, begrüßte einander auf das Freund-
schaftlichste und sreute sich, auch einmal im Malde „das Ver-
gnügen" zu haben. Nicht lange dauerte es, da erschien die
Witwe ploderbcrger mit ihren beiden Töchtern. „Ah. welche
Ueberraschungl" — „Ia, wir wollten schon immer cinmal dieses
liebe Bankerl aussuchen!" — „Nicht wahr, ein lauschiges Platzerll"
— „Ja, wir haben uns auch — ah, da kommt ja auch die Frau
Flohmaier mit ihrem Töchterchen!" — „N)ie lieb stch das heute
trifft; schade, daß wir nicht alle platz haben aus der Lank!" —
„Ainder, setzt euch doch dort ins Gras und — ah, ahl Da
kommen ja auch noch die Muckenschnabels! U)ie reizendl"
So schwirrte es hin und her und indes Mama Butzel mit
Tochter innerlich vor N)ut kochten, vergrößerte sich die Gescllschaft
von Minute zu Minute . . . Aitty, die Busenfreundin, hatte
das ihr anvertraute Geheimnis einer zweiten Busenfreundin
erzählt und so kam es, daß bald sämtliche junge Damen davon
Kenntnis hatten, was sür Thaneen die Bank beim tsahnen-
kreuz bot.
Man sehte sich in bunter Reihe ins Gras, scherzte und
plauderte, neckte und lachte und-wartete . . . Aber der
bewußte, junge, sonngebräunte Mann mit der Büchse auf der
Schulter ließ stch nicht blicken. Die p. t. Mütter schüttelten
mißbilligend die kjäupter, versorgten seufzend die Lorgnettcn
und mahnten zum Ausbruch. Die Töchterchen huschten geschwind
noch durch die nächsten Gebüsche — wer wciß, ob „Lr" nicht
vielleicht irgendwo auf der Lauer liegt — und daun ging es
talab, dem Dörfchen Schnabelbach zu, wo schon die Mittags-
glocke läutete.
vor dem Brt verabschiedete sich die Gesellschaft. „Nein,
so ein gelungener vormittagl" — „N)ir sollten uns wirklich
öfter irgendwo im N)alde treffenl" -- „Ia, ja, das wäre zu
reizendl — Nicht mahr, Frau Flohmaier?" — „Ach ja, liebe
Frau Butzel!" — „Ich bin immer dabei, meine Damcn; es ist
ja so schön im —" Frau Butzel stockte. Aam dort nicht vom
N)alde her die Mina und an ihrer Seite ein junger, sonn-
gebräunter Mannl? . . . „Ia, sie ist's — er ist's, Mamal"
stüsterte Martha übcrlaut und die Blicke aller Damen verfolgtcn
das jdärchen, welches, das Dorf umgeheud, ruhig weiterschritt
und angelcgentlich zusammen plauderte.
Mama Butzel wurde grünlich vor Gift und Galle; das
Töchterchen war dem N)einen nahe.
Man trennte sich. Nicmand sprach mchr von cincr abcr-
maligen reizendcn Zusammenkunft mit der gehcimcn Aussicht
auf eine gute jdartic. Die hatte Mina, das Dicnstmädchen,
gcmacht, denn „der junge, sonngebräunte Manu" — übrigens
ein Forstgehilfe und kein Gutsbesitzerssohn — hciratete sie wenigc
N)ochen später.
Seit jener Zeit besitzt das Fräulcin Martha Butzcl keine
Busenfreundin mehr, wartet aber im übrigen noch immer auf —
„eine gute j)artie"I
Äin tristiger (Krund.
Arzt: „Aber warum schickten Sie denn nicht gleich, als der
Rleine das Zehnmarkstück verschluckt hatte?"
— „Das hätte ja so ausgesehen, als wär's unser letztes
gewesen."
Voshaste Äustassung.
„isaben Sie auch schon die tt)ahrnehmung gemacht, daß
nichts so geeignet ist, Lrinnerungen zu wecken, wie
Musik?"
— „Ach ja, ich merkte es bei der gestrigen Vxernpremierel"
Vertraulich.
Dame: „Diese Gesellschaften sind doch cigentlich schrecklich.
Immer derselbe Lachs, dieselbe j)ute . . ."
kserr: „G, das ist noch nicht das Schlimmfte. Aber immer
dieselben Menschenl" —
Ausklarung.
s ö h n ch e n (einer rveingroßliändiers): „Du Tateleben, sag' mcr,
aus was wird denn eigentlich jvein gemacht?l"
weingroßhändler: „wenn De Talent hast — — aus
alleml"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Meggendorfer Blätter
Titel
Titel/Objekt
Der kußlustige Zimmerherr
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Bildunterschrift: Ihr Göscherl näher zum Guckloch halten! ... // Donnerwetter! So eine Hexe!!"
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1905
Entstehungsdatum (normiert)
1900 - 1910
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Aufbewahrungsort (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 62.1905, Nr. 767, S. 118
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication