Zeitschrift für Hurnor und Aunft
L)einrich.
,Da in der Greifgasfe allnächtlich die ehrsamen Bürger
durch lautes und wiederholtes ,kjeinrich'-Rufen aus ihrer wohl-
verdienten Ruhe von den tferrn Ttudierenden gestört werden,
sieht sich der unterfertigte Universitätsrichter genötigt, den tferren
Studierenden das nächtliche ,kseinrich'-Rufen in der Greifgasse
strengstens zu untersagen.'
Das war jedenfalls das Schlimmste, was Seine weisheit,
der tserr Universitätsrichter in der Sache tun konnte. Denn nun
war der Fall allgemein bekannt, und sämtliche Aorxorationen,
-Germanen und Aleinannen, der heilige NAngolf auch', niachten
sich ein Gaudium daraus, immer nach der Aneipe in die Greif-
gasse zu ziehen, um dort laut und oft ,kseinricksi zu rufen.
Wenn es bis jetzt nur zu einer Zeit der Nacht geschehen
war, so wiederholte sich nun der Scherz öfters, denn die einen
kamen um zwölf Uhr, die andern um ein Uhr, um zwei Uhr u.s.f.
Unser Landsmann ,kjeinricksi war schon längst fluchtweise aus
der Gasfe weggezogen, aber sein Name war geblieben und schallte
gespenstisch durch die Nacht.
Auf erneuerte Alagen der Greifgassen-Bewohner hin wurde
ein pedell beauftragt, in der Nachtdurch die Gasse zu patrouillieren
und jeden festzunehmen, der ,kjeinrich^ rusen werde.
Das war Del ins Feuer und der ksexensabbat ging los.
Nun zogen die Studenten immer
in je zwei Gruxxen aus, von denen
die eine sich oben an das Lndc
der Gasse postierte, die andre unten.
Menn der Pedell oben war,
klang unten der lockende Ruf
ikjeinrich, kseinrichll
Rasch stürzte der wächter der
Nacht hin, um die Missetater zu
sangen. Doch kaum war er unten,
erscholl es von oben ,kjeinrich,
kseinrichb
So entwickelte fich eine wilde,
nächtliche Iagd, und der arme
pedell war der reinste perxendikel,
der von einem Gnde der Gasse zum
andern baumelte, bis er atemlos
den grauen Morgen erreichte.
Die kjeinrichaffäre wurde immer
unheimlicher. Der Universitäts-
richter wurde ein verzweifelndec
Mann, die Pedelle wurden melan-
cholische pessimisten und die Greif-
gassen-Bürger drohten mit einer
Lezession ü >a Roms. Die zanze
Stadt war in Aufregung und überall
hörte man das Stichwort ,kseinricht.
Dafand dielustigeStudcntenge-
schichte eine dramatische Auslösung.
Lines Tages konnte man an
den Straßenecken große Plakate
lesen mit der sensationellen Auf-
schrift ,kseinrich'.
Das stand oben in großen Buch-
staben und darunter war folgendc
Theater-Ankündigung:
,Die Ienenser Studentenschast
erlaubt sich hiemit, einem p. t. Publi-
kuin kundzugeben, daß am nächsten
5onntag nachmittag aus dem Markt-
platz eine große Volkstheater-Auf-
sührung stattfinden wird.
Gesxielt wird ein neues Schausxiel, das den nicht mehr
ungewöhnlichen Namen ,Ljeinrich° führt.
Grt der Ljandlung: Jena. Zeit: Gegenwart.
Ieder hat freien Iutritt und kann stehen oder sitzen, wo
er will; nur für den kserrn Universitätsrichter und sür die
kjerren pedelle sind Lhrenplätze vorbehalten. Der Reinertrag
wird zum lvohl der Greifgassen-Nachtruhe verwendetck
Natürlich gab es nun ein großes kjallo, und am nächsten
Sonntag stand wirklich eine Bretterbude aus dem Ularktxlatz
sür die angekündigte Theatervorstellung.
Iedes Gebein aus Iena kam herzu, nur die vorbehaltenen
Lhrenplätze blieben unbesetzt.
Die Aufführung geschah unter brausendem Iubel des
Publikums. Das Stück aber hatte kurz solgenden Inhalt:
Lin vater hatte einen Sohn. Dieser Sohn hieß ,kjeinrich'
und studierte in Iena. Doch war der kserr Sohn ein slottes
Bürschchen und brauchte mehr Geld, als der jdaxa für nötig hielt.
Daher saßte der vater den Lntschluß, nach Iena zu reisen,
um einmal nach dem Studiosus zu sehen. Natürlich ward die
Fahrt ohne Anmeldung unternommen, und der besorgte vater
kommt in der Nacht in Iena an. vom Bahnhof geht er in
die Greifgasse zur kvohnung seines Sohnes. Dieser ist jedoch
(Lortsetzung Seite ^2.)
Anno dazrunal.
„kveine nicht, Geliebte, meine Sache steht gut; erst gestern, als mir Screnis-
simus im Park begegnete, hat mich hochdero Iagdhund huldvollst angewedelti"
L)einrich.
,Da in der Greifgasfe allnächtlich die ehrsamen Bürger
durch lautes und wiederholtes ,kjeinrich'-Rufen aus ihrer wohl-
verdienten Ruhe von den tferrn Ttudierenden gestört werden,
sieht sich der unterfertigte Universitätsrichter genötigt, den tferren
Studierenden das nächtliche ,kseinrich'-Rufen in der Greifgasse
strengstens zu untersagen.'
Das war jedenfalls das Schlimmste, was Seine weisheit,
der tserr Universitätsrichter in der Sache tun konnte. Denn nun
war der Fall allgemein bekannt, und sämtliche Aorxorationen,
-Germanen und Aleinannen, der heilige NAngolf auch', niachten
sich ein Gaudium daraus, immer nach der Aneipe in die Greif-
gasse zu ziehen, um dort laut und oft ,kseinricksi zu rufen.
Wenn es bis jetzt nur zu einer Zeit der Nacht geschehen
war, so wiederholte sich nun der Scherz öfters, denn die einen
kamen um zwölf Uhr, die andern um ein Uhr, um zwei Uhr u.s.f.
Unser Landsmann ,kjeinricksi war schon längst fluchtweise aus
der Gasfe weggezogen, aber sein Name war geblieben und schallte
gespenstisch durch die Nacht.
Auf erneuerte Alagen der Greifgassen-Bewohner hin wurde
ein pedell beauftragt, in der Nachtdurch die Gasse zu patrouillieren
und jeden festzunehmen, der ,kjeinrich^ rusen werde.
Das war Del ins Feuer und der ksexensabbat ging los.
Nun zogen die Studenten immer
in je zwei Gruxxen aus, von denen
die eine sich oben an das Lndc
der Gasse postierte, die andre unten.
Menn der Pedell oben war,
klang unten der lockende Ruf
ikjeinrich, kseinrichll
Rasch stürzte der wächter der
Nacht hin, um die Missetater zu
sangen. Doch kaum war er unten,
erscholl es von oben ,kjeinrich,
kseinrichb
So entwickelte fich eine wilde,
nächtliche Iagd, und der arme
pedell war der reinste perxendikel,
der von einem Gnde der Gasse zum
andern baumelte, bis er atemlos
den grauen Morgen erreichte.
Die kjeinrichaffäre wurde immer
unheimlicher. Der Universitäts-
richter wurde ein verzweifelndec
Mann, die Pedelle wurden melan-
cholische pessimisten und die Greif-
gassen-Bürger drohten mit einer
Lezession ü >a Roms. Die zanze
Stadt war in Aufregung und überall
hörte man das Stichwort ,kseinricht.
Dafand dielustigeStudcntenge-
schichte eine dramatische Auslösung.
Lines Tages konnte man an
den Straßenecken große Plakate
lesen mit der sensationellen Auf-
schrift ,kseinrich'.
Das stand oben in großen Buch-
staben und darunter war folgendc
Theater-Ankündigung:
,Die Ienenser Studentenschast
erlaubt sich hiemit, einem p. t. Publi-
kuin kundzugeben, daß am nächsten
5onntag nachmittag aus dem Markt-
platz eine große Volkstheater-Auf-
sührung stattfinden wird.
Gesxielt wird ein neues Schausxiel, das den nicht mehr
ungewöhnlichen Namen ,Ljeinrich° führt.
Grt der Ljandlung: Jena. Zeit: Gegenwart.
Ieder hat freien Iutritt und kann stehen oder sitzen, wo
er will; nur für den kserrn Universitätsrichter und sür die
kjerren pedelle sind Lhrenplätze vorbehalten. Der Reinertrag
wird zum lvohl der Greifgassen-Nachtruhe verwendetck
Natürlich gab es nun ein großes kjallo, und am nächsten
Sonntag stand wirklich eine Bretterbude aus dem Ularktxlatz
sür die angekündigte Theatervorstellung.
Iedes Gebein aus Iena kam herzu, nur die vorbehaltenen
Lhrenplätze blieben unbesetzt.
Die Aufführung geschah unter brausendem Iubel des
Publikums. Das Stück aber hatte kurz solgenden Inhalt:
Lin vater hatte einen Sohn. Dieser Sohn hieß ,kjeinrich'
und studierte in Iena. Doch war der kserr Sohn ein slottes
Bürschchen und brauchte mehr Geld, als der jdaxa für nötig hielt.
Daher saßte der vater den Lntschluß, nach Iena zu reisen,
um einmal nach dem Studiosus zu sehen. Natürlich ward die
Fahrt ohne Anmeldung unternommen, und der besorgte vater
kommt in der Nacht in Iena an. vom Bahnhof geht er in
die Greifgasse zur kvohnung seines Sohnes. Dieser ist jedoch
(Lortsetzung Seite ^2.)
Anno dazrunal.
„kveine nicht, Geliebte, meine Sache steht gut; erst gestern, als mir Screnis-
simus im Park begegnete, hat mich hochdero Iagdhund huldvollst angewedelti"