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Meggendorfer-Blätter — 62.1905 (Nr. 758-770)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9749#0163
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Zeitschrift für Humor und Runst


Vernichtende Kritik.

Maler: „Solche Bilder, wie dieses, habe ich schon zu hunderten verkauftl"

Kannibalenhäuptling: „Sol . . . Dann fördern wir ja die wahre Runst, wenn wir Dich fressenl"

Zwei Schlaunöpfe.

. Humoreske von

er Studienrat, Lserr Dipfelmaier und der Matheinatik-
professor, kserr Bamxflich, welche beide an der gleichen
Anstalt wirkten, waren, soweit es das dienstliche ver-
hältnis zuließ, gute Freunde und unternahmen in dieser Ligen-
schaft an schulfreien Nachmittagen oft gemeinsame Spaziergänge
in die nahe Umgebung. Auf solch einem wandergange waren
sie auch heute begriffen und nachdem sie die Reize der Natur
hinreichend genossen hatten, plädierte jdrofessorl Bampflich für
eine kleine kserz- und Magenstärkung, der sich auch der Studien-
rat nicht abgeneigt zeigte. Sie traten daher in ein am wege
liegendes freundlichcs wirtshaus, und da die Stube kühl und
das Bier frisch war, so kamen sie bald in eine behagliche kleine
Aneiperei hinein, die sie der verstreichenden Zeit nicht achten
ließ. Lrst die sinkende Sonne mahnte sie zum Aufbruch, und
hastig sprangen die beiden tserren von ihren Sitzen, warteten
doch ihrer daheim die gestrengen Gemahlinnen. Aber, o
Schreckl wie sie nach ihren bsüten greifen wollten, war nur
mehr ciner da, der des bserrn Studienrates jedoch fehlte.

Lange starrte sein einstiger Besitzer den Nagel an, wo er
gehangen hatte, dann suchte er in Gemeinschaft mit seinem Aol-
lcgen das ganze Lokal ab, aber der But fand sich nicht. Ls war
ganz zweifellos, der bsut war gestohlen worden. „Aber ich kann
doch unmöglich ohne ksut nach bsause gehen," jammerte der Studien-
rat. „Die ganze Stadt würde ja mit Fingern auf mich zeigen."

Der wirt, der um Lrsatz, rcspektive Aushilfe angegangen
wurde, förderte ein derartig abgegriffenes Material zu Tage,
daß der Studienrat dessen Benützung entrüstet zurückwies.
Lieber wollte er warten, bis es stockfinster wurde. wenn nur
daheim die wartende Frau Gemahlin nicht gewesen wäre; es
war eine wirklich fatale und widerwärtige Situationl

professor Bamxflich, der mit dem Pflichtgcfühl des Unter-
gebenen im allgemeinen und mit dem Scharfsinn des lUathe-

C. A. Hennig.

matikers im besondern bereits seit einer halben Stunde über
einen Ausweg aus diesem Dilemma nachgedacht hatte, ließ
xlötzlich erkennen, daß er unter diesem dopxclten Druck auf
sein Gehirn das Gewünschte gcfunden hatte. Denn sein Ge-
sicht erglänzte, indem er sagte: „Aber mein verehrter kserr
Studienrat, die Sache ist doch furchtbar einfach und ich wundre
mich, daß ich nicht früher darauf gekommen bin. Der weg
nach der Stadt ist nicht weit, ich gehe in ihre wohnung und
hole Ihnen einen Lsut, während Sie mich hier erwarten. Da
ja Jhre Frau Gemahlin beruhigt sein wird, können Sie dic
Martezeit in aller Behaglichkeit inter poculu verbringen. Nur
bitte ich respektvollst, daß Sie inzwischen auf meinen ksut
obacht geben, damit nicht in der Zwischenzeit auch noch der
gestohlen wird."

Der Studienrat sah seinen Freund gerührt an.

„kserr Rollega, Sie sind ein Iuwel," sagte cr. „Ia, ich
nehme Ihr Anerbieten mit Dank an und während Sie fort
sind, setze ich Ihren ksut auf den Aopf und ich will doch
sehen, wer ihn mir da stehlen solltel"

Nnd während nun Professor Bamxflich im Lilschritt bar-
häuptig der Stadt zustrebte und innerlich über seinen trefflichen
Bildbeschreibung
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