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Meggendorfer-Blätter — 63.1905 (Nr. 771-783)

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https://doi.org/10.11588/diglit.19790#0012
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Der unterbrochene Treueschwur.



Von der Schmiere.
Man bittet höflichst nicht mit
Kürbissen zu werfen.
Die Direktion.

Meggendorfer-Blätter, München

Der Aantoffelritter.
trinkt nichts, ißt nichts, scheint krank zu sein. Nun überfällt mich die Angst. ,Nelly,'
sag' ich, ,was ist denn mit Dir los? Fühlst Du Dich unwohl, soll ich nicht lieber den
Doktor rufen lassen?'
Sie schüttelt melancholisch das hübsche Köpfchen. Denkt gar nicht daran, würde
sich geradezu weigern, ihm Red und Antwort zu stehen. Aber, fügt sie bei, sie werde
sich heute im Fremdenzimmer ihr Bett machen lassen, damit sie mich nachts nicht wieder
mit ihren törichten Träumereien wecke.
Nun brause ich auf. ,Unsinn! Das fiele mir gerade noch ein.' Aber sie ist eigen-
sinnig und versteift sich darauf. Ls ist nichts mit ihr anzufangen, völlig rabiat wird
sie. Endlich läßt sie sich aber doch bewegen, ihr Vorhaben aufzugeben.
Und selbe Nacht — wieder die nämliche Geschichte. Nur noch potenziert, ins
Tragische schillernd. Denkt euch, ich wache so gegen zwei Uhr auf, der Mond scheint
voll ins Zimmer und ich traue meinen Augen kaum, denn am Fenster sitzt meine Frau
im lichten Nachtgewande und reibt und reibt und reibt.
Und wie ich meiner Sinne vollständig Herr geworden bin, sehe ich, daß sie eine
Hose auf dem Schoß hat und in der Hand einen Flecken, den sie von Zeit zu Zeit aus
einer Flasche tränkt, die einen Benzingeruch im Zimmer verbreitet.
,lvas machst Du denn da?' rufe ich sie an, nachdem ich sie eine längere Meile
beobachtet hatte.
Da fährt sie erschrocken in die Höhe und nähert sich mir. Und mit einem ver-
zweifelten Aufschrei setzt sie sich an mein Bett und spricht: ,Ich bring' den Flecken
nicht heraus, Adolf, ich hab's mit allen Mitteln versucht. Es geht nicht. Um keinen
Preis der lvclt!' Und nun umarmte sie mich und bittere Tränen flössen über das
Gesicht der armen Lady Makboth. ,Denke nicht schlecht von nur, Adolf,' stöhnte sie,
,aber der Himmel ist mein Zeuge, ich kann wirklich nichts dafür. Es ist nicht meine
Sehr.' ' Und ich muß es sagen, es muß heraus.' Habt ihr eine Ahnung
welche ungeheure Überwindung cs mich kostete, nicht gerade hinaus zu lachen und ein
Herz zu verletzen, das mich ja doch mit jeder Faser liebt, leidenschaftlich an mir hängt.
Seht ihr, seit jener Stunde bin ich ein Pantoffelheld. Das heißt, ich füge mich lautlos
all den kleinen Provokationen des Augenblicks. Als Philosoph und weil's gleich ist,
streite ich nicht mehr und bin immer der schuldige Teil. Mir hat's bisher nichts ge-
schadet und Nelly ist seitdem noch viel, viel drolliger und schwört, ich sei ein Ideal von
einem Mann. Na, also!
So, und nun mögt ihr meinetwegen euch einbilden, was ihr wollt, könnt mich
auch einen traurigen Ritter heißen, wenn es euch einen Spaß bereitet. Aber nur unter
uns, wenn ich bitten darf. Ls würde mir schrecklich leid tun, wenn ich einem Freunde
seine schöne Fassade verwüsten müßte!"

's Eck.
ib reich, ob arm, ob jung und alt,
No' jeder, den i g'fragt,
Der hat, daß er koan Glück net hat,
Recht sündli drüber g'klagt.

A Gluck — no ja, das war scho recht,
So Hab' i denkt bei mir,
Halt — machst di a ins Suachen auf,
No eppa glückt's halt Dir.
Und groast bin i bergauf, talab,
Hab' gsehgn und g'hört grad gnuar
vo Elend, Haß und Neid und Streit,
Do von an Glück ka Spur.
Bin wieder in 's kloan Häuser! zogn
Und denk' ma stad: V mein,
was jeder suacht und koancr findt,
Wird auf der Welt — net sein!
A. Nantl.


Verantwortlicher Redakteur: Ferdinand Schreiber jr. Druck von I. F. Schreibe'', beide in Eßlingen bei Stuttgart.
In Desterreich-Ungarn für Herausgabe und Redaktion verantwortlich: Rooert Mohr in Wien I.
Vrrlag vvn I. F. Schreiber in München und Esslingen.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Der unterbrochene Treueschwur
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Meggendorfer, Lothar
Entstehungsdatum
um 1905
Entstehungsdatum (normiert)
1900 - 1910
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Mann
Baum
Liebespaar
Treueid
Streich <Scherz>
Zigarette
Verbrennung
Schrecken
Lachen

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Zeitpunkt Aufnahme (normiert)
2013-11-21 - 2013-11-21
Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 63.1905, Nr. 771, S. 12
 
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