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Meggendorfer-Blätter — 63.1905 (Nr. 771-783)

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https://doi.org/10.11588/diglit.19790#0023
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Zeitschrift für chumor unö Auitst

23

Haft schönen Stunde, da der Geliebte kommen werde, da sie
hochklopfenden Herzens die Musik einer lieben Stimme ver-
nehmen sollte, die in überwallendem Gefühle ihr einen An-
trag inacht.
verklärt blickte sie vor sich hin, ihre Augen leuchteten und
über ihren Lippen schwebte ein seliges Lächeln.
„Sie wissen, ich bin Beamter der Versicherungsgesellschaft
,Providentia'," nahm er seine Rede wieder auf.
„Ich weiß"-
„Unsre Gesellschaft ist solid, sie hat einen Reservefond,
der jede Gefahr ausschließt."
„Ich verstehe, Ihre Anstellung ist sicher."
„Das auch. Sie ernährt mich ganz wohl." Dabei blickte
er lächelnd auf seine rundliche Gestalt.
„Wenn man verheiratet ist," warf Adelgunde ein, „gibt es
wohl mannigfaltige Auslagen, die man als Iunggeselle nicht
kennt."
„Auslagen, und obl"
„Aber das läßt sich ja ausgleichen, wenn der Mann ein
Heim hat, entbehrt er gerne den steten Besuch der Gasthäuser."
„Glauben Sie, daß einer so dumm sein kann?" entgegnete
lächelnd Friedjung und schüttelte den Kopf. — „Doch zur
Sache" fuhr er rasch fort. „Unsre Gesellschaft hat eine Art
von Rentenversicherung vorgesehen, von der ich glaube, daß sie
Ihnen ganz besonders konvenieren dürfte." Adelgunde wußte
nicht, wie ihr geschah. Lr sah dies in ihrem fragenden Blicke
und beeilte sich, deutlicher zu werden.
„Wenn Sie bei uns ein Kapital von zehntausend Kronen
anlegen, können Sie sich damit für Ihre alten Tage eine Iahres-
rente sichern" — —
Line Iahresrentel Adelgunde stand aus, ihr Blick hatte
einen seltsam starren Ausdruck angenommen. „Ich kann Ihnen
den Tarif Zl> nur wärmstens empfehlen," setzte er eifrig fort
und überreichte ihr ein gedrucktes Heft. „Seien Sie überzeugt,
daß mit uns keine andre Gesellschaft konkurrieren kann. Wann
darf ich wieder vorsprechen? Ich lass? Ihnen einen Prospekt
hier, mein Fräulein, wenn Sie gestatten, komme ich in acht
Tagen wieder. Nicht wahr? Meinen verbindlichsten Dank, ich
empfehle mich gehorsamst und lesen Sie gütigst recht aufmerk-
sam den Tarif 2 b!"
Das war also der Antrag, auf den sie so große Hoffnung
gesetzt hatte. V, schnöde Männerwelt!

Stohseuster.
Iunger Arzt- „'s ist a Kreuz- erst muß man sich ab
müh'n, daß man Patienten, dann daß man sie gesund und
endlich daß man 's Geld kriegt!"
Dic Alüßigc.
^Aas tut Ihr," srug ein Edelmann,
68^ „Mit Luern Händen? V, sagt an,
Madonna, wie Ihr sie bewahrt
So blütenweiß, so sein und zart?" —
Da sagte stolzen Angesichts
Die Donna: „Ich — tu' einfach nichts."
S. I-
Ausgleich.
Baron: „Ich halte um die Hand Ihrer Tochter an."
Bankier: „Hm!"
Baron: „Bedenken Sie, mein Name hat einen guten Klang."
Bankier „Mein Geld auch."

Spöttisch.
- „So, der Dichterling F. will sich'mal verbrennen lassen?"
- „Ia, er möchte das Schicksal seiner Musenkinder teilen."
Die gloriose Idee.
m Restaurant „Duckelbollner" verkehrte seit einigen Tagen
ein schlimmer Gast — ein Rockmarder. Das mußte ein
geriebener Bursche sein, denn trotz der angestrengtesten Auf-
merksamkeit des Dienstpersonals, verstand er es immer wieder,
einen günstigen Augenblick zu benützen und mit einem feinen
Winterrock oder einem kostbaren pelz zu verduften.
Da verfiel der Wirt, Herr Duckelbollner, auf eine, wie er
sagte, „gloriose Idee", um den Gauner auf frischer Tat zu
ertappen. Lr ließ vor Beginn des Abendgeschäftes seinen
eigenen, durch den prachtvollen Biberpelz weithin auffallenden
Rock an einen Kleiderständer, der zunächst der Ausgangstüre
des Restaurants stand, hängen und berief hierauf den kleinsten
Pikkolo des Hauses, den Lukschanderl Pepi, zu sich.
„Pepi," sagte er, „schau Dir diesen Silbergulden an. Sixt,
den kriegst Du, wenn Du heut' den Rockdieb erwischen tust!"

„Ia, wie soll denn i —"
„Sei ruhig, Kleiner! Das werd' ich Dir gleich sagen.
Du stellst Dich ganz einfach auf den Schirmständer da 'nauf
und versteckst Dich hinter mein' Pelz. Wenn dann der Diebs-
kerl kommen sollt' und den Rock nehmen will, so packst 'n —."
„Wen, den Rock?"
„Nein! Den Dieb, Du Schafshaxell Hast mich also ver
standen?"
Der Lukschanderl Pepi nickte verständnisinnig — besonders
zu dem Silbergulden und bestieg seinen Lauscherposten, wo er
hinter dem mächtigen pelz seines Herrn vollständig verschwand.
Und siehe da! Schon nach einer halben Stunde zeigte
sich's, welch ungeahnten Lrfolg die gloriose Idee des Wirts
hatte:
Der prachtvolle Biberpelz des Herrn Duckel-
bollner war — — — — — — — — — — — —-
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Die gloriose Idee
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Schramm, Viktor
Entstehungsdatum
um 1905
Entstehungsdatum (normiert)
1900 - 1910
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Restaurant
Kellner
Anweisung
Pelz
Mantel
Geld
Münze
Idee
Diebstahlsicherung

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Zeitpunkt Aufnahme (normiert)
2013-11-21 - 2013-11-21
Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 63.1905, Nr. 772, S. 23
 
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