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Meggendorfer-Blätter — 63.1905 (Nr. 771-783)

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https://doi.org/10.11588/diglit.19790#0026
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26

M eggen d o rfer-Blätter, München

Ja soooo
n der letzten Ballsaison hatte eine nette junge Dame einen
so starken Eindruck auf mich gemacht, daß die Frage:
heiraten oder ledig bleiben? — für mich „aktuell" geworden war.
Ich überlegte hin und her und ließ die Aussprüche berühmter
Dichter und Denker über die Ehe in meinem Geiste Revue passieren.
Da fiel mir mein Freund Pankratius Setterlein ein. Wir
beide waren Busenfreunde von Aindesbeinen an gewesen, erst
vor zwei Jahren hatte uns das Schicksal getrennt, kurz vor
Setterleins Hochzeit.
Der junge Ehemann hatte mir dann noch einige Male
geschrieben, allmählich war die Korrespondenz eingeschlafen, wie
das ja zumeist so geht.
„Du besuchst Setterlein," sagte ich mir, „fragst ihn, ob er
Dir aus treuem Freundesherzen auf Grund seiner eigenen
Erfahrungen das Heiraten empfehlen würde, — suchst Einblicke
in sein Eheleben zu gewinnen, um daraus Deine Schlüsse
ziehen zu können."
Schnell entschlossen, setzte ich den Freund von meiner bevor-
stehenden Ankunft telegraphisch in Aenntnis und dampfte mit
dem nächsten Schnellzug ab, ohne eine Antwort abzuwarten.
Pankratius erwartete mich aus dem Bahnhof; er war in
heiterster Stimmung. Wir traten in den Wartesaal zu fröh-
lichem Begrüßungstrunk.
„Prosit, alter Freund I"
„Prosit, alte, treue SeeleI"
Ich unterzog Pankratius einer scharfen (Okularinspektion.
Der Mann sah vorzüglich aus, es ging ihm unzweifelhaft gut.
Und diese beneidenswerte, von Fröhlichkeit übersxrudelnde Laune.
Ich konnte mich nicht entsinnen, ihn früher jemals in einer

_ _N
, H. Maro.
derartigen Gemütsverfassung gesehen zu haben. Als Jung-
geselle hatte er oft ein mürrisches und verdrossenes Wesen zur
Schau getragen. Wie vorteilhaft hatte die Ehe ihn verändert.
„Ich werde auch heiraten," sagte ich still für mich.
Ich wollte mich nun nach seiner Gemahlin erkundigen, ihn
über sein Eheleben ausforschen. Aber Pankratius ließ mich
gar nicht zu Worte kommen. Die Erinnerung an unsre gemein-
same Jugendzeit war in seinem Geiste lebendig geworden und
setzte seine Zunge zu ununterbrochenem Redeschwall in Bewegung.
Dazwischen goß er ein Glas Bier nach dem andern hinunter.
Dieser Mann war kein Pantoffelheld geworden, der brauchte
sich nicht zu scheuen, einmal mit einem kleinen Rausch vor seine
Frau zu treten; die war keine Fanthipxe. Was brauche ich
noch viel zu fragen und zu forschen, ich sah es ja deutlich, dieser
Gatte war glücklich.
„Ich werde nun auch heiraten!" rief ich endlich begeistert.
Pankratius sah mich groß an.
„Jawohl, ich werde nun auch heiraten. Dieses Wiedersehen
mit Dir, dem Ehemann, dem Glück und Frohsinn an der Stirn
geschrieben stehen, dessen ganzes Wesen nicht die geringste lästige
Fessel verrät, hat meine letzten Bedenken gegen den schicksals-
schweren Schritt schwinden lassen."
„Ich ein glücklicher Ehemann?"
„Nun ja?"
„Ach so, Du weißt es natürlich noch nicht, daß mir meine
Frau vor kurzem auf Nimmerwiedersehen durchgebrannt ist!"
„Und darum bist Du so lustig?"
„Ial"
„Ja soooo — —!I"


prosimtum est.


Gast (Zum Pikkolo, der soeben das Lokal verlassen und nun mit einen, viel zu großen jrack bekleide, wieder herein,littp „Iessas, Peppcrl, wie schaust
denn Du aus?!"
— „Ja wissen S', die Polizei erlaubt's nimmer, daß während der Nachtzeit Pikkolos beschäftigt werden, und da bin ich halt
von elf Uhr ab ,Gehilfe'."
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Probatum est
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Bildunterschrift: Gast (zum Pikkolo, der soeben das Lokal verlassen und nun mit einem viel zu großen Frack bekleidet wieder hereintritt): "Jessas, Pepperl, wie schaust denn Du aus?!" / - "Ja wisen S', die Polizei erlaubt's nimmer, daß während der Nachtzeit Pikkolos beschäftigt werden, und da bin ich halt von elf Uhr ab 'Gehilfe'."

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Schramm, Viktor
Entstehungsdatum
um 1905
Entstehungsdatum (normiert)
1900 - 1910
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Restaurant
Kellner
Gast
Frack
Humpen

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Zeitpunkt Aufnahme (normiert)
2013-11-21 - 2013-11-21
Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 63.1905, Nr. 773, S. 26
 
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