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Meggendorfer-Blätter — 63.1905 (Nr. 771-783)

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https://doi.org/10.11588/diglit.19790#0033
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Keilschrift für t)uiuor und sinnst


Der schlaue Michele.

Humoreske von I. Merkt.


woa Weg führ'n nach Llchenstoa aufsi, wo ma so a feine
Aussicht hat. Der oane, dös is a ganz a guats Straßl,
verstehst? Nur is halt a bissel a lange G'schicht', bis
D' da hinkimmst. Werd'n etli drei Stunden sein, eher mehra wie
minder. Der ander weg aber, der waar nur halbet so weit,
aber mein Gott . . . Bis D' da auffikraxelst, bist halbet hin,
a so steil is da zum steig'n. Net zum daschnaus'n! Auf dem
letztern weg da liegt 's Häusel vom Branoner Michele. So
hoaßt nämli' der Bauer, der dort droben auf dem Gütl hockt.
Der Michele is ja in der Hauptfach' a ganz bravs Mandl, wie
mir G'scherte alle san, so a kloans bissel untecwachsen is er
freili aa: a bissel a Treu und a bissel
a Falschheit is allweil dabei. No, daß
i die G'schicht verzähl', der Branoner
Michele, den schmiert natürli der schieche
weg am allermeisten. „'S taat scho
bald not," sagt er, „wann i meine
Viecher abitreib, i lasset eahna Steig-
eisen machn, net amal d' Henner
kemmen guat abi ohnedem. Im Som-
mer da g'langt's ja no', aber im Winter,
Freunderl, da hat's was. No," hat er
g'moant, der Branoner Michele, „wann
halt dös a bissel a seiner Steig wär',
nacha kehret do bei mir ob'n aa hie
und da a Tourist ein. Ueberall schlissen s'
um ananda, die damischen Trops'n, bloß
bei mir laßt si gar koaner nie net sehg'n.
Grad wie wann's verhext waar. Unser-
oaner waar aber aa froh, wann er
dieweiln a paar Kreuzerln verdeana
kunnt. Söll is g'wiß."
Dem Michele sei Weib, d' Annamirl,
die hat aa 's ganz Jahr net zum
brugsen aufg'hört, scho weil d' Kinder
bald Ham in d' Schul geh'n müss'n.
„Michele," hat s' g'sagt, „'s werd decht
nix übri bleib'n, den weg werd'n mir
richt'n lassen müss'n und kost's was will.
Sonst bricht si' do no amal a Kuh d'
Hax'n,und nacha Hain ma die Gaudi da."
wie der Michele dös g'hört hat, is
er ganz traamhappi' word'n und hat
d' Ghr'n hängn lassen, denn 's Zahl'n,
dös is eahm elend! hart ankemma.
„I moan," hat er zu der Anna-
mirl g'sagt, „i werd' do an die Suntäg
öfters abisteig'n, und werd's denc
Tourist'n stecka, was ma bei uns für
a seine Aussicht hat. vielleicht daß
do' der oane oder der ander si' d' Müh
net g'reuen laßt und auffireist. Moanst
net?" — „Na," hat d' Annamirl, was
a sehr a resolute Person war, g'sagt,
„dösselbige moan i fei gar net. Dös
Umanandaziahg'n in die wirtshäusa,
dös taat Dir freilich pass'n. Drei kiter
versaufest, und drei viertele verkaafest,
na, na, mei lieber Schneck, dösselbige
schlag' Dir nur glei' aus'm Schädel."
„Saxn, saxn," brummte der Michele,
„mir hätt' dös no' am mehreren

paßt. Was hilft's mi' denn, wann i 'n Weg richten tua?
Sowie a bissel a grob's Wetter kimmt, reißt's mir ja do' 's
ganze G'raffel wieder z'samm'I"
„Und a so geht's aa nimma'," hat d' Bäurin g'schrien.
„Nit'm Dischkriern is no nie an Arbet g'schchg'n. Dös wirkst
Dir." Also, was is 'm Michele übri' blieb'n. Lr hat si' hinter
die Bhrwascheln kratzt, hat 's G'nack einzog'n und hat zum
Studieren ang'fangt, wie ec am billigsten uni die traurige Sach
'rumkemmat. Der Summer war scho' vor der Tür, vielleicht
daß er do' den Fremden a bissel Unkosten aushäng'n kunnt,
denn die hams ja ehnder, wia so an armer Lauernmensch.

Kindermund.

Bräutigam: „wer i
Karlchen: „Das ist,
Schwester bist!"

st der Herr, der Dich eben mit Bonbons beschenkt hat, Karlchen?"
nun, wie sagt man denn, der war das, was Du jetzt bei meiner
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Kindermund
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Bildunterschrift: Bräutigam: "Wer ist der Herr, der Dich eben mit Bonbons beschenkt hat, Karlchen?" / Karlchen: "Das ist, nun, wie sagt man denn, der war das, was Du jetzt bei meiner Schwester bist!"

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Mukarovsky, J.
Entstehungsdatum
um 1905
Entstehungsdatum (normiert)
1900 - 1910
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Kind
Mann
Kindermund
Bräutigam
Schwager
Bonbon
Park
Frage

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Zeitpunkt Aufnahme (normiert)
2013-11-21 - 2013-11-21
Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 63.1905, Nr. 773, S. 33
 
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