Zeitschrift für Humor und Aunst
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Aber sie hielt sich tapfer und ihre Augen glänzten, wenn
er von seinen lieben, alten Eltern erzählte und — — dabei auf
längere Zeit seinen Sprachfehler förmlich vergaß.
Er war sichtbar vortrefflich aufgelegt, und diesen Tatbestand
benützte denn auch Mama Hahnemann, der er schon sehr in das
Herz gewachsen war, um ihm eine zweite Einladung zum Mittag-
essen zu versetzen, die er ganz unbedenklich annahm.
Und wie hatte Fräulein Mazda zu dieser Einladung
gekocht! Trotz der entsetzten Blicke Mama Hahnemanns aß
(Fortsetzung Seite 56)
Zeine größte Zorge.
mit Tränen, und leises Schluch-
zen entrang sich ihrer Brust.
Erschrocken schloß sie die
Mutter in die Arme und
winkte dem paxa, abzutreten;
gehorsam ging er.
Dann gab's eine Beichte.
Schön Mazda gestand, daß sie
mit aller Ueberlcgung gehandelt
hatte —-: „Rommt er
nach dieser Mahlzeit doch
wieder — dann glaube ich, hat
er wirkliches Interesse für
mich . . . wenigstens meint
Papa immer, daß die Männer-
welt in diesem Punkte sehr
empfindlich sei!"
„Ja, wenn er aber nun
nicht . . .?" meinte die besorgte
Mutter.
„M," entgegnete die Toch-
ter, „habe ... d. h. würde
ich ihm denn nichts nachzusehen
haben? Hat er nicht einen
Sprachfehler, an dem sich
manche stoßen würde ... ach
dieser Sprachfehler! — wenn
auch nicht aufdringlich ... er
ist einmal da... o Mama . . ."
Damit siel die Tochter der
Mutter uni den Hals und
weinte bitterlich. . .
zu Tisch und die Mahlzeit würde ihm von der Geretteten
selbst bereitet werden!
Als wenn die beiden Eltern dieses kleine Aapitel Ver-
gangenheit rekapituliert hätten und nun eben damit fertig ge-
worden wären, setzte die Mama die Vorwürfe ihrer Tochter
gegenüber fort:
„Mazda!" rief sie, „das war Absicht, diese Ansicht lasse ich
mir nicht nehmen — kläre uns auf!"
.lasse ich mir nicht nehmen — kläre uns auf!" echote
der Papa gewohnheitsgemäß.
Da überflutete die lvangen
der Tochter eine heiße Blut-
welle, ihre Augen füllten sich
Das Interesse für Mazda
— trotz verdorbener Mahlzeit
— schien bei dem Assessor in
der Tat sogar sehr vorhanden zu
sein — schon ein paar Tage nach-
dem er sie intus hatte, kam er,
Digcstionsvisite zu machen.
„G — o — ob die H —
Herrschaften z — Z — zu Hause
seien?" hörte ihn Fräulein
Mazda an der Lutreetüre
fragen und sie wußte nicht, ob
sie lachen oder weinen sollte —:
da war er ja der liebe, hübsche
Mensch — aber den abscheulichen
Sprachfehler hatte er leider
auch wieder mitgebrachti
Arzt: „Es wird gut sein, Herr Meier, Sie hüten ein paar Tage das Bett."
Mann: „Das ist einfach unmöglich, Doktor, da setzt sich ja ein andrer auf meinen
Stammtischsitz."
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Aber sie hielt sich tapfer und ihre Augen glänzten, wenn
er von seinen lieben, alten Eltern erzählte und — — dabei auf
längere Zeit seinen Sprachfehler förmlich vergaß.
Er war sichtbar vortrefflich aufgelegt, und diesen Tatbestand
benützte denn auch Mama Hahnemann, der er schon sehr in das
Herz gewachsen war, um ihm eine zweite Einladung zum Mittag-
essen zu versetzen, die er ganz unbedenklich annahm.
Und wie hatte Fräulein Mazda zu dieser Einladung
gekocht! Trotz der entsetzten Blicke Mama Hahnemanns aß
(Fortsetzung Seite 56)
Zeine größte Zorge.
mit Tränen, und leises Schluch-
zen entrang sich ihrer Brust.
Erschrocken schloß sie die
Mutter in die Arme und
winkte dem paxa, abzutreten;
gehorsam ging er.
Dann gab's eine Beichte.
Schön Mazda gestand, daß sie
mit aller Ueberlcgung gehandelt
hatte —-: „Rommt er
nach dieser Mahlzeit doch
wieder — dann glaube ich, hat
er wirkliches Interesse für
mich . . . wenigstens meint
Papa immer, daß die Männer-
welt in diesem Punkte sehr
empfindlich sei!"
„Ja, wenn er aber nun
nicht . . .?" meinte die besorgte
Mutter.
„M," entgegnete die Toch-
ter, „habe ... d. h. würde
ich ihm denn nichts nachzusehen
haben? Hat er nicht einen
Sprachfehler, an dem sich
manche stoßen würde ... ach
dieser Sprachfehler! — wenn
auch nicht aufdringlich ... er
ist einmal da... o Mama . . ."
Damit siel die Tochter der
Mutter uni den Hals und
weinte bitterlich. . .
zu Tisch und die Mahlzeit würde ihm von der Geretteten
selbst bereitet werden!
Als wenn die beiden Eltern dieses kleine Aapitel Ver-
gangenheit rekapituliert hätten und nun eben damit fertig ge-
worden wären, setzte die Mama die Vorwürfe ihrer Tochter
gegenüber fort:
„Mazda!" rief sie, „das war Absicht, diese Ansicht lasse ich
mir nicht nehmen — kläre uns auf!"
.lasse ich mir nicht nehmen — kläre uns auf!" echote
der Papa gewohnheitsgemäß.
Da überflutete die lvangen
der Tochter eine heiße Blut-
welle, ihre Augen füllten sich
Das Interesse für Mazda
— trotz verdorbener Mahlzeit
— schien bei dem Assessor in
der Tat sogar sehr vorhanden zu
sein — schon ein paar Tage nach-
dem er sie intus hatte, kam er,
Digcstionsvisite zu machen.
„G — o — ob die H —
Herrschaften z — Z — zu Hause
seien?" hörte ihn Fräulein
Mazda an der Lutreetüre
fragen und sie wußte nicht, ob
sie lachen oder weinen sollte —:
da war er ja der liebe, hübsche
Mensch — aber den abscheulichen
Sprachfehler hatte er leider
auch wieder mitgebrachti
Arzt: „Es wird gut sein, Herr Meier, Sie hüten ein paar Tage das Bett."
Mann: „Das ist einfach unmöglich, Doktor, da setzt sich ja ein andrer auf meinen
Stammtischsitz."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Meggendorfer Blätter
Titel
Titel/Objekt
Seine größte Sorge
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Bildunterschrift: Arzt: "Es wird gut sein, Herr Meier, Sie hüten ein paar Tage das Bett." / Mann: "Das ist einfach unmöglich,
Doktor, da setzt sich ja ein andrer auf meinen Stammtischsitz."
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1905
Entstehungsdatum (normiert)
1900 - 1910
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Zeitpunkt Aufnahme (normiert)
2013-11-21 - 2013-11-21
Aufbewahrungsort (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 63.1905, Nr. 775, S. 57