Zeitschrift für Humor und Run ft
79
Einfache -Lösung.
Frau (eines Schaubudenbesitzers): „Nein, es ist wirklich gräßlich, wie
teuer jetzt alles ist!"
Kind: „Aber Mutter, da schicke doch mich! Kinder zahlen ja
nur die Hälfte!"
„Jeder Schuß trifft nit," will der Iungbauer ab-
schließen.
„Dasmal wohl," lacht der Michel verschmitzt. „Wie
gut daß er 'troffen hat!"
„Teufel! Aber kennt hast ihn nit? . . ."
„Wär' nit übell Den Hut mit den krumpen
Federn . . . ." Dabei schaut er dem Grabenhofer breit
ins Gesicht und freut sich auf die Wirkung.
„Nit zum glauben, so ein Lump!" ruft der Lipx
grimmig, macht aber ein Gesicht, als ob ihm wer ein
Haus geschenkt hätte. Wie gut, daß er in der Nacht vor
dem Streich mit dem Lechnerbauern den Hut getauscht hat.
„Vergiß fein nit draufl" mahnt er den Kohlenbrenner
und macht sich's auf einmal eilig. Beim Fortgehen
drückt er dem Michel ein Geldstück in die Hand. Der
schaut ihm verwundert nach, dreht den Silbergulden
zwischen den Fingern und sagt zu sich: „Der muß hart
begreifen, oder."
Dabei deutet er nach der Stirn.
Der Köhler hat die Geschichte bald vergessen. Nach
zwei Tagen ist ein Gendarm zur Kohlstatt gekommen.
Das war nichts Neues. Solche streifen oft am Berg
herum und rasten, wo es etwas zum Niedersitzen gibt.
Der Herr Postenführer hat mit dem Michel von allerhand
geplaudert, von der Arbeit, vom Wetter und zuletzt ist
er zufällig auf das gekommen, was der Köhler kürzlich
mit dem Grabenhoser verhandelt hat.
Den geht's gar nichts an, hat sich der Kohlenbrenner
gedacht und gerade so spaßig erzählt wie dem Lipp. Der
Michel hat gelacht und der Gendarm hat auch gelacht.
„Das ist gewiß, daß es der Lechnerbauern-Hans
war?" hat der Gendarm gemeint.
„Wohl, wohl!" hat der Köhler bestätigt. „G'rad'
am Lieseltag war's."
(Fortsetzung ^eite 60)
Der Grabenbauer hält ihm einen sxeckbelegten Keil
Brot hin.
„Nimm und ißl" schreit er den Kohlenbrenner an, denn
derselbe — die Leute nennen ihn den „derrischen* Michel" —
ist gewaltig schwerhörig. Früher war das nicht so. Aber er
ist als Geißhüter einmal mit einer Steinlawine hereingekugelt.
Derweil sich der Michel mit der Speckschwarte beschäftigt, er-
kundigt sich der junge Bauer, wie es um das wild steht.
„Weiß nit, i geh' nit mildern," antwortet der Hungrige.
„Leicht andre?" fragt der Grabenhoser.
„Wie man's nimmt," meint der Michel und kaut weiter.
„Hätt'st nit viel Freud', wann i verzählet."
Das Revier gehört dem Bergleitner, dessen Tochter der
Lipp heiraten möchte. Tr denkt sich geschmeichelt, daß der Köhler
darauf anspiclen will.
„Ist mir gleich," sagt er ruhig und macht eine Pause.
Ts laßt ihm aber doch keine Ruh'.
„Geht's auf Gams**?"
„Ncnn's, wie Du willst!" meint der Rußige. „Aber besser
umschau'n dürfest Dich!"
„Soll der Bergleitner tun," brummt der andre, und: „Auch
wahr!" stimmt der Michel bei.
— „Also, mein Kind, 'raus mit der Farb'l Wie heißt Dein
heimlicher Verehrer? —"
— „Herbert Barer heißt er, Vater!"
— „Hm, also NL! . . . Lin sympathischer Name!"
Im Hofbräu.
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Einfache -Lösung.
Frau (eines Schaubudenbesitzers): „Nein, es ist wirklich gräßlich, wie
teuer jetzt alles ist!"
Kind: „Aber Mutter, da schicke doch mich! Kinder zahlen ja
nur die Hälfte!"
„Jeder Schuß trifft nit," will der Iungbauer ab-
schließen.
„Dasmal wohl," lacht der Michel verschmitzt. „Wie
gut daß er 'troffen hat!"
„Teufel! Aber kennt hast ihn nit? . . ."
„Wär' nit übell Den Hut mit den krumpen
Federn . . . ." Dabei schaut er dem Grabenhofer breit
ins Gesicht und freut sich auf die Wirkung.
„Nit zum glauben, so ein Lump!" ruft der Lipx
grimmig, macht aber ein Gesicht, als ob ihm wer ein
Haus geschenkt hätte. Wie gut, daß er in der Nacht vor
dem Streich mit dem Lechnerbauern den Hut getauscht hat.
„Vergiß fein nit draufl" mahnt er den Kohlenbrenner
und macht sich's auf einmal eilig. Beim Fortgehen
drückt er dem Michel ein Geldstück in die Hand. Der
schaut ihm verwundert nach, dreht den Silbergulden
zwischen den Fingern und sagt zu sich: „Der muß hart
begreifen, oder."
Dabei deutet er nach der Stirn.
Der Köhler hat die Geschichte bald vergessen. Nach
zwei Tagen ist ein Gendarm zur Kohlstatt gekommen.
Das war nichts Neues. Solche streifen oft am Berg
herum und rasten, wo es etwas zum Niedersitzen gibt.
Der Herr Postenführer hat mit dem Michel von allerhand
geplaudert, von der Arbeit, vom Wetter und zuletzt ist
er zufällig auf das gekommen, was der Köhler kürzlich
mit dem Grabenhoser verhandelt hat.
Den geht's gar nichts an, hat sich der Kohlenbrenner
gedacht und gerade so spaßig erzählt wie dem Lipp. Der
Michel hat gelacht und der Gendarm hat auch gelacht.
„Das ist gewiß, daß es der Lechnerbauern-Hans
war?" hat der Gendarm gemeint.
„Wohl, wohl!" hat der Köhler bestätigt. „G'rad'
am Lieseltag war's."
(Fortsetzung ^eite 60)
Der Grabenbauer hält ihm einen sxeckbelegten Keil
Brot hin.
„Nimm und ißl" schreit er den Kohlenbrenner an, denn
derselbe — die Leute nennen ihn den „derrischen* Michel" —
ist gewaltig schwerhörig. Früher war das nicht so. Aber er
ist als Geißhüter einmal mit einer Steinlawine hereingekugelt.
Derweil sich der Michel mit der Speckschwarte beschäftigt, er-
kundigt sich der junge Bauer, wie es um das wild steht.
„Weiß nit, i geh' nit mildern," antwortet der Hungrige.
„Leicht andre?" fragt der Grabenhoser.
„Wie man's nimmt," meint der Michel und kaut weiter.
„Hätt'st nit viel Freud', wann i verzählet."
Das Revier gehört dem Bergleitner, dessen Tochter der
Lipp heiraten möchte. Tr denkt sich geschmeichelt, daß der Köhler
darauf anspiclen will.
„Ist mir gleich," sagt er ruhig und macht eine Pause.
Ts laßt ihm aber doch keine Ruh'.
„Geht's auf Gams**?"
„Ncnn's, wie Du willst!" meint der Rußige. „Aber besser
umschau'n dürfest Dich!"
„Soll der Bergleitner tun," brummt der andre, und: „Auch
wahr!" stimmt der Michel bei.
— „Also, mein Kind, 'raus mit der Farb'l Wie heißt Dein
heimlicher Verehrer? —"
— „Herbert Barer heißt er, Vater!"
— „Hm, also NL! . . . Lin sympathischer Name!"
Im Hofbräu.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Meggendorfer Blätter
Titel
Titel/Objekt
Einfache Lösung; Im Hofbräu
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Bildunterschrift: Frau (eines Schaubudenbesitzers): "Nein, es ist wirklich gräßlich, wie teuer jetzt alles ist!" / Kind: "Aber Mutter, da schicke doch mich! Kinder zahlen ja nur die Hälfte!" // Bildunterschrift: - "lso, mein Kind, 'raus mit der Farb'! Wie heißt Dein heimlicher Verehrer? -" / - "Herbert Baier heißt er, Vater!" / - "Hm, also HB! ... Ein sympathischer Name!"
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1905
Entstehungsdatum (normiert)
1900 - 1910
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Zeitpunkt Aufnahme (normiert)
2013-11-21 - 2013-11-21
Aufbewahrungsort (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 63.1905, Nr. 777, S. 79
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg