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Meggenöorfer-BIäller, München
was, denken Sie doch 'mal an meine Mietsschuld, — an das Sümmchen, das
Sie von mir zu kriegen-Hurra! Da sind ja schon die ersten Tränen!"
Ja, sie waren da; kauin hatte Frau Schulze das Wort „Miets-
schuld" vernommen, als es in großen perlen über ihre Wangen zu
rinnen begann.
„Hier — hier! — beugen Sie bitte den Kopf über den Brief! . . .
Halt — haaalt! — Das war ja fast zu viel — die Salzflut hätte die
Schriftzüge ja beinahe zur Unleserlichkeit verwischt."
„Ach, Herr Doktor," schluchzte Frau Schulze noch immer, „wenn ich
an Ihre Schulden denke, dann — "
„Na, trösten Sie sich nur, Frau Schulze. Wenn dieser Brief Erfolg
hat — und mit diesen prachtvollen, echten Tränen muß er ja im er-
wünschten Sinne wirken — dann sollen Sie auch Ihr Geld bekommen."
Nach einer Woche erhielt Studiosus Bauditz einen Brief von der
Tante. Aufs höchste gespannt, öffnete er das Kuvert und las:
Mein schlauer Neffe!
Auch Dir hat die Zauberin .moderne Chemie' die Maske der
Lüge und Heuchelei vom Gesicht gerissen! Soeben ist mir das wissen-
schaftliche Gutachten des Professors Or. Schnüffelmann, des großen
Lhemikers, zugegangen; er hat die Tränensxuren auf Deinem Briefe
mit gewohnter Gründlichkeit untersucht. Resultat: es sind wirklich
Tränen, aber sie stammen aus dem Auge eines Weibes. Auch Du
hast mich also schmählich belogen. Bemühe Dich nicht weiter, mir
auch nur einen einzigen Taler zu entlocken! — Es grüßt den schlauen
Neffen Tante Rosine."
Da knickte Studiosus Bauditz erbleichend zusammen. „Diese Chemie!"
hauchte er tonlos, „o, diese moderne Chemie!"
Das schönste Bild.
Professor lzu seinem Modell): „Sieh einmal, Kathrin'dieses Landschafts-
bild, dies Genrebild und dieses Schlachtenbild; was gefällt Dir
nun am besten?"
Kathrin': „Nix, Herr Professor, mir g'fallthaltnur a Mannsbild."
Gine gute Nrau.
— „Daß Sie Ihren Gatten die Kohlen aus dem Keller
holen lassen, ist aber nicht recht von Ihnen."
— „iv das tut er sehr gerne, weil er dabei eine
halbe Zigarre rauchen darf!"
Doppelsinnig.
Pikkolo: „Morgen habe ich ausgelernt!"
Gast: „Da wird also heute sozusagen die letzte Hand
an Dich gelegt."
Widerspruch.
— Daß Berta den Gutsbesitzer Müller genommen
bat?! ... Er ist doch ein zu dummer Mensch!"
— „Ja, weißt Du, — das war halt auch so eine v er-
nunftehe!"
Wenn die Mütter fallen.
as Frühlicht streift den Buchenschlag —
Wird's noch einmal ein sonniger Tag?
Wie Schncegewebe hängt die Luft
Ls zittern die Blätter im Nebelduft.
Sie flüstern scheu einander zu:
Bist Du noch da? Und Du? Und Du?
Hans Martin Lang.
Die gute Ärcundin.
— „Denke nur, liebe Glga, vor acht Tagen lernte ich
den Assessor kennen und gestern habe ich mich
verlobt."
- „Na, für den Anfang verlobst Du Dich schon ganz
perfekt."
Gewohnheit.
— „Ihr Dackl bellt ja so furchtbar? Was ist denn
passiert?"
— „Ach, da wird nicht viel passiert sein; der war bisher
bei einem Förster und übertreibt deshalb gern."
Meggenöorfer-BIäller, München
was, denken Sie doch 'mal an meine Mietsschuld, — an das Sümmchen, das
Sie von mir zu kriegen-Hurra! Da sind ja schon die ersten Tränen!"
Ja, sie waren da; kauin hatte Frau Schulze das Wort „Miets-
schuld" vernommen, als es in großen perlen über ihre Wangen zu
rinnen begann.
„Hier — hier! — beugen Sie bitte den Kopf über den Brief! . . .
Halt — haaalt! — Das war ja fast zu viel — die Salzflut hätte die
Schriftzüge ja beinahe zur Unleserlichkeit verwischt."
„Ach, Herr Doktor," schluchzte Frau Schulze noch immer, „wenn ich
an Ihre Schulden denke, dann — "
„Na, trösten Sie sich nur, Frau Schulze. Wenn dieser Brief Erfolg
hat — und mit diesen prachtvollen, echten Tränen muß er ja im er-
wünschten Sinne wirken — dann sollen Sie auch Ihr Geld bekommen."
Nach einer Woche erhielt Studiosus Bauditz einen Brief von der
Tante. Aufs höchste gespannt, öffnete er das Kuvert und las:
Mein schlauer Neffe!
Auch Dir hat die Zauberin .moderne Chemie' die Maske der
Lüge und Heuchelei vom Gesicht gerissen! Soeben ist mir das wissen-
schaftliche Gutachten des Professors Or. Schnüffelmann, des großen
Lhemikers, zugegangen; er hat die Tränensxuren auf Deinem Briefe
mit gewohnter Gründlichkeit untersucht. Resultat: es sind wirklich
Tränen, aber sie stammen aus dem Auge eines Weibes. Auch Du
hast mich also schmählich belogen. Bemühe Dich nicht weiter, mir
auch nur einen einzigen Taler zu entlocken! — Es grüßt den schlauen
Neffen Tante Rosine."
Da knickte Studiosus Bauditz erbleichend zusammen. „Diese Chemie!"
hauchte er tonlos, „o, diese moderne Chemie!"
Das schönste Bild.
Professor lzu seinem Modell): „Sieh einmal, Kathrin'dieses Landschafts-
bild, dies Genrebild und dieses Schlachtenbild; was gefällt Dir
nun am besten?"
Kathrin': „Nix, Herr Professor, mir g'fallthaltnur a Mannsbild."
Gine gute Nrau.
— „Daß Sie Ihren Gatten die Kohlen aus dem Keller
holen lassen, ist aber nicht recht von Ihnen."
— „iv das tut er sehr gerne, weil er dabei eine
halbe Zigarre rauchen darf!"
Doppelsinnig.
Pikkolo: „Morgen habe ich ausgelernt!"
Gast: „Da wird also heute sozusagen die letzte Hand
an Dich gelegt."
Widerspruch.
— Daß Berta den Gutsbesitzer Müller genommen
bat?! ... Er ist doch ein zu dummer Mensch!"
— „Ja, weißt Du, — das war halt auch so eine v er-
nunftehe!"
Wenn die Mütter fallen.
as Frühlicht streift den Buchenschlag —
Wird's noch einmal ein sonniger Tag?
Wie Schncegewebe hängt die Luft
Ls zittern die Blätter im Nebelduft.
Sie flüstern scheu einander zu:
Bist Du noch da? Und Du? Und Du?
Hans Martin Lang.
Die gute Ärcundin.
— „Denke nur, liebe Glga, vor acht Tagen lernte ich
den Assessor kennen und gestern habe ich mich
verlobt."
- „Na, für den Anfang verlobst Du Dich schon ganz
perfekt."
Gewohnheit.
— „Ihr Dackl bellt ja so furchtbar? Was ist denn
passiert?"
— „Ach, da wird nicht viel passiert sein; der war bisher
bei einem Förster und übertreibt deshalb gern."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Meggendorfer Blätter
Titel
Titel/Objekt
Eine gute Frau; Das schönste Bild
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Bildunterschrift: - "Daß Sie Ihren Gatten die Kohlen aus dem Keller holen lassen, ist aber nicht recht von Ihnen." / - "O das tut er sehr gerne, weil er dabei eine halbe Zigarre rauchen darf!" // Bildunterschrift: Professor (zu seinem Modell): "Sieh einmal, Kathrin' dieses Landschaftsbild, dies Genrebild und dieses Schlachtenbild; was gefällt Dir nun am besten?" / Kathrin': "Nix, Herr Professor, mir g'fallt halt nur a Mannsbild."
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1905
Entstehungsdatum (normiert)
1900 - 1910
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Zeitpunkt Aufnahme (normiert)
2013-11-21 - 2013-11-21
Aufbewahrungsort (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 63.1905, Nr. 778, S. 88
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg