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Meggendorfer-Blätter — 63.1905 (Nr. 771-783)

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https://doi.org/10.11588/diglit.19790#0107
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Zeitschrift für t)umor und Aunsl

s07





Und abermals kam auch das prachtvolle
La France-Rosenbukett von dem anonymen
Verehrer an.
Frau Emma machte wiederum das erstauntfrohe
Gesicht und tat, als ob sie von der ganzen Komödie
nicht die leiseste Ahnung hätte; und wieder machte
auch der Gatte die gewohnheitsgemäßen Bemer-
kungen von seiner Eifersucht auf den heimlichen
Verehrer.
Alles verlief programmäßig, wie es sich seit
Jahren schon zu entwickeln pflegte.
Da plötzlich geschah etwas Unerwartetes, etwas
ganz Neues.
Mährend Herr und Frau Bergemann am
Gabentisch standen und dem Jubel der Kleinen zu-
sahen, kam plötzlich das Mädchen mit einem großen
in Seidenpapier eingchüllten Gegenstand herein.
„Dies ist soeben von einem Dienst,nann für die
gnädige Frau abgegeben worden."
„Für mich?" rief Frau Emma, trat erstaunt
näher und wickelte die Umhüllungen auseinander.
Auch der Gatte trat langsam, aber neugierig
heran.
„Noch ein Bukett!" jubelte die Frau. „Sich
doch bloß! Noch viel schöner als das andre! Und
auch nur aus La France-Rosen l Das ist doch ganz
wundervoll, ganz einzig I"
Aber der Mann sagte kein Wort, sondern machte
ein Gesicht, das man eher verblüfft als erstaunt
nennen konnte.
„Ja, freust Du Dich denn gar nicht, Mann!?"
rief sie fast ausgelassen. „Du solltest doch einfach
stolz sein, daß Deine alte Frau noch so viel
Eroberungen machen kann!"
„von wem sind denn die Blumen?" fragte er
ziemlich trocken.
„Ja, mein Gott, wie soll ich denn das wissen!
Jedenfalls doch von dem .guten alten Freund', der

mir in diesem Jahre eine Extrafreude bereiten will, vielleicht findet er, daß
ich mich verjüngt habe und will mir deshalb eine doppelte Huldigung bereiten;
— geradezu herrlich ist der Strauß, viel schöner noch als der erste!"
während die so begeisterte kleine Frau die Blumen bestaunte, wurde
das Gesi.t t des Lheherrn länger und länger, und nur mit knapper Not konnte
er seinen Acrger verbergen.
„Ist denn keine Karte dabei?" fragte er endlich ganz kleinlaut.
„Gott bewahrel" rief sie heiter, „ich habe auch schon den ganzen Strauß
danach durcbgesucht."
„Sonderbar!" meinte er nur.
„wieso denn sonderbar? Ich finde das geradezu ganz reizend. Die
Karte war ja scbon bei dem ersten Strauß! Dieser zweite soll doch nur eine
Lxtrarrcude für mich sein; da braucht es nicht der Worte, da sprechen doch
die Blumen allein genugl"
Er aber war andrer Meinung, schüttelte mißbilligend den Kopf,
schwieg aber, um seinen vollen Groll nicht zu zeigen.
Nach einem Weilchen fragte sie ganz harmlos: „Mir scheint, Du freust
Dich wirklich nicht?"
„Dazu habe ich doch auch wahrlich keine Veranlassung," entgegnete er kühl.
„Ach Mannl Du bist wohl gar eifersüchtig?"
„Und wenn ich es wäre, dann hätte ich doch wohl ein Recht dazu."
„Ein Recht? wieso denn?" rief sie heiter.
„Nun, eine Mutter von drei Kindern läßt sich doch nicht mehr in der
weise Huldigungen darbringen, wie Du das tust."
Jetzt lachte sie laut aus: „Aber kann ich denn dafür? Ich kenne ja
den Spender dieser beiden Sträuße gar nichtl"
„Den Spender? wer sagt Dir denn, daß diese beiden Buketts von
ein und derselben Person herrühren?"
(Fortsetzung Seite ^08).

Zw ei selbst sie Vellstlignng.

Gast: „Soll der wein wirklich hundert Jahre alt sein?"
Pikkolo: „Ich kann nur sagen, wie ich hierher kam, da hatten wir ihn schon l"
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