Zeitschrift für L)umc>r und Runsl
s29
Der Ueberdacket.
Moderner döausbatt.
/^s war einmal ein Dackel, der hieß wie alle
Dackel „Waldmann".
Von der Länge seines Leibes, von der Uürze
und Urummheit seiner Beine, von der Schlauheit
seines Blickes will ich gar nicht sprechen. Ls ge-
nügt, wenn ich sage, er war echt!
Dagegen kann ich nicht schweigen von seiner
Launenhaftigkeit, seinem Ligensinn und namentlich
von seiner Unfolgsamkeit, denn besonders die
letztere übertraf alles, was auf diesem Gebiete seit
Menschen- und Dackelgedenken da war. Mit einem
Worte: Waldmann war ein „Ueberdackel"!
Sein Herr, der allbekannte Dberförster, dessen
Wahrheitsliebe ebenso sprichwörtlich ist wie die
Unfolgsamkeit seines Hundes, war anfangs fassungs-
los, denn ein solcher Grad von Wurschtigkeit, wie
sie sein Waldmann allen Befehlen gegenüber an
den Tag legte, war ihm in seiner vieljährigen
Praxis denn doch noch nicht vorgekommen I
Aber im Laufe der Zeit und weil alle versuche,
dem Vieh etwas Disziplin beizubringen, sehlschlugen,
fügte er sich nicht nur ins Unvermeidliche, sondern
begann, aus die Untugenden des Räters stolz zu
werden, weil sie ihm eine neue (Duelle eröffneten, die
unerhörtesten Geschichten von dem Hunde zu erzählen.
Dies war und blieb aber auch der einzige
Nutzen, welchen der Dackel seinem Herrn brachte,
denn zur Jagd war er wegen seiner allzu aus-
geprägten Rasseeigenschaften absolut unbrauchbar.
Dagegen lag er gerne stundenlang im Wirtshause
zu Füßen seines Herrn, schlief oder blinzelte listig
mit den Aeuglein und ließ alle versuche, ihn durch
Pfeifen oder Rufen vom Platze zu bringen, unbeachtet.
Linmal nun hatte der Dberförster gerade wieder
mit Stolz die fabelhafte Unfolgsamkeit seines Hundes
betont, als ein neuer Gast der Stammtischrunde
— cs war ein Tierarzt — die trockene Bemerkung
fallen ließ, daß die behauptete Unfolgsamkeit des
Dackels einfach gar nicht vorhanden sei. Darüber
fuhr der Dberförster natürlich in die Höhe, bezwang
sich aber und fragte nur ironisch: „verzeihen Sie,
mein Herr, Sie bilden sich wahrscheinlich ein, daß
mein Dackel Ihnen folgen wird, wenn Sie ihn rufen ?"
„Das habe ich nicht behauptet," erwiderte ruhig der Tier-
arzt, „aber ich werde Ihnen beweisen, daß die Unfolgsamkeit
Ihres Hundes, auf die Sie soviel wert zu legen scheinen, mit
seiner Rasseechtheit gar nichts zu tun hat!"
Der Dberförster wollte schon ausbrausen, als der kühne
Sprecher blitzschnell eine Pistole hervorzog und dieselbe knapp
neben den, Dhre des ahnungslosen Waldmann abfeuerte.
Der plötzliche, unerwartete Unall, verstärkt durch den ge-
schlossenen Raum, hatte die Wirkung, daß alle Anwesenden töd-
lich erschrocken von den Sitzen emporschnclltcn und daß alles, was
Beine und Dhrcn hatte, aus den Nebenräumcn entsetzt herbeilicf.
Nur der Held der ganzen Affäre, der wackere waldman»,
hatte, wie man zu sagen pflegt, kein Ghrivaschl gerührt.
Da richtete sich der Tierarzt in seiner ganzen Höhe auf,
lachte aus vollem Halse und rief dann triumphierend:
„Sehen Sie nun, meine Herrschaften, die berühmte Unfolg-
samkeit des guten Waldmann war pure Einbildung l Das arme
Luder ist einfach — stocktaub!"
Homerisches Gelächter folgte diesen Worten.
Der Dberförster jedoch verließ tiefgekränkt samt seinem
Ueberdackel das Lokal. ^
Dienstmädchen: „Bitt' schön, gnä' Frau, heut' abend möcht' ich
zum Ausgang wieder meine Uhr, die ich Ihnen geliehen Hab'."
ZM
Vorzimmer.
„Ist die Braut
von dem Baron
Gläubiger (zum andern):
häßlich?"
— „G, und wie: da lacht einem das Herz im Leib
Äm Gericht.
Richter: „Haben Sie noch etwas zu bemerken?"
Angeklagter (bescheiden): „Jawohl, meine Herren; weil ich
diesmal nämlich tatsächlich unschuldig bin, möcht' ich aus-
nah,nsweis' um mildernde Umständ' bitten!"
(Lin Naseweis.
Aeltliche Lehrerin: „Schämst Du
Lotte, immer mußt Du unter
bleiben . . ."
Lotte: „Pahl Sie schämen sich ja auch nicht, Fräulein
Dich denn garj nicht,
denen sein, die sitzen
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Der Ueberdacket.
Moderner döausbatt.
/^s war einmal ein Dackel, der hieß wie alle
Dackel „Waldmann".
Von der Länge seines Leibes, von der Uürze
und Urummheit seiner Beine, von der Schlauheit
seines Blickes will ich gar nicht sprechen. Ls ge-
nügt, wenn ich sage, er war echt!
Dagegen kann ich nicht schweigen von seiner
Launenhaftigkeit, seinem Ligensinn und namentlich
von seiner Unfolgsamkeit, denn besonders die
letztere übertraf alles, was auf diesem Gebiete seit
Menschen- und Dackelgedenken da war. Mit einem
Worte: Waldmann war ein „Ueberdackel"!
Sein Herr, der allbekannte Dberförster, dessen
Wahrheitsliebe ebenso sprichwörtlich ist wie die
Unfolgsamkeit seines Hundes, war anfangs fassungs-
los, denn ein solcher Grad von Wurschtigkeit, wie
sie sein Waldmann allen Befehlen gegenüber an
den Tag legte, war ihm in seiner vieljährigen
Praxis denn doch noch nicht vorgekommen I
Aber im Laufe der Zeit und weil alle versuche,
dem Vieh etwas Disziplin beizubringen, sehlschlugen,
fügte er sich nicht nur ins Unvermeidliche, sondern
begann, aus die Untugenden des Räters stolz zu
werden, weil sie ihm eine neue (Duelle eröffneten, die
unerhörtesten Geschichten von dem Hunde zu erzählen.
Dies war und blieb aber auch der einzige
Nutzen, welchen der Dackel seinem Herrn brachte,
denn zur Jagd war er wegen seiner allzu aus-
geprägten Rasseeigenschaften absolut unbrauchbar.
Dagegen lag er gerne stundenlang im Wirtshause
zu Füßen seines Herrn, schlief oder blinzelte listig
mit den Aeuglein und ließ alle versuche, ihn durch
Pfeifen oder Rufen vom Platze zu bringen, unbeachtet.
Linmal nun hatte der Dberförster gerade wieder
mit Stolz die fabelhafte Unfolgsamkeit seines Hundes
betont, als ein neuer Gast der Stammtischrunde
— cs war ein Tierarzt — die trockene Bemerkung
fallen ließ, daß die behauptete Unfolgsamkeit des
Dackels einfach gar nicht vorhanden sei. Darüber
fuhr der Dberförster natürlich in die Höhe, bezwang
sich aber und fragte nur ironisch: „verzeihen Sie,
mein Herr, Sie bilden sich wahrscheinlich ein, daß
mein Dackel Ihnen folgen wird, wenn Sie ihn rufen ?"
„Das habe ich nicht behauptet," erwiderte ruhig der Tier-
arzt, „aber ich werde Ihnen beweisen, daß die Unfolgsamkeit
Ihres Hundes, auf die Sie soviel wert zu legen scheinen, mit
seiner Rasseechtheit gar nichts zu tun hat!"
Der Dberförster wollte schon ausbrausen, als der kühne
Sprecher blitzschnell eine Pistole hervorzog und dieselbe knapp
neben den, Dhre des ahnungslosen Waldmann abfeuerte.
Der plötzliche, unerwartete Unall, verstärkt durch den ge-
schlossenen Raum, hatte die Wirkung, daß alle Anwesenden töd-
lich erschrocken von den Sitzen emporschnclltcn und daß alles, was
Beine und Dhrcn hatte, aus den Nebenräumcn entsetzt herbeilicf.
Nur der Held der ganzen Affäre, der wackere waldman»,
hatte, wie man zu sagen pflegt, kein Ghrivaschl gerührt.
Da richtete sich der Tierarzt in seiner ganzen Höhe auf,
lachte aus vollem Halse und rief dann triumphierend:
„Sehen Sie nun, meine Herrschaften, die berühmte Unfolg-
samkeit des guten Waldmann war pure Einbildung l Das arme
Luder ist einfach — stocktaub!"
Homerisches Gelächter folgte diesen Worten.
Der Dberförster jedoch verließ tiefgekränkt samt seinem
Ueberdackel das Lokal. ^
Dienstmädchen: „Bitt' schön, gnä' Frau, heut' abend möcht' ich
zum Ausgang wieder meine Uhr, die ich Ihnen geliehen Hab'."
ZM
Vorzimmer.
„Ist die Braut
von dem Baron
Gläubiger (zum andern):
häßlich?"
— „G, und wie: da lacht einem das Herz im Leib
Äm Gericht.
Richter: „Haben Sie noch etwas zu bemerken?"
Angeklagter (bescheiden): „Jawohl, meine Herren; weil ich
diesmal nämlich tatsächlich unschuldig bin, möcht' ich aus-
nah,nsweis' um mildernde Umständ' bitten!"
(Lin Naseweis.
Aeltliche Lehrerin: „Schämst Du
Lotte, immer mußt Du unter
bleiben . . ."
Lotte: „Pahl Sie schämen sich ja auch nicht, Fräulein
Dich denn garj nicht,
denen sein, die sitzen
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Meggendorfer Blätter
Titel
Titel/Objekt
Moderner Haushalt
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Bildunterschrift: Dienstmädchen: "Bitt' schön, gnä' Frau, heut' abend möcht' ich zum Ausgang wieder meine Uhr, die ich Ihnen
geliehen hab'."
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1905
Entstehungsdatum (normiert)
1900 - 1910
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Zeitpunkt Aufnahme (normiert)
2013-11-21 - 2013-11-21
Aufbewahrungsort (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 63.1905, Nr. 781, S. 129