Meggendorfer-Blätter (63.1905 (Nr. 771-783))

,32

Rteggendorfer-LIäller, Vl ü n ch e n



Fauteuil hin und her, klopfte mit dein Bleistifte auf die Platte
seines Schreibtisches, reinigte sich mit dein Sacktuche die Brillen
und sah seufzend ein halbes dutzendmal auf seinen Chronometer,
— alle diese nicht mißzuverslehenden Anzeichen nervöser Un-
geduld verpufften aber an
dem hartnäckigen Vorlese-
eifer seines aufdringlichen
Schützlings. Da — plötzlich
durchzuckte ein erlösender
Gedanke das brodelnde Ge-
hirn des Professors, — die
Hinauswurfmaschine I
Behutsam und sachte be-
gann er die Beine über-
einander zu schlagen und
vorsichtig mit dem Knie den
Knopf unter der Schreib-
tischlade zu suchen. Or. Stein,
der im selben Momente zu-
fällig einen Blick auf seinen
Gönner geworfen, schnellte
erschrocken rasch empor,
hielt mit starker Hand das
sich in bedenklichen Bewe-
gungen ergehende Knie des
Professors und rieft „Ich
gehe schon, Herr Doktor, denn
Sie werden im nächsten Mo-
ment dringendst ins Unter-
richts-Ministerium berufen
werden!"—

Or. Stein hatte auch schon seinen Hut und sein Manuskript
erfaßt und war fortgestürmt. — Der betroffene Professor saß ver-
blüfft da und zerbrach sich den Kopfüber die Frage: Wer denn
eigentlich sein intimstes Geheimnis verraten haben könnte? —

>

Ruf der Höhe der Zeit.

Gemütlich.

Dame: „Was? Sie sind auch in diesem teuecn Kurort?" Wirt (das Legte aus dem Lasse schenkend): „Hm, wem bring' ich
Bettler: „Ja freilich, ineine Kunden sind ja auch alle hier!" wohl das letzte Glas?"

Kur? und bündig.
Arzt: „Also, Hubermeier, Sie haben die Wahl: entweder
Sie geben das Bier auf, oder ich Siel"

öclbsigefühl.
Klei» eKomtesse: „Mama, in den siebenten Himmel kommen
dereinst wohl wir besseren Engel?"

Vom Kasernenhof.
— „Was sind Sie von Beruf?"
— „Schauspieler."
„Also, immer recht propre antrcten, denn bei uns wird nicht
Lumpazi-Vagabuudus gespielt,"

Schwierige Aufgabe.
Maler tdcm eine junge Dame sitzt, für sich): „Wenn ich nur nicht
so 'ne Unschuld malen sollte , , , so oft ich hinschaue, verfärbt
sie sich l"

Äoldatenkinder.
„ So, so, Soldaten spielt ihr , , , und Anführer ist
der jüngste l?"
„Ja, Papa, er hat die ,Tochter' von mir, dem ,Kriegs-
minister' zur ,Frau'I"

Gin Ereignis.
Mutter tGatiin eines Diurnisten zu den Lindern): „Wenn ihr
heute schön artig seid, dürft ihr mit dem Vater gehen und
Zusehen, wie er beim Bankier einen Hundertmarkschein
wechseln läßt!"

Redeblute.
„Es gibt Leute, die bei dem geringsten Anlasse derart den
Kopf verlieren, daß sie mit ihm durch die Wand rennen
wollen."

Mißverständnis.
Geliebte lzum Studenten): „Aber, Edgar, hast Du auch ein starkes
Herz?i"
Student: „Das will ich meinen, , , . ich vertrage täglich meine
zehn Viertel Wcinl"

Verantwortlicher Redakteur: Ferdinand Schreiber jr. Druck von I. F. Schreiber, beide in Eßlingen bei Stuttgart.
In De st erreich-Ungarn für Herausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert Mohr in Wien I.
Verlag von I. F. Schreiber in München und Eßlingen.