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Meggendorfer-Blätter — 63.1905 (Nr. 771-783)

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https://doi.org/10.11588/diglit.19790#0142
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INeggendorfer-Blätter, Alünchen

Streng militärisch.


Jung verheirateter Leutnant (zum Burschen): „Johann, Du
hast wohl das Zimmermädchen schon zu Deinem Schatze
erkoren?"
— „V nein, Herr Leutnant, wir verkehren nur dienstlich mit-
einander!"
Das letzte Mittel.
welche ihrer Mutter vorstellte, daß eine einzige Zigarre denn doch
kein Anlaß sei, um eine derartige Szene zu machen. Als aber
nach dem Abendessen abermals eine Zigarre, die überdies nicht
von bester (Qualität war, zum Vorschein kam, verließ die tiefge-
kränkte Schwiegermama das Zimmer mit dem Bedeuten, daß
unter diesen Umständen an ein gemeinschaftliches Mahnen nicht
mehr zu denken sei.
Raum hatte aber die erzürnte Frau das Zimmer verlassen,
als der Registrator die Zigarre mit einem Freudenschrei in den
Vfen warf. Seine List war geglückt. Denn „an ein gemein-
schaftliches Wohnen ist nicht mehr zu denken", so hatte die
Schwiegermutter gesagt, dabei mußte es bleiben.

Das letzte Mittel.
Doch in dein Bestreben, die kriegerische Stimmung durch
reichlichen Zigarrenkonsum noch künstlich zu schüren, war cs
dem Registrator nicht gelungen, zu verhindern, daß die Ge-
kränkte Zeugin einer Szene wurde, wie sie oft Rnaben nach
den ersten Rauchversuchen hinter der Scheune zu passieren
pflegt. Es war recht peinlich, aber nicht mehr zu ändern.
Trotzdem Biedermann die Ursache dieser Symptome einer
Migräne zuschrieb, ließ sich die Schwiegermutter diesmal nicht
täuschen; nun wußte sie, daß ihr Schwiegersohn das Rauchen
nicht vertrage.
Und der einfältige Registrator, der sich einbildete, daß
seine List gelungen sei, wußte nicht, zu welch teuflischen
Mitteln eine in ihren zartesten Empfindungen gekränkte Frau
zu greifen vermag. Bald genug sollte der Bedauernswerte
die unerwarteten Früchte seines nach seiner Ansicht schlau
angelegten planes reifen sehen.
Bereits seit einigen Tagen konstatierte Biedermann, als
er mittags nach Hause gekommen war, daß die Wohnung so
schlecht gelüftet und der Zigarrenrauch noch vom Abend
zuvor zu spüren sei; doch seine Frau versicherte, daß immer
gut gelüftet werde, gestand aber, auch den Rauch zu spüren.
Hätte der Registrator in diesem Augenblick beobachtet, wie
seine Schwiegermutter schmunzelte, dann hätte er vielleicht
schon eine Ahnung jenes furchtbaren Dramas gehabt, welches
sich am Sonntag abspielen sollte. Denn wenn Schwieger-
mütter schmunzeln, sollte das einem vorsichtigen Manne zu
denken geben.
Am Sonntag stand Biedermanns Leibgericht — Hasen-
braten — auf dem Tisch und der Registrator hatte die
Absicht, um sich durch die Zigarre diesen Genuß
nicht nachträglich zu verderben, Kopfschmerzen vorzuschützen.
Doch sollte dieser plan zu Schanden werden, denn nach Tisch,
als er seine Zeitung zu lesen beabsichtigte, geschah das Un-
erhörte, daß seine Schwiegermutter ein Zigarrenetui aus
der Tasche ihres Aleides zog, ihm eine Zigarre entnahm
und diese vor den Augen des zu Tode erschrockenen Schwieger-
sohnes anzündete. Ts war dieselbe schlechte Sorte, die der
Registrator zu rauchen pflegte.
Tine Zeitlang weidete sich die Schwiegermama mit
sichtlichem Behagen an dem Entsetzen des Registrators, dann
aber sprach sie bedeutungsvoll: „Mein lieber Schwiegersohn,
ich habe mich anders besonnen, ich sehe ein, daß das gemein-
schaftliche wohnen gewisse Rücksichten auf die Mitwohncr
erfordert und so habe ich mich entschlossen, Dir zuliebe eben-
falls zu xauchen und ich muß gestehen, daß ich nach einigen
versuchen der Sache bereits sehr viel Reiz und Vergnügen ab-
gewonnen habe und es heute nicht verstehen kann, daß mich der
Zigarrenrauch jemals belästigen konnte."
An jenem Tage las der Registrator zum erstenmal keine
Zeitung und wie gebrochen saß er auf seinem Stuhl, das
Gxfer eines unerbittlichen Schicksals, dem er nicht mehr zu
entrinnen vermochte. Fritz Pusselt.

Im Bilde geblieben.
5 chaffn er (zu einem Trupp Studenten, die übermäßig lange nach bequemen
Plätze» suchen): „Linsteigen, meine Herren, einsteigen. Ls
ist die höchste Zeit!"
Studenten: „Aber erlauben Sic, das ist ja doch bloß '»
Bummelzug."
Schaffner: „Trotzdem, meine Herren! Gdcr glauben Sie,
wir hätten deshalb Zeit, auf jeder Station etliche
Semester zu verbummeln."
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