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Meggendorfer-Blätter — 63.1905 (Nr. 771-783)

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https://doi.org/10.11588/diglit.19790#0151
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Zeitschrift für Humor und Run st

s5s

Sein vierzigster Geburtstag.
Humoreske von Franz Balte.

er Gymnasialprofessor Arnold Wesseling war so eifrig
in seine Arbeit „Goetheliteratur der Gegenwart" vertieft,
daß er einen tiefen Seufzer seiner Frau ganz überhörte.
Sie überlegte gerade, was sie ihrem Lebensgefährten zum
vierzigsten Geburtstag schenken sollte. Mit keiner Gabe hat sie
bisher in sechsjähriger Lhe das Richtige getroffen; immer hatte
der Professor, wenn auch gutmütig scherzend, kleine Ausstellungen
gemacht. Dabei war er durchaus nicht anspruchsvoll, im Gegen-
teil, er liebte schlichte Aufmerksamkeiten und haßte alle teuern
Geburtstagsgeschenke.
Im ersten Jahre der Lhe verehrte sie ihm ein echtes sibirisches
Wolfsfell für achtunddreißig Mark. Lr zog die Stirn in Falten
und sagte: „was man mit Füßen tritt, soll man billiger kaufen!
Lin Angorafell für den fünften Teil der Summe leistet dieselben
Dienste." — Im nächsten Jahre war sie vorsichtiger und wandte
nur vierzehn Mark für eine geschmackvolle Reisetasche an. Der
Professor bemerkte scherzend: „Für meine Bergfahrten ist ein
Rucksack zwar praktischer, dafür aber auch sechs Mark billiger!"
Und so ging das fort. Ls war doch zu ärgerlich, daß er
jedesmal Kritik übte, daß er niemals ein Geschenk mit unein-
geschränktem Danke entgegennahm, was sollte sie nun zum
bevorstehenden vierzigsten Geburtstage kaufen? So eine „vierzig"
ist doch auch eine Iubiläumszahl — da muß man schon mit
etwas Gediegenem dienen können. Aber freilich, für teure

Sachen war er nicht, und Uleinigkeiten, etwa Krawatten,
Manschettenknöpfe, Blumensträußchen — wer weiß, was für
gutmütige Spötterei sie da zu hören bekam — ach, es war
wirklich zum Aergern! Nein, er sollte nicht spötteln — sie
wollte ihm überhaupt nichts schenken.
Durch die fruchtlose Gedankenarbeit in üble Laune versetzt,
eröffnete sie dem Herrn Gemahl ein kleines Plänkelfeuer.
„Aber Arnold, so rauche doch nicht so stark! wie viele
Zigarren magst Du diese Woche wieder in eitel Dunst verwandelt
haben! — Uebrigens hat Goethe, wie ich vorhin las, die Be-
hauptung aufgestellt, ein wahrhaft genialer Mann werde gewiß
keinen Tabak rauchen. Auch Schiller und Lessing haben nicht
geraucht!"
Wesseling sah seine Frau prüfend an und stellte im ge-
heimen Diagnose auf „Lenzgewitler", dann entgeguetc er be-
dächtig: „Schiller war kein Raucher, da hast Du recht, desto mehr
hat er aber geschnupft. Mit Lessing bist Du auf dem Holzwege.
Seine alte Aufwärterin hielt ihn zwar auch nicht für einen genialen
Menschen, denn sie äußerte einmal treuherzig: ,Schmauchen und
schreiben konnte der Herr Lessing wohl, aber sonst war er zu
nichts zu gebrauchen? Aber ich glaube nicht, daß Goethe Lessings
Genialität jemals bezweifelt hat."
„Du bist aber auch nicht Lcssing, sondern nur der Herr
Wesseling!" (Fortsetzung Seite (32).


Zcllmfter Acbennut.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Bestrafter Uebermut
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Pommerhanz, Karl
Entstehungsdatum
um 1905
Entstehungsdatum (normiert)
1900 - 1910
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Winter
Kind
Schnee
Schneemann
Schneeball
Streich <Scherz>
Wegweiser
Stein
Übermut
Strafe

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Zeitpunkt Aufnahme (normiert)
2013-11-21 - 2013-11-21
Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 63.1905, Nr. 783, S. 151
 
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