DOI Heft:
Nr. 1006
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.19911#0016
8 Meggendorfer-Blätter, München
Das Bild des Wilderers @3
wurde ßrandl herzlich begrübt, und bald war
er wieder in befter faune. Ruf einmal kam
der Sommerfrifdiler uom Moosbauern an den
Tifch, an dem er jeden Rbend verkehrte, und
nahm unfern Förfter gleich in Befchlag. g?®
.Denken Sie (ich, Herr Förfter“, begann er, .was
mir während Ihrer Rbwefenheit paffiert ift?
Ich habe einen leibhaftigen — Wilderer ent-
deckt, was Ihnen fidierlich nicht gleichgültig
fein kann!1 Mit weit aufgeriffenen Rügen
ftarrte der Rite den Sprecher an, während
diefer fortfuhr:
,Wie Sie wiffen, intereffiere ich mich fehr für
photographifche Raturaufnahmen und (treidle
den ganzen Tag in Feld und Wald umher. Rn
demfelben tage nun, an dem Sie in die Stadt
abreiften, befand ich mich nachmittags in der
Tlähe des Terchenfchlags und fudite eben auf
der (Lichtung nach einem Stück Wild, das ich
vielleicht abknipfen könnte.
Ruf einmal fah ich feitwärts hinter einem 6e-
ftrüpp eine unheimlich uermummte ßeftalt
kauern, die nur ein Wilderer fein konnte. Ich ver-
hielt mich lautlos, nicht etwa aus Furcht, fondern
Höben und Ciefen
(Rllegorie)
Durch Simen und Sonnenglanz,
Durch die Unfterblichkeit ewigen Codes
trägt den Kühnen der eilende Suh.
ßolden-rofige Wolken nur
Schlieften dem forlchenden Blick
Des unendlichen Jills
Geheimnisvolle Core.
Immer nod> höher hinauf
Creibt ihn die Wagebegier
ITlit des Adlers kreifendem Sittich
Dem blendenden Chtone entgegen,
Der majeftätifchen Sonne.
Auf die bebenden Tippen
Drängt lieb ein jubelnder Ruf
Sel’ger Entzückung.
Doch eif’ges Entfetten
Cäbmt plöfilich die Zunge;
mit glühenden Hülfen
Und [tarrer Umarmung
nur, um das feltene Motiü nicht zu zerftören,
(teilte fo fachte als möglich ein und — knipfte.
0 Dann fchlidi ich mich geräufchlos dauon und
eilte, fo fchnell es ging, nach Haufe, um die
Platte gleich zu entwickeln. Die Aufnahme ift,
wie Sie hier fehen, großartig gelungen. Ihr
bewährter Scharfblick wird es gleich heraus-
haben, was für ein geriebener Spitjbube mir
da unfreiwillig Modell geftanden hat.1 ggSg
Damit reichte er dem bis aufs äutjerfte ge-
fpannten Förfter das Bild hin. ggsg
Dieter fah es einmal an, dann ein zweites Mal,
hielt es beffer gegen das Eicht und machte
fchliefjlich ein fo verdutjtes 6e(rcht, als wäre er
aus allen Himmeln gefallen. Endlich fragte er
unwirfch, während eine unheiluerheiljende Röte
in fein Gefickt ftieg: ,Kreuzteufi, nochmal!
haben S’ das Bild fchon jemand gezeigt?“
,Bis jetjt nur meinem Hauswirt,“ war die er-
ftaunte Rntwort, ,dem — Moosbauern na-
türlich!“
.Kruzitürken übereinand!“ braufte der alte Weid-
mann auf. ,Wenn nur die verdammten Stadt-
fräck dahoam bleib’n taaten mit ihrem photo-
graphifchen 6’lump, dem elendigen!“
hält die 01et[chemixe
Den Armen umfangen.
Uon rofigen Tippen
Trinkt [ie des lebens
Warmen Bauch.
Dann führt [ie den müden
Hinab in des Codes
Kriltall’ne Paläfte;
Und wartet von neuem
Am Rande des Abgrunds
Auf felige menfehen,
Die ahnungslos wandeln
Durch Firnen und Sonnenglanz,
Durchs Reich der liebe.
10. Wenke.
Das Bild des Wilderers @3
wurde ßrandl herzlich begrübt, und bald war
er wieder in befter faune. Ruf einmal kam
der Sommerfrifdiler uom Moosbauern an den
Tifch, an dem er jeden Rbend verkehrte, und
nahm unfern Förfter gleich in Befchlag. g?®
.Denken Sie (ich, Herr Förfter“, begann er, .was
mir während Ihrer Rbwefenheit paffiert ift?
Ich habe einen leibhaftigen — Wilderer ent-
deckt, was Ihnen fidierlich nicht gleichgültig
fein kann!1 Mit weit aufgeriffenen Rügen
ftarrte der Rite den Sprecher an, während
diefer fortfuhr:
,Wie Sie wiffen, intereffiere ich mich fehr für
photographifche Raturaufnahmen und (treidle
den ganzen Tag in Feld und Wald umher. Rn
demfelben tage nun, an dem Sie in die Stadt
abreiften, befand ich mich nachmittags in der
Tlähe des Terchenfchlags und fudite eben auf
der (Lichtung nach einem Stück Wild, das ich
vielleicht abknipfen könnte.
Ruf einmal fah ich feitwärts hinter einem 6e-
ftrüpp eine unheimlich uermummte ßeftalt
kauern, die nur ein Wilderer fein konnte. Ich ver-
hielt mich lautlos, nicht etwa aus Furcht, fondern
Höben und Ciefen
(Rllegorie)
Durch Simen und Sonnenglanz,
Durch die Unfterblichkeit ewigen Codes
trägt den Kühnen der eilende Suh.
ßolden-rofige Wolken nur
Schlieften dem forlchenden Blick
Des unendlichen Jills
Geheimnisvolle Core.
Immer nod> höher hinauf
Creibt ihn die Wagebegier
ITlit des Adlers kreifendem Sittich
Dem blendenden Chtone entgegen,
Der majeftätifchen Sonne.
Auf die bebenden Tippen
Drängt lieb ein jubelnder Ruf
Sel’ger Entzückung.
Doch eif’ges Entfetten
Cäbmt plöfilich die Zunge;
mit glühenden Hülfen
Und [tarrer Umarmung
nur, um das feltene Motiü nicht zu zerftören,
(teilte fo fachte als möglich ein und — knipfte.
0 Dann fchlidi ich mich geräufchlos dauon und
eilte, fo fchnell es ging, nach Haufe, um die
Platte gleich zu entwickeln. Die Aufnahme ift,
wie Sie hier fehen, großartig gelungen. Ihr
bewährter Scharfblick wird es gleich heraus-
haben, was für ein geriebener Spitjbube mir
da unfreiwillig Modell geftanden hat.1 ggSg
Damit reichte er dem bis aufs äutjerfte ge-
fpannten Förfter das Bild hin. ggsg
Dieter fah es einmal an, dann ein zweites Mal,
hielt es beffer gegen das Eicht und machte
fchliefjlich ein fo verdutjtes 6e(rcht, als wäre er
aus allen Himmeln gefallen. Endlich fragte er
unwirfch, während eine unheiluerheiljende Röte
in fein Gefickt ftieg: ,Kreuzteufi, nochmal!
haben S’ das Bild fchon jemand gezeigt?“
,Bis jetjt nur meinem Hauswirt,“ war die er-
ftaunte Rntwort, ,dem — Moosbauern na-
türlich!“
.Kruzitürken übereinand!“ braufte der alte Weid-
mann auf. ,Wenn nur die verdammten Stadt-
fräck dahoam bleib’n taaten mit ihrem photo-
graphifchen 6’lump, dem elendigen!“
hält die 01et[chemixe
Den Armen umfangen.
Uon rofigen Tippen
Trinkt [ie des lebens
Warmen Bauch.
Dann führt [ie den müden
Hinab in des Codes
Kriltall’ne Paläfte;
Und wartet von neuem
Am Rande des Abgrunds
Auf felige menfehen,
Die ahnungslos wandeln
Durch Firnen und Sonnenglanz,
Durchs Reich der liebe.
10. Wenke.