nr. iooi
51
Zeitfdirift für Humor und Kunft
Ein Mann, der in die Zeit pa»t 2222
dellen ging Herr Uebermann auf kurze Zeit weg, um etwas
non der Rbendbörfe zu erfahren, ham dann wieder — ich
hatte inzwifchen fertig gegeffen — und meinte: „6ehen wir
ins Cafe Holland, dort können wir ungeftört reden. Ich
denke, ich werde die Sache machen.“ Wir gingen ins Cafe
Holland. Dort war Herr Direktor Uebermann fehr behannt,
denn verfchiedentlich kamen Herren zu ihm und befprachen
etwas mit ihm, auch wurden ihm mehrere Depefchen ge-
bracht, die er beantworten mußte, ferner wurde er einige
Male ans Telephon gerufen. Um halb zehn Uhr Tagte er
definitiv zu und lud mich ein, mit ihm ins Uarietö „Wal-
halla“ zu fahren. Dort gefiel mir’s fehr gut. Herr Ueber-
mann las die Rbendzeitung und notierte (ich einiges auf
die Manfchette. Dann fchlief er ein buchen ein, war aber
bald wieder munter und nahm zwei Pillen. „Jod,“ Tagte
er, als ich ihn fragend anfah. „Uerkalht, wiffen Sie. Tla,
ich denke, in zwei Jahren kann ich aufhören und aufs Cand
ziehen. Rber wilfen Sie was, wir wollen doch noch einmal
zu Wertheimer fahren und mit dem die Sache befprechen.“
Wir fuhren zu Wertheimer, den wir auch zu Haufe trafen,
und fprachen mit ihm eine Stunde lang. Uerfdiiedentlich
wurde telephoniert und auch einige Depefchen abgefchicht.
Schließlich, um zwölf Uhr, Tagte Uebermann: „WilTen Sie
was, lieber Wörner, begleiten Sie mich nach Haufe, dann
will ich noch rafch das Schriftltück auffeßen, das können Sie
dann morgen mitnehmen.“ Wir fuhren nach feinem eleganten
Haufe. Uebermann trug dem Diener auf, Meerholz, den
Privatfekretär, der im Haufe wohnte, zu wecken. Diefer
erfchien denn auch, fehr oerfchlafen. Uebermann dihtierte
das Schriftftück. Meerholz ging, um es zu kopieren, wir
rauchten noch eine Zigarre, und Uebermann ließ etwas kaltes
Souper und eine Flafche Sekt bringen, flach einer halben
Stunde ham Meerholz mit dem fertigen Sdiriftüück. Ueber-
mann unterzeichnete es und fagte dann: „So, jeßt will ich
Sie nicht länger aufhaltcn, Sie werden müde fein.“ — „Und
Sie?“ — „0, ich arbeite jeßt noch ein oder zwei Stunden an
meinen Privatgefchäften, wobei mir meine Frau ein wenig
ßefellfchaft teilten wird. Rber vielleicht fehe ich Sie morgen
früh vor Ihrer Rbreife noch einmal?“ — „6ewiß! Wird es
Ihnen um neun Uhr zu früh fein?“ — „Zu früh,“ lachte
Uebermann, „Sie treffen mich um Reben Uhr fchon im
Bureau, oder wenn Sie wollen, auch um fechs Uhr.“ Damit
fchob er mich mit fanfter ßewalt zur Türe hinaus. Ruf der
Treppe begegnete ich noch einem Depefchenboten, der ein
Telegramm für Herrn Uebermann hatte.
Beweis
6 a ft: „Sie, Kellner, war die Zigeunerkapelle, die geifern
abend bei Ihnen hier auftrat, echt?“ 2222
Kellner: „0, beftimmt; heut’ fehlen uns fechs filberne
Toffel und zwei Flafchen Kognak!“
Das böfe ßewiffen
— „Pump mir doch mal vierzig Pfennig für die Zeche; ich
möchte bei diefem Kellner nicht wechfeln laffen!“ 2222
— „Warum nicht?“ 2222
— „Mir fcheint, der wartet nur darauf, daß er mir das
falfche Fünfzigpfennigltück wiedergeben kann, das er geltem
von mir gekriegt kat!“
Nr. 1007. 12. April 1910. Insertionsgebühren igespalt. Nonpareillezeile 1 Mark. Alleinige Inseraten-Annalime bei Rudolf MOSSS, AnfiOncen-Expedition.
München, Berlin, Breslau, Budapest, Chemnitz, Cöln, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Leipzig, Magdeburg, Mannheim, Nürnberg, Prag, Stuttgart, Wien, Zürich.
Bestellungen auf die Wochenausgabe bei allen Buch- und Kunsthandlungen, Zeitungs-Expeditionen und Postämtern. Quartalpreis (13 Nummern) in Deutschland M. 3.—,
Postbezug M. 3.05, unter Kreuzband M. 3.25. In Oesterreich-Ungarn K 3.60, Postbezug K 3.85, unter Kreuzband K 4.—. Für die anderen Länder des Weltpostvereins
unter Kreuzband M. 3.60 = Fr. 4.50. Einzelne Nummer 30 Pf^. cd. 36 h. — Salon-Heftausgabe (14tägig), jährl. 26 Hefte ä 50 Pfg. od. 60 h nur durch den Buchhandel
iiuvu-ft vLiincn, uui.nu.mtn
Kaiserl. Königl. Hoflieferanten.
Alleinige Inseratenannahme Rudolf Mosse, Annoncen-Expedition.
+Niemand versäume+
uns. Illustr. Katalog über sämtliche
Hy g. Sanitäts-Artikel
elektr. Appar., Schönheitspflege, Ban-
dagen, Bruchbänder etc. etc. zu ver-
langen. Josef Maas & Co.,
Berlin 89, Oranienstiasse 108.
UUIOUUOIJ U.11U
portofrei. - Die Firma
Jonass & Co. hat an]
über 28000 deutschen/
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Zeitfdirift für Humor und Kunft
Ein Mann, der in die Zeit pa»t 2222
dellen ging Herr Uebermann auf kurze Zeit weg, um etwas
non der Rbendbörfe zu erfahren, ham dann wieder — ich
hatte inzwifchen fertig gegeffen — und meinte: „6ehen wir
ins Cafe Holland, dort können wir ungeftört reden. Ich
denke, ich werde die Sache machen.“ Wir gingen ins Cafe
Holland. Dort war Herr Direktor Uebermann fehr behannt,
denn verfchiedentlich kamen Herren zu ihm und befprachen
etwas mit ihm, auch wurden ihm mehrere Depefchen ge-
bracht, die er beantworten mußte, ferner wurde er einige
Male ans Telephon gerufen. Um halb zehn Uhr Tagte er
definitiv zu und lud mich ein, mit ihm ins Uarietö „Wal-
halla“ zu fahren. Dort gefiel mir’s fehr gut. Herr Ueber-
mann las die Rbendzeitung und notierte (ich einiges auf
die Manfchette. Dann fchlief er ein buchen ein, war aber
bald wieder munter und nahm zwei Pillen. „Jod,“ Tagte
er, als ich ihn fragend anfah. „Uerkalht, wiffen Sie. Tla,
ich denke, in zwei Jahren kann ich aufhören und aufs Cand
ziehen. Rber wilfen Sie was, wir wollen doch noch einmal
zu Wertheimer fahren und mit dem die Sache befprechen.“
Wir fuhren zu Wertheimer, den wir auch zu Haufe trafen,
und fprachen mit ihm eine Stunde lang. Uerfdiiedentlich
wurde telephoniert und auch einige Depefchen abgefchicht.
Schließlich, um zwölf Uhr, Tagte Uebermann: „WilTen Sie
was, lieber Wörner, begleiten Sie mich nach Haufe, dann
will ich noch rafch das Schriftltück auffeßen, das können Sie
dann morgen mitnehmen.“ Wir fuhren nach feinem eleganten
Haufe. Uebermann trug dem Diener auf, Meerholz, den
Privatfekretär, der im Haufe wohnte, zu wecken. Diefer
erfchien denn auch, fehr oerfchlafen. Uebermann dihtierte
das Schriftftück. Meerholz ging, um es zu kopieren, wir
rauchten noch eine Zigarre, und Uebermann ließ etwas kaltes
Souper und eine Flafche Sekt bringen, flach einer halben
Stunde ham Meerholz mit dem fertigen Sdiriftüück. Ueber-
mann unterzeichnete es und fagte dann: „So, jeßt will ich
Sie nicht länger aufhaltcn, Sie werden müde fein.“ — „Und
Sie?“ — „0, ich arbeite jeßt noch ein oder zwei Stunden an
meinen Privatgefchäften, wobei mir meine Frau ein wenig
ßefellfchaft teilten wird. Rber vielleicht fehe ich Sie morgen
früh vor Ihrer Rbreife noch einmal?“ — „6ewiß! Wird es
Ihnen um neun Uhr zu früh fein?“ — „Zu früh,“ lachte
Uebermann, „Sie treffen mich um Reben Uhr fchon im
Bureau, oder wenn Sie wollen, auch um fechs Uhr.“ Damit
fchob er mich mit fanfter ßewalt zur Türe hinaus. Ruf der
Treppe begegnete ich noch einem Depefchenboten, der ein
Telegramm für Herrn Uebermann hatte.
Beweis
6 a ft: „Sie, Kellner, war die Zigeunerkapelle, die geifern
abend bei Ihnen hier auftrat, echt?“ 2222
Kellner: „0, beftimmt; heut’ fehlen uns fechs filberne
Toffel und zwei Flafchen Kognak!“
Das böfe ßewiffen
— „Pump mir doch mal vierzig Pfennig für die Zeche; ich
möchte bei diefem Kellner nicht wechfeln laffen!“ 2222
— „Warum nicht?“ 2222
— „Mir fcheint, der wartet nur darauf, daß er mir das
falfche Fünfzigpfennigltück wiedergeben kann, das er geltem
von mir gekriegt kat!“
Nr. 1007. 12. April 1910. Insertionsgebühren igespalt. Nonpareillezeile 1 Mark. Alleinige Inseraten-Annalime bei Rudolf MOSSS, AnfiOncen-Expedition.
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Postbezug M. 3.05, unter Kreuzband M. 3.25. In Oesterreich-Ungarn K 3.60, Postbezug K 3.85, unter Kreuzband K 4.—. Für die anderen Länder des Weltpostvereins
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