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Meggendorfer-Blätter — 81.1910 (Nr. 1006-1018)

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Nr. 1008
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46 Meggendorfer-Blätter, München


Sßliger
Ich hab’ ein PfeiflEin mir gEschnitten
Rus gränEm WEidEnhalz, juchhE!
Und sitz’ nun stillvergnügt inmittEn
Unn lautEF SonnEnschEin und
ßlütEnschnee

narr
□ iE L>EutchEn mit dEr SchcllenkappE
Sind ihm denn liEbEr auch als die.
So ihn mit Hetz und PfianzEnmappE
Einfangen möchten — hol' der
Kuckuck siel . . .

Und denke — nichts! UJas soll ich denken?
Und füg’ nur immer Tun an Ton . . .
fluch möcht’ es sonst den Frühling
kränkEn:
Ich weife, er hält nicht gar so viel davon!

Ich hab' ein Ffeiflein mir geschnitten
Aus grünem WeidEnholz, juchhe!
Und sitz’ nun stillvergnügt inmitten
Von lauter Sonnenschein und
ßlütenschnee.
Karl Engelhard

gerade auch fchon zum Hälfe
herauswuthfen 1
Herr Theodor Ofterpohl,
Jdas 6atte, (fand diefen
Leiden ziemlich verftändnis-
los gegenüber, weil er eben
nicht geborener ßroßftädter
war. Was er indes höchft
unangenehm empfand, das
waren die gelegentlichen
Rusbrüche von Jdchens
fchlechter Caune, in deren
ü erlauf fie Klein-Kluditten
eine „elende Klitfche“ nann-
te und mit tränenerftickter
Stimme am Klavier den
Wunfdi äußerte: „Wär’ ich
geblieben doch — auf mei-
ner Heiden!“
Schließlich fiel es Theodor
auf die tlerven — es gab
eine erregte Familienfzene,
und der Schluß war, daß
Theodor verfprach, alle zwei
bis drei Monate einmal nach
Tilfit zu fahren und Jdchens
Schmerz über das unwieder-
bringlich üerlorene durch
umfangreiche Einkäufe
wenigftens einigermaßen
zu lindern.
Zwar — ohne Dornen blüht
hein Kreuz auf Erden! «
und fo hatten auch diefe
Tilfiter „Shopping-Tage“
ihre Dornen für Frau Ida.
Denn Theodor war in ge-
wiffer Beziehung nicht ganz
„wetterfeft“, und die Bahn-
hofwirtfehaft in Szittheh-
men befaß eine Anziehungs-
kraft für ihn, die mitunter
recht unliebfame Folgen
zeitigte. — — ES
So fah fie denn auch heut
mit einem naffen und einem
heiteren Rüge ihren Theo-
dor lieh auf das hochbeinige
Break fchwingen. iä'iä
Sorglich deckte fie ihm die
Reifedecke über die Kniee.

Die Tube
Hapoleonsfchnitte und Braun-
fchweiger Kranz mit Mandel-
ertme! Dagegen in Rdlig-Klein-
Kluditten — du lieber Himmel!
— da ftand Rbend für Rbend
eigene Blut- und Ceberwurft auf
dem Tifch des Haufes in rüh-
render Rbwechflung mit weichen
Eiern oder Bacfcfteinhäfe, und
hatte man einmal Rppetit auf
was Süßes zum Kaffee, dann
mußte man (ich eigenhändig
Waffeln backen, die einem nach-


g „Theochen, haft Du auch den
tlotizzettel? Und laß Dir von Sei-
mert ja heinen alten Topfkuchen
aufhängen! Und den Dalen-
ciennes-Einfaß nicht breiter wie
die Probe — verlier’ bloß die
Probe nicht! Und bei Kremer von
der feinen Trüffelleberwurft,hörft
Du — und aus der Rdlerdrogerie
die Creme royale und zehn Stück
Glyzerinfeife — und — Theo —
heut abend in Szittkehmen —
daß Du mir nicht — — —“
0 »Hü!“ rief Herr Otterpohl
 
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