Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Zeitfdirift fürHumor undKunft 161

Das oerheetc Heu 051
heute nach erreichtem vierzigften Jahre ledigen Lebens zu
einer ganzen Wirtfdraft, zu Geld, einem krumm gearbeiteten
Buckel und fchiechem, unleidigen ßeizhalsgefichte gebracht
hatte. Blieb alfo mitten dazwifchen der Stübllenz übrig,
und das war einer, der grad eben erft vom Militär heim-
gehommen war und das Wirtfchaftl der Mutter ins richtige
Gleis zu ((hieben anhub. Hatte der Simmerl ein glattrafiertes
PfarrergeFicht mit verfdiwommenen breiten Zügen und brenn-
roter Hafe, der Pfortnerwenz ein dürres, windflügeliges
Zaunfteckengeficht, fo war der Stübllenz uom Kopf bis zur
Zeh ein fackerlotifdier Lrzfchlankl mit aufgewalchtem Schnur-
ren dickem Lro^maul und braun büßenden Rügen und hatte
gfdinellige Glieder wie Fifdibein und eine Schneid im Leib
wie a neue Stahlfeder. gg
Die drei waren einander feit etlicher Zeit nicht ganz grün.
Wenigftens der Stübllenz mit dem Pfortnerwenz, und der
Simmerl mit dem Stübllenz. Das war, feit der Pfortnerwenz
zum Simmert gegangen war und um die Rusfteuer der
Simmerlgretl gefeilfdit hatte, wie der Metjger um ein Kalb.
Waren auch recht wohl
übereingehommen die
zwei, weil der Simmerl
immer kalkulierte: „Diel
verfprethen hann man ja,
wenig zu Papier bringen
und, wenn’s dazu kommt,
nichts geben,“ während
Wenz entgegengefetjt
dachte: „Haft Du nur ei¬
nen finger gutgefagt, die
Hand folgt fchon nach.“
Diefer Handel wäre info¬
weit richtig gewefen, nur,
dafj die Simmerlgretl erft
juftament davon nichts
hatte wiffen wollen, den
fchiedien Pförtner zu hei¬
raten und dann fich blo§
auf das viele Zureden mit
faurem Mäulchen drein
fügte. Zu bemerken blieb
blofj noch, dafj der Stübl¬
lenz juftament grad feinen
Harren an der Gretl ge-
freffen hatte und darauf
beftand, alle Weibfen in
der Welt zufammenge-
nommen machten noch
keine ganze Simmerlgretl
aus. 00
Sa(j nun der arme Stübl¬
lenz vor feinem Häuschen
und blies Lrübfal. 6ar
die Odrauer Pfeife hing
ihm halt im Munde, weil
feine ßedanken gar nicht
zuHaufe waren. Rm Sonn¬
tag fchon follte die Gretl
mit dem hundertfchoch-
teufelfchiechmiferablichen
Pförtner von der Kanzel
g’fchmiffen werden, und
das wollte einmal jufta¬
ment nicht in feinen dicken

Krausfchädel hinein. Raufen, ja Kirchweih wenn grad ge-
wefen wär’ und Lanz, da hätte er den Pförtner verhauen,
dafj er die Haren hätt’ im Schneuztüchel heimtragen hönnen.
Rber fo ftand man erft mitten in der Heumahd und him-
melangft lang kein Fanzbodenvergnügen. Mufj ihm aber
doch was närrifdi Dumm’s eing’fall’n fein drüber, weil er
mit einem Male einen Lacher tat, g’fchwindig die Pfeife in
den Rockfack fchob und in die immer dunkler anbrechende
Rächt hineinrannte, ßradenwegs auf des Pförtners Wiefe,
die fo zwei Flintenfchüfj weit von den ßehöften lag, (letzte
er hinüber. Standen da feit Sonnenuntergang zwölf kleine,
flaumig lockere Heufchöbertein parat, morgen zum heim-
fahren. Fein fäuberlich, wie dralle Dirnlein, (landen fie
unfchuldig da und ahnten nicht, dafj fie der böfe Stübllenz
wider Willen paarweife vereinigen wolle, wie der alte Sim-
merl das mit der Gretl und dem Pförtner zu tun im Sinne
hatte. Machte (ich der Lenz auch wirklich gleich wie ein
Bär an die Rrbeit, da(j das Heu vor Schreck und Uerwunde-
rung keuchte und feufzte, wifperte und wimmerte. Berferker-
wütig dampfte der Stübllenz mit den Füljen das lockere


Rengftlidi

Bauer (der in der Zeitung etwas non Bazillen lieft): „Siehg’ft, Rite,
mit Dei’m Fenfteraufmachen; wie leicht ka’ oaner von dene
Baziller eini kimma, die drauljt in der Luft umananda fliag’n.“
 
Annotationen