EÄEEÄÖEeE Ee 2 ä reitlarift für Humor und kunt E E E E E 222) 1
Saulus-Paulus [
zog. Zum erſten Male in ſeinem Leben lah er
ſich daher in der qualvollen Lage, trotz ver-
zweifelter Anſtrengungen ſeines Hirnapparates
keinen Ausweg aus der ebenſo lächerlichen
wie peinlichen Kalamität zu finden. Allen
Ernſtes erwog er die abſurde Idee, ſich die
Treppe hinabzuſtürzen, um vielleicht einen
Arm oder einen Fuß zu brechen, da ſtürmte
Fräulein Paula, eine ſeiner Schülerinnen, erhitzt
vom eiligen Laufe, in die Garderobe. [)
Alles andere wäre dem gereizten Oberlehrer
in dieſem Augenblik gelegener gekommen,
als dieſe junge Dame. So ſ»ehr er ſich bemühte,
ſtreng objektiv gegen alle leine Schülerinnen
zu »ein, ſo machte er doch bei Fräulein Paula
eine Ausnahme. Ihr gegenüber kamen alle
ſeine pädagogiſchen Grundſäte ins Wanken.
Er haßte ſie! Und zwar allein deswegen, weil
ſie allen ſeinen Mahnungen und Standreden
zum Trotz lich gekliſſentlih bemühte, inrem Gi
Reußeren einen forciert maskulinen Anltrich
zu geben. Nichts war ihm ſo in der innerſten
Seele zuwider als dieſe Emanzipationsgelüſte;
aber je erbitterter er dagegen eiferte, deſto
demonlſtrativer trieb es Fräulein Paula. Ihr
gegenwärtiger Habitus aber übertraf alles
bisherige. Ihre ganze obere Adjuſ»ſtierung
ſtammte geradezu aus einem Herren-Mode-
magazin, und ein koketter Reithut mit wehen-
dem Schleier vervollſtändigte das burſòchikoſ»e
Exterieur. Seine eigene mißliche Situation
vergeſſend, wandte er ſich voll auflodernden
Zornes gegen das junge Mädchen. [
„Fräulein Paula,“ rief er ſcharf, „Sie ſcheinen
es heute extra darauf angelegt zu haben, mich
durch Ihre unwürdige Maskerade um meine
Autorität zu bringen! Aber ich gebe Ihnen
mein Wort, Sie betreten »ſo nicht die Aula!
Beehren Sie mit Inrem Aufzuge den Tatterſall,
aber die Räume der Anſtalt bleiben Ihnen in
einer, allen guten Sitten hohnſ»prechenden
Koſ»tümierung verſchlo»ſſen!“ [J
Fräulein Paula war keine Mimoſe. Sie ſchüttelte
den grimmigen „Anhaucher“ ab und erwiderte
mit einem etwas ſpitbübi»ſchen Lächeln: „Ich
weiß wohl, Herr Profe»ſſor, daß Sie mir meine
Liebhaberei für männliche Kleidung bös ver-
argen, aber bevor man die Toilette anderer
Leute tadelt, ſollte man gewilſenhaft auf die
eigene bedacht ſein. Ein ordinärer Meſſingknopk
an Stelle der offiziellen Feſtbinde iſt auch
nicht geeignet, die Würde der äußeren Er-
ſcheinung zu heben; beſonders die eines
königlichen Gymnalial- Oberlehrers am Tage
der Schlußfeier!< a)
Dem Oberlehrer rieſelte es eiskalt über den
Rücken. [a)
Teufel! ~ das hatte er ja völlig vergeſ»ſen!
Was kümmerte ihn der freche Backkiſch, den er
ja heute zum lehßten Male ſah! Er + er ~
er ſelbſt war es ja, um den es ſich momentan
handelte und ~ oh - oh - oh - ihm war
nicht zu helfen! Schon tönte ein Glockenzeichen,
das den Beginn der Feier ankündigte, und noch
An Antt - gras Kkimmt’s aus 'm Er,
Ton 's HKöpfert Kaam derhatt'n -
Dees watſch'’kt in a Lacka gter,
Tn ſchwimmt ;cho wia di att’n.
Ber mir, da war's an andre G '’[chicht
— J bin Hatt aa Koa Ant
Mi hat mei Voda unterricht.
„MMar/ch Brirſchet, ra mi'n G wandt !“
„Jeatzt ſchaugſt, dap 0 ſchnett ins Waſſer Kimmſt,“
. Un gibt mir gteir an Renna
„Batſt net daſarufa wwittſt, na ſchrwimrmſt,
Dr BLartsbua werſt’s ſcho Könna /“
K. Seebach
Saulus-Paulus [
zog. Zum erſten Male in ſeinem Leben lah er
ſich daher in der qualvollen Lage, trotz ver-
zweifelter Anſtrengungen ſeines Hirnapparates
keinen Ausweg aus der ebenſo lächerlichen
wie peinlichen Kalamität zu finden. Allen
Ernſtes erwog er die abſurde Idee, ſich die
Treppe hinabzuſtürzen, um vielleicht einen
Arm oder einen Fuß zu brechen, da ſtürmte
Fräulein Paula, eine ſeiner Schülerinnen, erhitzt
vom eiligen Laufe, in die Garderobe. [)
Alles andere wäre dem gereizten Oberlehrer
in dieſem Augenblik gelegener gekommen,
als dieſe junge Dame. So ſ»ehr er ſich bemühte,
ſtreng objektiv gegen alle leine Schülerinnen
zu »ein, ſo machte er doch bei Fräulein Paula
eine Ausnahme. Ihr gegenüber kamen alle
ſeine pädagogiſchen Grundſäte ins Wanken.
Er haßte ſie! Und zwar allein deswegen, weil
ſie allen ſeinen Mahnungen und Standreden
zum Trotz lich gekliſſentlih bemühte, inrem Gi
Reußeren einen forciert maskulinen Anltrich
zu geben. Nichts war ihm ſo in der innerſten
Seele zuwider als dieſe Emanzipationsgelüſte;
aber je erbitterter er dagegen eiferte, deſto
demonlſtrativer trieb es Fräulein Paula. Ihr
gegenwärtiger Habitus aber übertraf alles
bisherige. Ihre ganze obere Adjuſ»ſtierung
ſtammte geradezu aus einem Herren-Mode-
magazin, und ein koketter Reithut mit wehen-
dem Schleier vervollſtändigte das burſòchikoſ»e
Exterieur. Seine eigene mißliche Situation
vergeſſend, wandte er ſich voll auflodernden
Zornes gegen das junge Mädchen. [
„Fräulein Paula,“ rief er ſcharf, „Sie ſcheinen
es heute extra darauf angelegt zu haben, mich
durch Ihre unwürdige Maskerade um meine
Autorität zu bringen! Aber ich gebe Ihnen
mein Wort, Sie betreten »ſo nicht die Aula!
Beehren Sie mit Inrem Aufzuge den Tatterſall,
aber die Räume der Anſtalt bleiben Ihnen in
einer, allen guten Sitten hohnſ»prechenden
Koſ»tümierung verſchlo»ſſen!“ [J
Fräulein Paula war keine Mimoſe. Sie ſchüttelte
den grimmigen „Anhaucher“ ab und erwiderte
mit einem etwas ſpitbübi»ſchen Lächeln: „Ich
weiß wohl, Herr Profe»ſſor, daß Sie mir meine
Liebhaberei für männliche Kleidung bös ver-
argen, aber bevor man die Toilette anderer
Leute tadelt, ſollte man gewilſenhaft auf die
eigene bedacht ſein. Ein ordinärer Meſſingknopk
an Stelle der offiziellen Feſtbinde iſt auch
nicht geeignet, die Würde der äußeren Er-
ſcheinung zu heben; beſonders die eines
königlichen Gymnalial- Oberlehrers am Tage
der Schlußfeier!< a)
Dem Oberlehrer rieſelte es eiskalt über den
Rücken. [a)
Teufel! ~ das hatte er ja völlig vergeſ»ſen!
Was kümmerte ihn der freche Backkiſch, den er
ja heute zum lehßten Male ſah! Er + er ~
er ſelbſt war es ja, um den es ſich momentan
handelte und ~ oh - oh - oh - ihm war
nicht zu helfen! Schon tönte ein Glockenzeichen,
das den Beginn der Feier ankündigte, und noch
An Antt - gras Kkimmt’s aus 'm Er,
Ton 's HKöpfert Kaam derhatt'n -
Dees watſch'’kt in a Lacka gter,
Tn ſchwimmt ;cho wia di att’n.
Ber mir, da war's an andre G '’[chicht
— J bin Hatt aa Koa Ant
Mi hat mei Voda unterricht.
„MMar/ch Brirſchet, ra mi'n G wandt !“
„Jeatzt ſchaugſt, dap 0 ſchnett ins Waſſer Kimmſt,“
. Un gibt mir gteir an Renna
„Batſt net daſarufa wwittſt, na ſchrwimrmſt,
Dr BLartsbua werſt’s ſcho Könna /“
K. Seebach