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ZeiLschrist für Humor und Kunst

Rücksicht

Mit Iräulein Braut üer Herr Notarius
Spazieret in beüächt'ger Ruh.

Er spricht von Alientel unü Aussicht,
Unü wohlerzogen hört sie ;u.

Dem Herrn Notarius ist das peinlich.
Er ist formell und akkurat,

Unü außeröem muß man beüenken:
Dies ist ein öffentlicher Pfaö.

Gehorsam nickt öas junge Fräulein
Zu öem, was öer Herr Bräut'gam spricht.
Dann aber geht, unö sie errötet,

Ein LLcheln über ihr Gesicht.

Dor ihnen aber geht ein Pärchen, —
Wie Las sich zu einanöer neigt,

Wie -as sich herzlich schmiegt unö zärtlich
Sich alle heiße Liebe zeigtl

Er hüstelt leicht. ,.2ch öenke, Beste,
Wir bleiben etwas mehr ;urück
Unü stören lieber nicht öen beiöen
Ihr etwas inöiskretes Glück."

„Ach ja, man muß stets Rücksicht nehmen,
Weil öies üer gute Ton begehrt,

Unö auch, damit man sie von anöern,
Wenn man sie braucht, an sich erfährt."

Der ewige Schrecken

Ich holte Lerrn Neumann zu einem Spaziergang ab.
Er kramte aus finsteren Ecken und Winkeln der Wohnung
drei silberne Eßlöffel, ein halbes Dutzend Teelöffel, einen
Krimstecher, mehrere Bronzefiguren, ein Tula-Zigarettenetui,
eine Kodak-Taschenkamera und einen Goldfüllfederhalter
heraus. Alle diese Gegenstände verstaute er kunstgerecht
in den tiefen Taschen seines weiten Paletots.

Schon wollte er sich mit mir zum gehen wenden, da
erblickte er auf dem Tisch noch einige Schachteln mit Streich-
hölzern. Auch fie mußten den Weg in die tiefen Gründe
seines Mantels antreten.

Kopfschüttelnd hatte ich bisher seinem Treiben zugesehen.

„Wenn Sie mit mir spazierengehen" — ries ich er-
staunt — „was follen dann die vielen Streichholzschachteln?"
Er dachte einen Augenblick nach. —

„Sie haben eigentlich recht" — fprach er dann und
wars die Schachteln wieder auf den Tifch — „Streichhölzer
sind ja nicht pfändbar!" Ludwig Sngel

Kritik

— „Das Libretto von dem Fixling ist schrecklich."

— „Fürchterlich. And Witze hat er drin — direkt zum
Lachen."

Die Frau des Geschäftsreisenden

— „Ihr Mann bleibt also jedesmal vier Wochen aus,
wenn er eine Geschäftsreise antritt, was machen Sie denn
nun während der Zeit?"

— „Vierzehn Tage wein' ich, daß er gegangen ist, und
vierzehn Tage freu' ich mich, daß er wiederkommt!"
 
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