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Nr. 1214

Zeitschrift für Humor und KunsL

13

Das Schicksal des Grafen Bockenseld

Stimme sprach der Steuermann: ,Es hilft nichts, mein
Iunge, einer von uns muß sterben, damit der andere noch
eine Zeitlang sein Leben fristen kann. Losen wirb

,Nein/ entgegnete Robert, ,ich weiß etwas Besseres.
Ieder von uns muß dem andern eine Geschichte erzählen,
und wem von uns es gelingt, den andern zu Tränen zu
rühren, der bleibe am Leben/

,Famos!^ sagte Iakob, ,ich weiß eine Geschichte/ And
er begann:

,Der rätselhafte Fremde.

An einem schönen Sommertage wurden die Bewohner
des sreundlichen Dorses Bernried in nicht geringe Auf-
regung versetzt durch das Erscheinen eines gar seltsamen
Gastes. Es war ein Mann von fast übermenschlicher Größe,
der in stattlicher, ja reicher Gewandung durch das Dorf
schritt und an die Tür des Gemeindevorstandes klopste.
Der Fremde hatte reiches, tief in den Nacken fallendes
L>aar, aber — o Wunder! es war von jener Farbe, die
man Berliner Blau nennt. Sein Mund war ungewöhn-
lich stattlich und hatte fast die Gestalt eines kleinen Rüssels;
er hatte nur ein Auge, das ihm mitten in der Stirn saß
und feurig blitzte. Auf das donnernde Pochen des Frem-
den öffnete der Gemeindevorstand die Tür. „§>a, wer seid
Ihr?" ries er. Der Fremde reckte sich zu gebietender Äöhe
auf. „Das will ich Euch gleich sagen. Ich bin nämlich der
bekannte --."

In diesem Augenblick wurde Willibald unterbrochen.
Es klopste, und in mein Zimmer trat ein Dienstmann, der
die Nummer IZ aus seiner Mütze trug. Er schritt auf

Willibald zu und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Willibald
wurde totenblaß. Er raffte sein Manuskript zusammen
und sprang aus. „In fünf Minuten bin ich wieder da und
wcrde dir den Schluß vorlesen, der alles löst," rief er mir
zu und verschwand mit dem Dienstmann.

Ich wartete fünf Minuten, aber Willibald kam nicht
zurück. Ich wartete eine Stunde, zwei Stunden, den ganzen
Tag, aber Willibald erschien nicht. Am fünften Tage be-
gab ich mich in Willibalds Wohnung. Da saß seine Äaus-
hülterin mit verweinten Augen und erzählte mir, ihr Lerr
wäre noch nicht nach Lause gekommen, seitdem er mit
seinem Manuskript zu mir gegangen wäre. Das war sehr
seltsam. Ich wollte Erkundigungen bei dem Dienstmann
Nummer 13 einziehen, aber das Dienstmannsinstitut er-
klärte mir, es gäbe gar keinen Dienstmann Nummer 13,
denn diese Nummer würde von den Dienstmännern aus
Aberglauben abgelehnt. Das war noch seltsamer.

Am achten Tage bekam ich eine Ansichtskarte aus
Gibraltar. Sie war von Willibald, und er schrieb: „Ich
kehre bald zurück, um dir den Schluß vorzulesen." Ich
wartete. Zwei Monate später kam eine zweite Ansichts-
karte von Willibald. Sie war aus Valparaiso und ent-
hielt nur die Worte: „Ich komme bald!" Wieder zwei
Monate später erhielt ich eine Karte aus Lonolulu. „Gruß!
Willibald!" stand daraus und weiter nichts.

Seitdem habe ich nichts mehr von Willibald gehört.
Warum, um Limmels willen, ist er auf so abenteuerliche
Reisen gegangen? Was, in aller Welt, ist aus ihm ge-
worden?

Aber das ist nicht mcine Lauptsorge, Willibald ist

Oomvnos

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