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Nr. 1220

Zeitschrift für Humor und KunsL

129

Die Pelze

Fietje streckte begütigeild seiiie fleischige Liind cms.
„Man sachte, immer sachte. Ich will da ivohl nach'n rechten
sehen, man bloß, ich muß ihn doch erst suchen, und dcnn
glaub' ich auch nich, daß er das umsonst tut — —"

„Wen?-" fragte.tzein Wattenworm verständnislos.

„Na, den Maat, der wegen den blauen Leinrich wtttend
ivird, wen denn sonst? Glaubst du Dussel vielleicht, der
Mann arbeitet für dir um Gott'slohn?"

„Tschä, ich dachte, du-",

„Was, du alter Schlickjäger glaubst, ich in meine hohe
Charge soll Ladung anfassen? Dir laust es wohl?" schrie
Fietje beleidigt.

5oein wurde kleinlaut. „Es soll mich ja auch nicht auf
allerhand Grogs ankommen."

„Nee, nich in Grog, in bar muß das sein," protestierte
der Quartermeister.

Der Prielfischer sank immer mehr zusammen.

„Was meinst du mit füns Mark?-"

Köhmhals zuckte verächtlich die Llchseln.

„Unter zwanzig Mark kann ich nicht fiir eine reelle
Wut garantieren. !lnd ich soll meinen, wenn Tade Putten-
kleier sür das Kram so 'ne Menge Geld gibt, denn sollten
die zwanzig Mark da leicht bei über sein. Aber wenn du
nicht willst —-"

„Sei man nicht so grantig, ich will ja. Wenn ihr in
vier Wochen wieder auf 'r Reede liegt mit euren Schiff,
und wenn ihr denn in der Nacht auf die nächste Tide
warten müßt, leg ich bei euch längsseit, und komm' ich denn
mit die Ballen richtig zu Schick, sollst du die Zwanzig haben."

„Lein Wattenwvrm," entgegnete Fietje fest, „kannst
du dich das vorstellen, eine Wut auf Vorschuß? Nee, ich
hab' das schon mal gesagt, nur gegen bar."

Seuszend griff Äein in die Tasche und holte eine Doppel-
krone hervor, die er dem Quartermeister hinschob. „Jch
verlaß mir auf deine Ehrlichkeit. Fietje Köhmhals, ich bin
ein armer Familienvater, der-"

„Nu bestell man mehr Grog, Lein, dn kannst ganz
ruhig sein, so 'ne Ballen haben wir jede Reise, und ich laß
dich welche in deinem Ewer peilen, da darfst du dir auf
verlassen."-—

Es war am Abend vier Wochen nach dieser Anter-
haltung. Äein Wattenworms Ewer lag wie gewöhnlich im
Priel, das sind lange Ninnen im Watt, die in die See
münden und auch bei Ebbe nie ganz leer werden.

Lein fluchte: „Da liegt der Präsident Iefferson, und
nu will das nich dunkel werden. Ich kann doch jetzt nich
hier raus, denn was will ein Buttfischer auf See, so
denken die Schiffer. Aeberhaupt 'ne ganze Menge gutes
traun die Deibels uns nich zu, die haben uns ümmer mächtig
auf 'n Küker, wenn sie uns iiber das Watt raus kommen
sehn. Das paßt mir heute nich. Ich seh' das schon, das
Wasser läuft so mächtig ab, daß ich in' Priel sestsitze, wenn
es wirklich dunkel ist."

Eine volle Stunde saß der brave Fischer wie auf
Nadeln, endlich war es Nacht. Nun begann eine mühsame
Arbeit. Es besand sich sehr wenig Wasser in der Ninne,
und bis an die Äüften watend mußte Lein den Kahn mit
Aufbietung aller Kraft über den Sand schieben. Als er
endlich die offcne See erreichte, standen dem Braven die


^.Ilöini^s InssratenanllLdms: kuäols UvSSS, ^.nnonoen-Hxpsäition.
 
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