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184 Meggendorfer-Blätter, München (PD^2/2/c^

Die Liebesprobs

— „Was echte Liebe ist, wisst ihr »och gar »icht. Gester»
zeigte mir Artur seinen Reisepaß, und da stand darin:
Nase gewöhnlich. Llber ich liebe ih» trohdeni noch."

mer Onkel Emil. Aber der war
gerade sort, in Äeringsdors. Auf-
schub duldete die Sache nicht,
und deshalb ging Tante Paula
an ihr Stahlfach, kramte darin
herum und zog auch endlich ein
Papier heraus, daß ihr die ver-
abscheuungswürdige Aktie zu sein
schien. Damit ging sie auf die
Zentralbank, an jenen Schalter,
an dem „Essekten" steht, und über-
reichte einem liebenswürdigen
Bankbeamten das Papier.

Aber es war eben nur ein
Papier, und in weitaus den mei-
sten Fällen gehören zu einer
Aktie zwei. Der Bankbeamte
hielt nur den Conponbogen in den
Äänden. And deshalb erlaubte
er sich ein wenig verlegen, denn
es war ein junger Beamter, die
Frage: „Verzeihung, gnüdigc
Frau, aber haben Sie keinen
Mantel?" —

„Na, ist euch wohl jemals
solche Anverschämtheit vorgekom-
men!" schloß Tante Paula ihren
Bericht. „Ich hab' dem Kerl
meine Aktie aus der §>and ge-
rissen und bin weggelaufen, so
geärgert habe ich mich. Was gcht
es den Kerl an, wenn ich ohne
Mantcl ausgehe. And überhaupt,
— heute, bei der §>itze!" —on.

Bei der Putzmacherin

Gattin: „Welchen Äut willst du
mir nun kaufen, den zu vierzig,
fünfzig oder sechzig Mark?"
Gatte: „§>m, du weißt, ich bin
immer für die mittlere Preis-
lage!"

— „Ich auch; zeigen Sie mir
doch noch einige beffere Äüte,
Fräulein!"

Der Mantel

Noch niemals war Tante Paula in solcher Ausregung
nach Lause gekommen. Puterrot war sie im Gesicht. Ge-
laufen war sie auch noch, — bei der Litze. Mit Mühe nur
konnten wir aus ihr herausbekommen, was geschehen war.

Also: Tante Paula besitzt unter ihren Effekten auch
eine Aktie einer Waffenfabrik, — einer gutgehenden Waffen-
fabrik, die regelmäßig sehr anständige Dividende zahlt.
Aber auf einmal fiel es Tante
Paula ein,daß sieals Aktionärin
einer Waffensabrik doch eigent-
lich den Krieg und das Kriegs-
handwerk unterstütze. Das durs-
te nicht sein, denn Tante Paula
ist eine Friedensfreundin. Also
mußte die Aktie verkaust wer-
den. Von solchen Geschäften
hat Tante Paula aber wenig
Kenntnis; das besorgt sonst im-

Jm Diensteifer

Schutzmann <dem ein Lund im Gedränge zwischen die Beine
geräk): „Mistköter — rechts gehen!"

Hamburger Geschichtchen

Ich treffe eine Bekannte, eine waschechte Lamburgerin,
gegen abend auf der Straße. Auf meine Frage, wohin

des Wegs, erzählt sie mir,
sie ginge ins Thalia - Theater.
Ich rede ihr zu, doch auch
einmal unser elegantes neues
Schauspielhaus zu besuchen.
Da sagt sie mir: „O Gott,
Fräulein, das würde ich doch
nicht tun, wo ich nun schon sieb-
zehn Iahre meinen schönen eige-
nenGarderobenhaken in unserem
lieben Thalia-Theater habe!"
 
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