Mcggendorfer--Blätter, München
Nr. 1225
230
Der Film-Erklärer
Es war mir ein beruhigender Gedanke, daß an der Kon-
struktion eben dieser Glashalle einst ein Kollege mitgearbeitet
hat, ein deutscher Dichter wie ich, ncimlich Äeinrich Seidel.
Das spricht doch fiir die Vielseitigkeit schriftbegabter Geister.
O, auch ich wollte mich vielseitig versuchen! Nachdem ich
noch Gelegenheit gehabt hatte, den echt berlinischen Scharf-
blick der Gepäckträger zu bewundern, von denen kein ein-
ziger daran dachte, mir seine Dienste anzubieten, stand ich
mitten auf dem Askanischen Platz und atmete in vollen
Zügen die Berliner Luft ein, die an dieser Stelle
freilich nicht sehr ozonreich ist. Trotz des Ozonmangels
belebte sie meine Nerven ungemein, in erster Linie freilich
die Magennerven. Ein gehöriges Frühstück tat mir jeht
vor allen Dingen not. Es hcißt zwar: Ein voller Bauch
studiert nicht gern; aber ein ganz leerer ift entschieden noch
weniger dazu aufgelegt, und allzu heftige peristaltische Be-
wegungen des Magenschlauches legen die Beweglichkeit des
Geistes lahm. klnd auf die war ich jeht wahrhaftig sehr
angewiesen. Am nicht gleich zu Anfang verschwenderifch
mit ineinem Kapital limzugehn, suchte ich mir ein bescheide-
nes Lokal. Es war ein Lokal, vor dem sehr viele Drosch-
ken hielten, — natürlich nicht Droschken, deren Fahrgäste
in jenem Lokal abgestiegen waren, sondern unbenutzte,
augenblicklich freie Droschken, deren Lenker sich dort gerade
erquickten. Auch ich erquickte mich wahrlich; besonders an-
genehm war mir die Größe der zu meinem Kaffee verab-
folgten Schrippen. Wirklich, die Berliner Schrippe ist ein
für unsere Zeit bewundernswert großes Gebäckstück, um
dessenwillen man Berlin hohe Achtung bezeugen muß. —
Mittlerweile war es neun Ahr geworden und Zeit,
daß ich an die Besiegung Berlins ging. Bei Besiegungen
ist es vor allem wichtig, die Stellung des Gegners zu
kennen. In meinem Falle kam es allerdings mehr darauf
an, daß ich mir selbst eine Stellung erkundete. Ich war
entschlossen, jedes 2lmt anzunehmen, für das meiil Ver-
stand sich geeignet fühlen würde. Nun, das war keine
geringe Jahl von Aemtern. Aber um ein Amt muß man
sich bewerben. Deshalb kaufte ich in einem kleinen Papier-
geschäft zunächst einmal ein Paket Briefbogen und !lm
schläge für den Normalpreis von zehn Psennigen und eine
Flasche Tinte fiir sünfzehn Pfennige. Einen Amsteckfeder-
halter hatte ich glücklicherweise bei mir. Kaum aber waren
diese Einkäufe perfekt gelvorden, sodaß ich selbst unter fadcn-
scheinige» Vorwändcn nicht mehr von dem Geschäft zurück-
treten konnte, als mir klar wurde, daß ich übereilt gehandelt
hatte. Die Bnte war ganz und gar überflüssig, denn die
konnte ich auch auf jedcm Poftamt haben; das Schreib-
papier aber konnte mir auch nicht viel nützen, denn auf
langwierige Korrespondenzen konnte ich mich wirklich nicht
einlassen. In meiner Lage war wie in der Nechtspflege
die 5oauptsache: mündliches Verfahren. Wo man einen
Menschen von Gaben brauchte, da mußte ich mit beflügelten
Füßen hineilen und konimen, fehen und siegen! Freilich,
nicht allein sehen mußte ich, sondern auch gesehen werden,
und das schien mir etwas bedenklich. Ernstlich ttberlegte
Nll'. 1225. !8. Illll! 1914. Inssi'tionsxodukrsn jZöspsst. Nonxeii'oilleroils 1 LtLrlr. üllölnlge Insoratsn-Lnnnliniö bei Ilullülf IVIl1886, IlllNIIIILII-lllHölliillll-
tz63t.s1IunF6n 3.nk äie >Voe1i6NLU8xk»b6 b6i L116N Lueb- unä 1^un8tbLnäIunA6n, 26itunx8-Lxx6äition6n unä ?08tümt6in. ^)uulia1pr6l8 (13 1>nimm6rn) jn 06ut8o1llanä A. 3.—,
?ostb62U8 A. 3.05, untsr K.r6U2banä 3.25. In Os^terrmeb-Ilnßarn K 3.60, k>08tb62UL L 3.85, unt6r I^reu^banä K 4.—. k'ür äis anäsrsn I_,änä6r ä68 ^Vsltpo^tvsrsivs
uutsr Ki6U7,kanä A. 4.30 — 5.50. Linrkslns IVummsr 80 ?frr. nä 36 b. — Kaloii-klsftllusL'ribs 04täccj^), jäbrl. 26 klstts a 50 ?frr. oä 60 b nur äureb äsn kluobbunäöl.
^techteu und irlttsschtä^e, trockne und
uässende, SchuPPettflechte, Kopf-und
Pavtflechte, qualvolles Hautjuckeu usw.
verschwinden selbst noch in veralteten Fäl-
len durchReichels »vlechtett-SPe.^ial-
mittel. Fst. 25 Jahre qlänzend be-
w ährt u. garautiert uuschädl. 2.26 Mark.
Ottokeiebel, Lerlm 38, Li86ndLbn8tt. 4.
8obl3nl<6
llc. üiiitilöi's fMsliiokski'Liiisi'lök.
k'gur^
llsäsuteuäs kVbnabins obns Oiät. 0<l.ran-
lisrt un8obää1iob. > paket !VI. 2.—, 3 ?a1r.
IV>. 5.—. LroLobürs Ziati'8.
ttSrines, ^liiiieliei» 15,
I»aaä6l8tr. 8. (l^ur sebt mit äis^sr ?irma.)
bini'ie von llen viel. I).9"Ii8e!,lei1ikii: rrr O..-
M aö§enc»mmen. — >4. m L..' ^ /-/c/.
aö§6nom,nen. — T'. /V. ,'n />/..' /§ >15-
«a/ime aae/r ^ /^a^. — /V. //. ra /i7..' 9 //c/.
>45aa5me aac5 / /'a/le/. — 6. L'c/r. r'/r L/..'
cNiorsler,2erIin,rrieLricIlstrNId,Il.Ht»8e.
^»««tattim^ei».
Vsrlanxsn Lis jUii8l.r.
IÜ8t6 xruti8! 668t6l-
Isn Li68o5ort: va886N-
Isu", 248 Lsitsn mit 248 IIIu3tration6n
von >V. Oouruäi. Llsxant bro^obisrt
i>Ib. 4.—. b'srnsr äa8 ^.uksbkn srreZsnäs
ce/'pc-6ts/r i5t's a/e, n/s/m F/s!
b/cH üs/Z/i/'s/r L/r//^-cr/ims/r s/'/rs/'
> „Srette/" -.—
üeck/s/rs/r. Fr's /r/c/r's Lcr/rre/'cr
//-> c/s/r sc/rr/e/r Lk/rrcr/srrc.
Zrr s//crcrs/r, ^srrü^/rr/cH/, c/rsss'
L/rr//rcr/rrrs r/s/// crrrcH /io/is
Q/r/occ/s/'rr/r^s/r cr/r!?/cr//e rr/rc/!
<5rr/rrr/c>/so Hcrrr//--?/cr//err rr.
Ha«//-<5/r/rcrr'c6/s/'Asüe^ 6/-//-
/cr/r/e Kerrr//cr/s /
Xostonf/s! seorion Must/Is/to 6/oIsIIstsn ü. ftsuff <L 60 . ^euoi-
dsob (V/ttbg.) orio/ blottol-Osms/Lwoflc In Lontdolm dlo. Lt s.dl.
Oe/r /-/cHL'^e/r ÄLB/rre/r/
-Vcr//e/r
N/ois- '
slisscdi-i-nien!
Im ?boto-Latalo^ 160»
llWMMn!
kbowtzrapbiscbe I
)>pparate
^rismengläsei', fsillslsobsv, I
Ubvsn, LoläwLVSn, Kosssv,'
IViusibivLvsnLpveolimasLllin.
K.Lta1o8 äer ^vvvünsobtvnl
^rtibsl umüonst unä kranbo. I
T co.s
Nerlin 6. 313
llelle-^IUsnee-StraLLe Z. I
welcher sich schön kleiden will,
verlange gratis Prachtkatalog
Nr. 80 über Kavaliergarderobe
v. besten Publikum stammend.
Kein Nisiko. Für dtichtkou-
venierendes sende Geld zurück.
«I. Ki»It«r,
Aliiiroli«!!, Tal 1".
Nr. 1225
230
Der Film-Erklärer
Es war mir ein beruhigender Gedanke, daß an der Kon-
struktion eben dieser Glashalle einst ein Kollege mitgearbeitet
hat, ein deutscher Dichter wie ich, ncimlich Äeinrich Seidel.
Das spricht doch fiir die Vielseitigkeit schriftbegabter Geister.
O, auch ich wollte mich vielseitig versuchen! Nachdem ich
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blick der Gepäckträger zu bewundern, von denen kein ein-
ziger daran dachte, mir seine Dienste anzubieten, stand ich
mitten auf dem Askanischen Platz und atmete in vollen
Zügen die Berliner Luft ein, die an dieser Stelle
freilich nicht sehr ozonreich ist. Trotz des Ozonmangels
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vor allen Dingen not. Es hcißt zwar: Ein voller Bauch
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mit ineinem Kapital limzugehn, suchte ich mir ein bescheide-
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ken hielten, — natürlich nicht Droschken, deren Fahrgäste
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augenblicklich freie Droschken, deren Lenker sich dort gerade
erquickten. Auch ich erquickte mich wahrlich; besonders an-
genehm war mir die Größe der zu meinem Kaffee verab-
folgten Schrippen. Wirklich, die Berliner Schrippe ist ein
für unsere Zeit bewundernswert großes Gebäckstück, um
dessenwillen man Berlin hohe Achtung bezeugen muß. —
Mittlerweile war es neun Ahr geworden und Zeit,
daß ich an die Besiegung Berlins ging. Bei Besiegungen
ist es vor allem wichtig, die Stellung des Gegners zu
kennen. In meinem Falle kam es allerdings mehr darauf
an, daß ich mir selbst eine Stellung erkundete. Ich war
entschlossen, jedes 2lmt anzunehmen, für das meiil Ver-
stand sich geeignet fühlen würde. Nun, das war keine
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sich bewerben. Deshalb kaufte ich in einem kleinen Papier-
geschäft zunächst einmal ein Paket Briefbogen und !lm
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konnte ich auch auf jedcm Poftamt haben; das Schreib-
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langwierige Korrespondenzen konnte ich mich wirklich nicht
einlassen. In meiner Lage war wie in der Nechtspflege
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