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https://doi.org/10.11588/diglit.19900#0251
Nr. 1225
Zeitschrift für Humor und Kunst
23 l
Der Film-Erklärer
ich den Erwerb eines neuen Kragens. Aber nein, das
ging nicht; eine solche Anschaffung hätte einen beträcht-
lichen Teil meines Vermögens verschlungen, das sich jetzt,
nach Frühstück und Schreibmaterialieneinkaus, auf 3 Mark
83 Psennige bezifferte. —
Aeber meine nächsten Ersahrungen möchte ich mit Still-
schweigen hinweggehen. Sie bieten nichts Angewöhnliches,
auch vermöchte ich wahrhaftig nicht mehr anzugeben, wo
überall an jenem Tage ich meinen Anteil an der so viel
gerühmten eifrigen Arbeit unserer Nation sorderte. Spät
abends landete ich in einem kleinen, aber sauberen Gasthos,
wo man mir ein winziges, aber reinliches Zimmer anwies,
nachdem man mich den Preis dafür hatte zahlen lassen.
Es kostete, mit dem Frühstück am nächsten Tage, nur
I Mark 50 Pfennige. l Mark 30 Pfennige hatte ich am
Tage für Atzung und Omnibusfahrten ausgegeben, sodaß
mir immerhin noch l Mark 3 Pfennige übrig blieben. Ich
schlief nach den Anstrengungen gesund und fest, bis mich
ein schon ziemlich weit vorgeschrittener Morgen begrüßte.
Ich erfrischte mich durch eine kühle Waschung — Seise
hatte ich ja — und beschloß nach einem Blick in den Spiegel,
mir einen Vollbart stehen zu lassen, dessen erste Anfänge
sich bereits zeigten. Dann frühstückte ich, verließ den Gast-
hof, wo man mir höflich „Glückliche Neise!" wllnschte, und
kaufte mir eine Morgenzeitung. Eilenden Auges durch-
musterte ich die Inserate, in denen alle möglichen tüchtigen
Leute gesucht wurden, — es ist ganz unmöglich, daß es so
tüchtige Leute gibt, wie gebraucht werden. Siehe, da stieß
ich aus folgende Anzeige:
„Da reden die Leut' allweil von Kunstdünger, und wenn
man zuschaut, dann bringen s' ein lumpiges weißes Pulver
daher. Ein' künstlichen Mist sollen s' mir derfinden, der
akkurat so ausschaut und riecht, dann will ich an ihre
Sach' glauben."
^IIoinlAS IllssoLtsnLuualimo: kuöoll Uosso, ^.llllonooll-llxp8(litioll.
Zeitschrift für Humor und Kunst
23 l
Der Film-Erklärer
ich den Erwerb eines neuen Kragens. Aber nein, das
ging nicht; eine solche Anschaffung hätte einen beträcht-
lichen Teil meines Vermögens verschlungen, das sich jetzt,
nach Frühstück und Schreibmaterialieneinkaus, auf 3 Mark
83 Psennige bezifferte. —
Aeber meine nächsten Ersahrungen möchte ich mit Still-
schweigen hinweggehen. Sie bieten nichts Angewöhnliches,
auch vermöchte ich wahrhaftig nicht mehr anzugeben, wo
überall an jenem Tage ich meinen Anteil an der so viel
gerühmten eifrigen Arbeit unserer Nation sorderte. Spät
abends landete ich in einem kleinen, aber sauberen Gasthos,
wo man mir ein winziges, aber reinliches Zimmer anwies,
nachdem man mich den Preis dafür hatte zahlen lassen.
Es kostete, mit dem Frühstück am nächsten Tage, nur
I Mark 50 Pfennige. l Mark 30 Pfennige hatte ich am
Tage für Atzung und Omnibusfahrten ausgegeben, sodaß
mir immerhin noch l Mark 3 Pfennige übrig blieben. Ich
schlief nach den Anstrengungen gesund und fest, bis mich
ein schon ziemlich weit vorgeschrittener Morgen begrüßte.
Ich erfrischte mich durch eine kühle Waschung — Seise
hatte ich ja — und beschloß nach einem Blick in den Spiegel,
mir einen Vollbart stehen zu lassen, dessen erste Anfänge
sich bereits zeigten. Dann frühstückte ich, verließ den Gast-
hof, wo man mir höflich „Glückliche Neise!" wllnschte, und
kaufte mir eine Morgenzeitung. Eilenden Auges durch-
musterte ich die Inserate, in denen alle möglichen tüchtigen
Leute gesucht wurden, — es ist ganz unmöglich, daß es so
tüchtige Leute gibt, wie gebraucht werden. Siehe, da stieß
ich aus folgende Anzeige:
„Da reden die Leut' allweil von Kunstdünger, und wenn
man zuschaut, dann bringen s' ein lumpiges weißes Pulver
daher. Ein' künstlichen Mist sollen s' mir derfinden, der
akkurat so ausschaut und riecht, dann will ich an ihre
Sach' glauben."
^IIoinlAS IllssoLtsnLuualimo: kuöoll Uosso, ^.llllonooll-llxp8(litioll.