Zeitschrift für Humor und Kunst ^vvv^vv^vvvv^vv^v 147
Die Tabakspseise
Erschöpft hält Ian inne. Die
Rede entsprach für ihn einem
Kräfteverbrauch von zirka ein-
einhalb Dreschstunden.
Wobbo Nabeltran wackelt
mit dem Kopf und fpielt mit
dem Fell seines großen Schäfer-
hundes, für den er eine ftarke
Liebe hat.
„Ich will dir mal was sagen,
Ian Knülls. Du kennst ja
Tammo Schetterquest, der is
auch ein Kätner wie du, der
wollt mir voriges Iahr für die
Pacht eins von feine Schweine
bis drei Zentner aufmäften, und
was tut der Sagebock? Er
rückt bei Nacht und Nebel nach
Amerika aus. Alles hat er ver-
kauft. Wie mir damals das
Schwein von deinen Kollegen
aus die Nase gegangen is, Ian
Lknülls, da hab ich mir gelobt:
Pumpen und stunden, ne!" Auch etlvas
Ian ist kein Leld des Wortes,
vergeblich sucht er durch aber-
maliges Schneuzen neue Gedanken frei zu machen, und als
auch inteusives Kratzen hinter dem rechten eigenen Ohr
und dem linken der großen Sau, die an den letzten Aus-
führungen als Publikum teilgenommen, keine besseren Er-
folge erzielen, sagt er zögernd:
„Denn Tag auch," und geht.
Sein Rückweg führt Ian Lknülls durch das §>aus und
die Küche. Lier hantiert Mettje Nabeltran, die dralle
Tochter des Bauern.
Ian Knülls sagt: „Tjüs auch," und will weiter.
Frage
— „Bal i mi heut net der-
fall, laß i's Bergsteign sei."
— „Aber balst di derfallst?"
Ihren Pikkvlv können Sie, wie es scheint, zu gar nichts gebrauchen."
,O doch, der spielt draußen mit den Kindern der Gäste."
Mettje antwortet nicht, sie sieht auch nicht arif. Da
bleibt Ian stehen, und nun dreht sich die Deern langsam um.
„Äast das denn fo eilig?"
Mettjes runde ^lugen glitzern, und die roten Backen
glänzen wie mit einer Speckfchwarte eingerieben.
Ian Knülls wird abermals verlegen, aber anders als
vorhin. Instinktiv will er mit der Land zur Nase, aber
irgendwie hat sich sein Gefühl in dieser Minute verfeinert,
er unterläßt die Manipulation. Er ist des Todes ver-
wundert. Für seine Gefühle ist bisher die Großbauern-
tochter ebenso neutral gewesen, wie etwa die Venus
von Milo oder die Begum von Ratschputana; nun
sieht er in ihr: das Weib.
Ian Knülls ist zwar kein Mann der freien Rede,
aber sein Begriffsvermögen ist keineswegs total ein-
gesponne». Er weiß: wenn in Pidelpoggsfehn eine
Dame zu einem Lerrn sagt: „Last das denn so eilig?"
so bedeutet das etwas.
!lnd nun antwortet Ian: „Ne."
Lierauf entsteht eine längere Paufe, dann mit
elementarer Gewalt kommt das Fluidum der Er-
kenntnis über die beiden und zittert in armsdicken
Strahlen von einem zum anderen hinüber.
Ian Knülls langt sich Mettjes Land, die er
mit seinem dicken Daumen und mit Andacht zu
kneten beginnt.
„Tschä," flüstert er, und es klingt wie ein Grunzen
der Wonne. Er empfindet nur, Konsequenzen zieht
er nicht, und deshalb ist er glücklich.
Aber Mettje ist nicht nur glücklich, sonderu auch
praktisch.
„Willst du mit Vadder schnacken?"
Aus ist's mit dem Glück. Ian Knülls hört auf
zu kneten.
„Ochott," stöhnt er, „er hat mir ja nich mal die
Pacht für den Acker stunden wollen, wo meine dicke
Die Tabakspseise
Erschöpft hält Ian inne. Die
Rede entsprach für ihn einem
Kräfteverbrauch von zirka ein-
einhalb Dreschstunden.
Wobbo Nabeltran wackelt
mit dem Kopf und fpielt mit
dem Fell seines großen Schäfer-
hundes, für den er eine ftarke
Liebe hat.
„Ich will dir mal was sagen,
Ian Knülls. Du kennst ja
Tammo Schetterquest, der is
auch ein Kätner wie du, der
wollt mir voriges Iahr für die
Pacht eins von feine Schweine
bis drei Zentner aufmäften, und
was tut der Sagebock? Er
rückt bei Nacht und Nebel nach
Amerika aus. Alles hat er ver-
kauft. Wie mir damals das
Schwein von deinen Kollegen
aus die Nase gegangen is, Ian
Lknülls, da hab ich mir gelobt:
Pumpen und stunden, ne!" Auch etlvas
Ian ist kein Leld des Wortes,
vergeblich sucht er durch aber-
maliges Schneuzen neue Gedanken frei zu machen, und als
auch inteusives Kratzen hinter dem rechten eigenen Ohr
und dem linken der großen Sau, die an den letzten Aus-
führungen als Publikum teilgenommen, keine besseren Er-
folge erzielen, sagt er zögernd:
„Denn Tag auch," und geht.
Sein Rückweg führt Ian Lknülls durch das §>aus und
die Küche. Lier hantiert Mettje Nabeltran, die dralle
Tochter des Bauern.
Ian Knülls sagt: „Tjüs auch," und will weiter.
Frage
— „Bal i mi heut net der-
fall, laß i's Bergsteign sei."
— „Aber balst di derfallst?"
Ihren Pikkvlv können Sie, wie es scheint, zu gar nichts gebrauchen."
,O doch, der spielt draußen mit den Kindern der Gäste."
Mettje antwortet nicht, sie sieht auch nicht arif. Da
bleibt Ian stehen, und nun dreht sich die Deern langsam um.
„Äast das denn fo eilig?"
Mettjes runde ^lugen glitzern, und die roten Backen
glänzen wie mit einer Speckfchwarte eingerieben.
Ian Knülls wird abermals verlegen, aber anders als
vorhin. Instinktiv will er mit der Land zur Nase, aber
irgendwie hat sich sein Gefühl in dieser Minute verfeinert,
er unterläßt die Manipulation. Er ist des Todes ver-
wundert. Für seine Gefühle ist bisher die Großbauern-
tochter ebenso neutral gewesen, wie etwa die Venus
von Milo oder die Begum von Ratschputana; nun
sieht er in ihr: das Weib.
Ian Knülls ist zwar kein Mann der freien Rede,
aber sein Begriffsvermögen ist keineswegs total ein-
gesponne». Er weiß: wenn in Pidelpoggsfehn eine
Dame zu einem Lerrn sagt: „Last das denn so eilig?"
so bedeutet das etwas.
!lnd nun antwortet Ian: „Ne."
Lierauf entsteht eine längere Paufe, dann mit
elementarer Gewalt kommt das Fluidum der Er-
kenntnis über die beiden und zittert in armsdicken
Strahlen von einem zum anderen hinüber.
Ian Knülls langt sich Mettjes Land, die er
mit seinem dicken Daumen und mit Andacht zu
kneten beginnt.
„Tschä," flüstert er, und es klingt wie ein Grunzen
der Wonne. Er empfindet nur, Konsequenzen zieht
er nicht, und deshalb ist er glücklich.
Aber Mettje ist nicht nur glücklich, sonderu auch
praktisch.
„Willst du mit Vadder schnacken?"
Aus ist's mit dem Glück. Ian Knülls hört auf
zu kneten.
„Ochott," stöhnt er, „er hat mir ja nich mal die
Pacht für den Acker stunden wollen, wo meine dicke