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Nr. 1234

Zeitschrift für Humor und Kunst

149

Die Tabakspfeife

Sau doch keine Ferkel geschmissen hat, indem daß sie vor-
gestern krepieren tat."

Mettje läßt den Kopf hängen, als ob sie den Tod
eines lieben Anverwandten betrauert. Mit einem Male
wird es ihr klar, daß ihre Wünsche auf eine fast unaus-
denkbare Mesalliance hinauslaufen. Wenn das ihren
Wünschen auch nichts tut, so bedrückt es doch ihr jung-
fräuliches Loffen.

Plötzlich glänzen wieder Augen und Backen. Mettje
strahlt.

„Wenn anners du willst, Ian, denn so können wir uns
doch wohl kriegen, denn warum? Weil die holländische
Grenze man bloß 'ne halbe Stunde weit weg is."

Ian Knülls reißt die Kiefern auseinander, als ob er
einen Riesenkloß ungeteilt zu sich nehmen will. Weiter
äußert er sich nicht.

„Du mußt dir da nich über wundern, Jan, es is auch
garnich da um, es is man wegen den 15. Mai, da hat
Vadder 'ne Zärtlichkeit für, wenn er da von schnacken hört.
dan» wird er immer so weich wie frische Mettwurst."

Ian klappt die Kinnladen hörbar zusammen, nicht etwa,
weil sich sein Erstaunen gelegt hat, sondern weil er sie zum
Fragen gebraucht:

„Tschä-- — ?"

„Was das is, kann ich sllrwahr nich mal behaupten,"
antwortet die resolute Mettje, „ich weiß bloß, daß an den
Tag eine große Feierlichkeit in Vadder sein Leben in ge-
wesen is. !lnd denn, Ian, hat uns Vadder einen bannigen

Nespekt vor alles, was mit die Obrigkeit zusammenhängt,
und nu hast du ja Krischan Mttmmelpein, den Revisions-
aufseher, was ein Schwieger von deine Großtante seine
Nichte is, mit den mußt du Vadder ins Gestcht springen
und ihn unter die Nase reiben. !lnd nun geh' man gleich
wieder nach Vadder hin, son's da muß man nich tüderig
mit sein."

Noch in derselben Minute steht Ian wieder draußen
im Obstgarten und glotzt Wobbo Nabeltran an.

Ein wildes Durcheinander tobt in Ians Gehirn umher.
Krischan Mümmelpein hatte mit Wobbo Nabeltran eine
große Feierlichkeil, und Mettje wollte am 15. Mai auf der
holländischen Grenze heiraten.

„Was willst denn noch, Ian Knülls?" fragt Wobbo.

Ian erwidert nichts, aber er hat das Gefühl, daß er
dem Bauern Nabeltran ganz außerordentlich dankbar sein
würde, wenn der auf seine Frage selbst eine befriedigende
Antwort sände. Doch es geschieht nichts dergleichen. Da
zieht Ian sein Taschentuch und schneuzt hinein, daß die
Äühner angstvoll das Weite suchen und sogar der große
Puter wütend kullernd ausrückt.

Mit einem Male gibt es in Ians Gedankenbehälter
einen Niß; hastig ballt er das Tuch zu einem dichten
Knäuel zusammen, den er in die linke Äosentasche propft.

„!lm deine Mettje wollt ich dich man bloß noch eben
angehen, Nabeltran Vadder."

Lastig und überlaut stößt er es hervor.

Wobbo wirft sich auf seiner Bank herum. Er blickt erst
maßlos erstaunt, dann zuckt es ein klein wenig um seine Augen.

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