Nr. 1236
Zeitschrist für Humor und Kunst
189
Mffaua
eine Liebhaberei nicht so leicht auf, besonders wenn es die
einzige ist. Daß man ihm das Sammeln streng untersagte,
schien ihm den Mangel an aufrichtiger Freude über sein
Glück, die nach den berechtigten Anschauungen der Ler-
köminlichkeit doch vorhanden sein mußte, stark empsinden
zu laffen. Auf seiner schön glatten Stirn begann sich eine
Falte auszubilden. Er bekam jetzt mehr Briefe als früher.
Wohl aus Apolda. Aber man merkte nichts davon, daß
Antwortschreiben von ihm ausgingen. Niemals kaufte er
Briefmarken vom Oberkellner, was doch sonst alle Gäste
im Lotel taten, weil hier oben der alte Beamte des kleinen
Postamts im Sommerpalais des Gouverneurs zu unan-
genehm nach Knoblauch roch. Eines Morgens kam sogar
ein eingeschriebener Bries an Monsieur Max Nathke, —
sogar ein Brief, der ^vis ä« rsosxtiou erheischte. Die einzige
Falte auf seiner sonst ungefurchten Stirn vertieste stch.
Am die Mitte des Ianuar war es, da kam er eines
Vormittags auf mich zugestürzt. O, er müßte mir sein
Lerz ausschütten. „Wissen Sie, meine ganze Sammlung
soll ich sortwersen. Alle Berchen. And es sind doch so
originelle darunter Aber alles muß fort, hat ste gesagt."
„Wer denn?"
„Ach Gott, meine zukünstige Schwiegermutter natürlich.
Leut' morgen hat sie sich mein Zimmer angesehen, wegen
der Aussicht. And da sind ihr die Tierchen aufgefallen.
Geschrieen hat sie. Der Lausknecht soll alles fortbringen.
Meine Braut will es auch. Sie kann doch nicht das kleinste
Insekt ausstehen Aber die Tierchen sind doch so harmlos.
And wenn es mir doch Freude macht! Der Mensch muß
doch Interessen haben. — Aber ich lasse mir das nicht ge-
fallen! Anter keinen Amständen!" —
Beim Essen lagerte über dem Kunkelschen Tisch die
sogenannte Wolke. Die Damen schoben widerwillig die
Speisen zurück. Max Rathke redete freundlich zu. Aber
man machte ihn darauf ausmerksam, daß er selbst den Ekel
verursacht hätte, — durch seine gräßliche Sammlung wider-
wärtiger Geschöpfe natürlich. Onkel Saalmann schien hämisch,
mischte sich aber nicht hinein, wohl um flch nicht das Konzept
seines Vortrags zu verderben, den er nachher beim Dessert
hielt. Für den Abend hatte die umsichtige Loteldirektion
eine Veranstaltung vorbereitet, die den Gästen den lange
gewünschten tieseren Einblick in die Mysterien des Orients
gewähren sollte. Lundert Franken waren gesammelt wor-
den. Dafür hatten sich die Aissaua bereit erklärt, eine
Separatvorstellung zu geben, — im Foyer des Lotels.
Onkel Saalmann, merkwürdig orientiert, ließ eine Erklärung
los. „Ia also, meine Lerrschasten, die Sache ist nämlich so.
Da lebte also vor ein paar Iahrhunderten irgendwo in
Marokko, in Fez, glaube ich, ein frommer Moslem, Mo-
hammed ben Aissa, der eine Schar von Iüngern um sich
sammelte. Aber irgend etwas an seinen Lehren paßte dem
damaligen Sultan nicht, und eines schönen Tages wurde
Mohammed ben Aissa an die Luft gesetzt, mitsamt seinen
Iüngern. In aller Eile hatten sie aber vergessen, bei ihrem
Auszug aus der Stadt Proviant mitzunehmen, und mitten
in unwirtlichen Gebieten überkam sie der erbärmlichste
Lunger. Die Iünger verzagten kleinmütig, Mohamed ben
Aissa aber sprach: Effet, was ihr findet! Der Prophet
wird es euch zur Nahrung dienen lassen. — And sie aßen —
spitze Kiesel und Kaktusblätter mit großen, nadelharten
Stacheln. And siehe da: es bekam ihnen vortrefflich. Die
besten Datteln hätten keine bekömmlichere Nahrung abgeben
können. Die von Mohammed ben Aissa begründete Sekte
besteht heute noch, und ihre Mitglieder veranstalten bei
festlichen Gelegenheiten oder wenn sensationslustige Euro-
päer, wie z. B. heute, etwas dafür bezahlen — was ja
auch eine festliche Gelegenheit ist — Diners, die an jenes
erste in der Wüste erinnern sollen. Das unglaublichste Zeug
schlingen die Kerle hinunter. Es wird sehr interessant
werden."
Onkel Saalmann erntete Beifall. Die anwesenden
Engländer, die nur ungefähr errieten, daß der deutsche Lerr
etwas Gelehrtes zur Aufklärung über die bevorstehende
Veranstaltung vortrug, ließen ihn zum Prosessor avancieren.
Nur ein Lerr Gustav Grünvogel aus Friesoythe war un-
zusrieden und meinte, um zu sehen, wie die unglaublichsten
Dinge gegessen würden, brauchte er nicht bis nach Afrika
zu fahren; er hätte in der Leimat genug Restaurants
kennen gelernt, in denen man das auch haben könnte.
. 1236. 3. 86pl!)r. 1914. Irlsortjvirsxöbükron 4x68palt. ttonparsiNsseilo 1 klariL. Lllvlnigs Inssrstsn-LiiNLkms bsj 8IIt!0!j !V!o586i älllNIIUISII-stpöliitillll
kostbsrux 3l. 3.V5, untsr Lrsu2banä A. 3.25. Ill 068tsrr6ieb-I7nxLrQ 1^3.60, ko8tt>62U^ L 3^85, UQtsr Xr6U2ba»ä L 4.—. li'ür äis^anäersll I^äll^sr ä68 XV6ltp08tv6r6ill8
untsr XrsuTbnnä A. 4.3V — li'r. 5.5V. Linrslns I^ummsr 30 oä. 36 b. — Ustt»u8xLds (14ta»ix), Mkri. 26 Hskto L 5V oä. 6V k nur äureb äsn Luebbanäs!
Lrjetmarksn-^situnx xrati^.
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Alle Beinkrümmungen ver-
A deckt elegant nur me'in mech.
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Vurc^eöök'epierksriöl^u bsrielisn. ' /
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lologramw-LSieWill I-oSollbMk. Iluäolkstrasss 4.
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sovis ailer moiieriistM 11. xwliliselieii l'ormö».
IsWserlliclit« Iriclits K.niieeIIlL!lrIockM-k«;Ii!kiiiM
(Osviebt our 700 6r.)
brössbs 1n moäsrvsri Dssslns
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Bei Bestellungeu beziehe man sich stets auf diese Zeitschrift.
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».LIvlLv, vvrI1u IV.8, Leipzigerstr. 39 m.
Kevng Svlwdel.
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vorm. Dr. Fischersche
Vorbereitungsanstalt
für alle Militär- und Schulexamina,
Leit. Dr. Schünemann, Berlin, Zieten-
straße 22/23. Unübertroff. Erfolge.
In 25 Iahren best. 3871 Zögl.
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Zeitschrist für Humor und Kunst
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Falte auszubilden. Er bekam jetzt mehr Briefe als früher.
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Briefmarken vom Oberkellner, was doch sonst alle Gäste
im Lotel taten, weil hier oben der alte Beamte des kleinen
Postamts im Sommerpalais des Gouverneurs zu unan-
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Meine Braut will es auch. Sie kann doch nicht das kleinste
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And wenn es mir doch Freude macht! Der Mensch muß
doch Interessen haben. — Aber ich lasse mir das nicht ge-
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