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Kriegschronik der Meggendorfer-Blätter, München
Die europäische Wurfbude
vie alle?rau
Ls ledt eine alte. slte ?rau
^llein ftit llsdren, leit Isngen Pkren;
Idr daupt, gebeugt uncl lilbergrau,
dst nack äem tiliicke cl-rs leiä ertadren.
6s clringen in idre kinlamkeit
t!un lerne Klänge: l>e dört äas Itaulchen
ver Icdcverlerrallclncten lchweren 2eit.
vie alte ?rau beginnt ru laulchen.
llnä jubelnäe Kunäe vernimmt idr Odr
llon neuen, derrlicd äsmmernäen tsgen.
ds, ?rankreich reckt l>cd gecvallig empor;
vieveutlchen, äie vemlchencveräen gelchlagen!
Ijell stradlet äraiikreichs erkabne llloire,
llnübervvinälich l>nä leine Krmeen;
ver gallilche dad» cvirä äen äeutlchen iüar
veliegt u»ä verblutenä am öoäen lekenl —
vie slte ikrau, >>e lchüttelt äas Iiaupt.
Sie kennt äie lockenäen Siegestanlare»;
Mch l>e dat einltens äsran geglaubt,
llor langen vierunävierrig Isdren.
6s cvar ein llrug, äer idr slles geraubt.
illie einlt, lo tallen ru gleichen liolen
vie tllllrlel such deute. 6s lenkt idr daupt
6ugenie, äie dailerin äer äranrslen.
peter ^odinfon
Notizen
Das nach Anlwerpen geflüchtete bel-
gische Parlament hält dort serne Sitzungen
rn einem Theatergebäude ab. Das ist auch
wahrhastig der am meisten pafsende Ort,
denn da Belgien bis auf Antwerpen jeht
von Deutschland regiert wird, sind die
Verhandlungen des Parlaments die reine
Komödie.
Die göttliche Sarah Bernhardt rief bei
Beginn des Krieges mit jugendlichem
Feuer aus: „Ach, wie bedaure ich, kein
Mann zu sein, um auch mit ins Feld
ziehen zu können!"
Auch als Mann wiirde sie dazu keine
Gelegenheit babcn, denn die Franzosen
haben doch nur Männer im Alter bis zu
sechzig Iahren noch für kriegstauglich
erklärt! Effka
81 8!
Die Rue d'Allemagne und die Rue Berlin
in Paris sind umgetauft worden; nichts
soll mehr an das verhaßte Deutschland
erinnern. Die Franzosen übertreiben in
ihrer Wut ein bißchen. Wir Deulschen
denken gar nicht daran, etwas Ährrliches
zu tun, im Gegenteil. Wir haben jetzt
in vielen unserer Städte Sedanstraßen,
Orleansstraßen, Gravelottestraßen u.s.w.,
sind aber gegenwärtig eifrig bestrebt, uns
nach schönen französischen Namen umzu-
sehn, die wir künftig entstehenden Straßen
beilegen können.
ver lchHmmlte Mangel
lllohl gerültet ilt paris,
ülles daben sie in Menge;
lliele llatten warten lckon,
vasi äer Lürger l>e verlchlänge.
Nber, aber, eins ist knapp,
6ins hat man nicht vorgeleden,
llnä er wirä äaäurch nun balä
Nllerlchlimmste Ilot entsteden.
0, wie ist äer Pmmcr grosi!
vonnertvetter, vonnenvetter,
varan bat man nicht geäacht:
Nn papier kehlt's kllr äie klätter.
lllas an Leitungen erscheint,
llm äie Menge au ergötzen,
vas besteht leit lllochen lchon
vur au; tvinrig kleinen retzen.
Ach, tvie ist äie Sorge lchtver!
Solche Llättchen, äie genügen
Leiäer nicht; man braucht äoch PIsh
?ür äie mächtig grosien Lügen.
piro
Fernbehandlung
— „Sie sind ja so vergnügt,
Lerr Wamperl, haben Sie gute
Nachrichten vomKriegsschauplatze
erhalten?"
— „Gewiß. Eben schickt mir mein
Arzt eine Feldpostkarte, auf der er
mir wieder eine Maß Bier erlaubt,"
Kriegschronik der Meggendorfer-Blätter, München
Die europäische Wurfbude
vie alle?rau
Ls ledt eine alte. slte ?rau
^llein ftit llsdren, leit Isngen Pkren;
Idr daupt, gebeugt uncl lilbergrau,
dst nack äem tiliicke cl-rs leiä ertadren.
6s clringen in idre kinlamkeit
t!un lerne Klänge: l>e dört äas Itaulchen
ver Icdcverlerrallclncten lchweren 2eit.
vie alte ?rau beginnt ru laulchen.
llnä jubelnäe Kunäe vernimmt idr Odr
llon neuen, derrlicd äsmmernäen tsgen.
ds, ?rankreich reckt l>cd gecvallig empor;
vieveutlchen, äie vemlchencveräen gelchlagen!
Ijell stradlet äraiikreichs erkabne llloire,
llnübervvinälich l>nä leine Krmeen;
ver gallilche dad» cvirä äen äeutlchen iüar
veliegt u»ä verblutenä am öoäen lekenl —
vie slte ikrau, >>e lchüttelt äas Iiaupt.
Sie kennt äie lockenäen Siegestanlare»;
Mch l>e dat einltens äsran geglaubt,
llor langen vierunävierrig Isdren.
6s cvar ein llrug, äer idr slles geraubt.
illie einlt, lo tallen ru gleichen liolen
vie tllllrlel such deute. 6s lenkt idr daupt
6ugenie, äie dailerin äer äranrslen.
peter ^odinfon
Notizen
Das nach Anlwerpen geflüchtete bel-
gische Parlament hält dort serne Sitzungen
rn einem Theatergebäude ab. Das ist auch
wahrhastig der am meisten pafsende Ort,
denn da Belgien bis auf Antwerpen jeht
von Deutschland regiert wird, sind die
Verhandlungen des Parlaments die reine
Komödie.
Die göttliche Sarah Bernhardt rief bei
Beginn des Krieges mit jugendlichem
Feuer aus: „Ach, wie bedaure ich, kein
Mann zu sein, um auch mit ins Feld
ziehen zu können!"
Auch als Mann wiirde sie dazu keine
Gelegenheit babcn, denn die Franzosen
haben doch nur Männer im Alter bis zu
sechzig Iahren noch für kriegstauglich
erklärt! Effka
81 8!
Die Rue d'Allemagne und die Rue Berlin
in Paris sind umgetauft worden; nichts
soll mehr an das verhaßte Deutschland
erinnern. Die Franzosen übertreiben in
ihrer Wut ein bißchen. Wir Deulschen
denken gar nicht daran, etwas Ährrliches
zu tun, im Gegenteil. Wir haben jetzt
in vielen unserer Städte Sedanstraßen,
Orleansstraßen, Gravelottestraßen u.s.w.,
sind aber gegenwärtig eifrig bestrebt, uns
nach schönen französischen Namen umzu-
sehn, die wir künftig entstehenden Straßen
beilegen können.
ver lchHmmlte Mangel
lllohl gerültet ilt paris,
ülles daben sie in Menge;
lliele llatten warten lckon,
vasi äer Lürger l>e verlchlänge.
Nber, aber, eins ist knapp,
6ins hat man nicht vorgeleden,
llnä er wirä äaäurch nun balä
Nllerlchlimmste Ilot entsteden.
0, wie ist äer Pmmcr grosi!
vonnertvetter, vonnenvetter,
varan bat man nicht geäacht:
Nn papier kehlt's kllr äie klätter.
lllas an Leitungen erscheint,
llm äie Menge au ergötzen,
vas besteht leit lllochen lchon
vur au; tvinrig kleinen retzen.
Ach, tvie ist äie Sorge lchtver!
Solche Llättchen, äie genügen
Leiäer nicht; man braucht äoch PIsh
?ür äie mächtig grosien Lügen.
piro
Fernbehandlung
— „Sie sind ja so vergnügt,
Lerr Wamperl, haben Sie gute
Nachrichten vomKriegsschauplatze
erhalten?"
— „Gewiß. Eben schickt mir mein
Arzt eine Feldpostkarte, auf der er
mir wieder eine Maß Bier erlaubt,"