226 x "X
Meggendorfer-Blätter, München <S<
Wer tauschen tvill- : :
— „Entzückend sind diese Gedichte, Klara, einfach himmlisch! Du solltest sie wirklich lesen.'
— „Gib' dir keine Mühe, Edith, — vorläufig bekommst du mein Modejournal noch nicht.
Die ungewischte Watsche
oder: Wie einer wegen einer versäumten Watsche von Äaus
UNd Kvs kam. Von F. Schrönghamer-Leimdal
Es is schon wahr, a rechter Duckmauser is er schon, der
Kramerveitl! A Luser, a hinterhaltiger, hamischer Kund, a
ganz a Stader! Siehgst'n, wie er wieder dasitzt, so dasi',
als könnt' er net bis fünfe zähl'n. Wenn er trinkt, schlagt
er d' Aug'n nieder
und nippt blvs a bißl
wie a g'schamig's
Madl, der Tropf, der
scheinheiligel Damit
er ja koan' Schwips
kriegt, damit er ja
nix überhört, was
beim Lofwirt von
die andere Gäst'
über'n Tisch g'redt
wird, und damit er's
dann imDörfl wieder
tratschen kann. Is
dös noh a Manns-
bild?
Da is der Labern-
girglschonaanderer!
Der sttzt schön fest
und breit bei seinem
Maßkrug, tuat oan'
Trunk um den an
dern — an festen
Zug hat er scho, der
Girgl,wischt sich dar-
nach seinen Mords-
schnurrbartund red't
frisch von der Leber
weg, wiecssich g'hört
für an' deutschen Tagesende
Mann. Denn a deut-
scher Kampl is er
schon, der Labern-
girgl. Und grad guat
zulusnis eahm,wenn
er so erzählt; denn
der Girgl hat a Bül-
dung und a Welt-
erfahrung. Is net
umsonst fünf Iahr
Lausmeister g'wesen
beim „weißenLasen"
z' Paffau. Da hört
und siehgt oaner
schon was, wird welt-
läufig und kriegs a
Büldung. Nachher
frelli', wie d' Eltern
kurz hintereinander
g'storben san, hat er
hoammüssenund hat
s' Erb' angetreten:
a schön's Bauern-
sacherl, net z klein,
net z groß, schulden-
srei und auf der
Sonnenseiten. Und
der Girgl selm is auch auf der Sonnenseiten g'leg'n, drum
hat er net g'heirat', sondern is einschichtig 'blieben, wie sein
Löferl; dös is auch in der Einschicht g'standen. —
Alle Leut' mögen ihn, den Girgl, und er mag auch alle,
bis auf oan — den Kramerveitl, den Leimtücker. Drum,
wie der Kramerveitl jetzt sein Bierneigerl austrinkt und geht,
sagt der Laberngirgl hübsch laut: „Na, Gott sei Dank!" —
A Gottdank is nie kein unrechts Wörtl.
Aber der Kramer-
veitl bleibt doch
steh'n, mitten in der
Stub'n, und lacht
recht hamisch. And
sagt: „Geht des mi
an, Lerr Laus-
maosta?"
Lerrgott, reißt's
da den Girgl! Lun-
derttausend Wat-
schen, g'salzen und
g'schmalzen, jucken
ihn in der Pratzen.
Aber der Girgl kann
flch beherrschen. A
Watsch'n kann a je-
der Narr hergeben,
aber hochdeutsch kann
net a jeder!
Lochdeutsch! Das
können nurdieStadt-
leut' und die Laus-
meister. Drum steht
der Laberngirgl auf
und sagt: „Lerr Kra-
merveitl, mit Ihna
geb' ich mich über-
haupts nie nichts ab,
als gebildeter Mann.
Meggendorfer-Blätter, München <S<
Wer tauschen tvill- : :
— „Entzückend sind diese Gedichte, Klara, einfach himmlisch! Du solltest sie wirklich lesen.'
— „Gib' dir keine Mühe, Edith, — vorläufig bekommst du mein Modejournal noch nicht.
Die ungewischte Watsche
oder: Wie einer wegen einer versäumten Watsche von Äaus
UNd Kvs kam. Von F. Schrönghamer-Leimdal
Es is schon wahr, a rechter Duckmauser is er schon, der
Kramerveitl! A Luser, a hinterhaltiger, hamischer Kund, a
ganz a Stader! Siehgst'n, wie er wieder dasitzt, so dasi',
als könnt' er net bis fünfe zähl'n. Wenn er trinkt, schlagt
er d' Aug'n nieder
und nippt blvs a bißl
wie a g'schamig's
Madl, der Tropf, der
scheinheiligel Damit
er ja koan' Schwips
kriegt, damit er ja
nix überhört, was
beim Lofwirt von
die andere Gäst'
über'n Tisch g'redt
wird, und damit er's
dann imDörfl wieder
tratschen kann. Is
dös noh a Manns-
bild?
Da is der Labern-
girglschonaanderer!
Der sttzt schön fest
und breit bei seinem
Maßkrug, tuat oan'
Trunk um den an
dern — an festen
Zug hat er scho, der
Girgl,wischt sich dar-
nach seinen Mords-
schnurrbartund red't
frisch von der Leber
weg, wiecssich g'hört
für an' deutschen Tagesende
Mann. Denn a deut-
scher Kampl is er
schon, der Labern-
girgl. Und grad guat
zulusnis eahm,wenn
er so erzählt; denn
der Girgl hat a Bül-
dung und a Welt-
erfahrung. Is net
umsonst fünf Iahr
Lausmeister g'wesen
beim „weißenLasen"
z' Paffau. Da hört
und siehgt oaner
schon was, wird welt-
läufig und kriegs a
Büldung. Nachher
frelli', wie d' Eltern
kurz hintereinander
g'storben san, hat er
hoammüssenund hat
s' Erb' angetreten:
a schön's Bauern-
sacherl, net z klein,
net z groß, schulden-
srei und auf der
Sonnenseiten. Und
der Girgl selm is auch auf der Sonnenseiten g'leg'n, drum
hat er net g'heirat', sondern is einschichtig 'blieben, wie sein
Löferl; dös is auch in der Einschicht g'standen. —
Alle Leut' mögen ihn, den Girgl, und er mag auch alle,
bis auf oan — den Kramerveitl, den Leimtücker. Drum,
wie der Kramerveitl jetzt sein Bierneigerl austrinkt und geht,
sagt der Laberngirgl hübsch laut: „Na, Gott sei Dank!" —
A Gottdank is nie kein unrechts Wörtl.
Aber der Kramer-
veitl bleibt doch
steh'n, mitten in der
Stub'n, und lacht
recht hamisch. And
sagt: „Geht des mi
an, Lerr Laus-
maosta?"
Lerrgott, reißt's
da den Girgl! Lun-
derttausend Wat-
schen, g'salzen und
g'schmalzen, jucken
ihn in der Pratzen.
Aber der Girgl kann
flch beherrschen. A
Watsch'n kann a je-
der Narr hergeben,
aber hochdeutsch kann
net a jeder!
Lochdeutsch! Das
können nurdieStadt-
leut' und die Laus-
meister. Drum steht
der Laberngirgl auf
und sagt: „Lerr Kra-
merveitl, mit Ihna
geb' ich mich über-
haupts nie nichts ab,
als gebildeter Mann.