Nr. 123!
230
Meggendorfer-Blätter, München
Die »ngewischle Watschs
Der Girgl sagt nix auf die Red', aber merken tut er
sich's gut.
And es wird sich schon amal treffen ...
Richti' trifft es sich einmal.
Der Kramerveitl geht wieder amal um sei' Zeit vom
Lofwirt hoam, und der Laberngirgl is zufällig auf der
Gass'n, und stockfinster is 's auch. Grad wie g'wunschen.
Veitl, heut' wird dir aber d' Lypothek g'löscht, die du mir
aufs Läusl g'schanzt hast. — Drei Iahr' schon tragt der
Girgl die Watsch'n in der Pratzn — watsch, watsch, da
patscht 's auch schon, einmal rechts, einmal links, daß dem
andern 's Feuer vor die Aug'n fliegt.
Aber wie der Girgl 's dritt Mal aufziehgt, da fliegt
ehm a Feuer um d' Augen: hat der Lalli net an' elektrische
Taschenlamp'n?!!
„Ah, der Lerr Lausmoasta!" sagt der Kramerveitl
recht hämisch, wie er dem Girgl unters G'sicht leucht.'
„Lab' scho' lang g'wart' auf die Watsch'n. Guate Nacht,
Lerr Lausmoasta ..."
Lilst'n wieder nix, den Girgl, und nach an' Iahrl
braucht er halt a zweite Lypothek — z'weg'n der Straf
und die Kösten von dem neuen Prozeß durch drei Instanzen.
Weil d' Bank kein Geld mehr gibt aufs Löfi, muß
halt diesmal der Schmiedmeister Pregler herhalten, sein
Schulkamerad und Leibspezl, weil er auch der Anstister war
von dene Watsch'n in der Finster ...
-* *
*
A dritte Lypothek leid't's Höfi nimmer.
Drum hat der Laberngirgl jetzt andere Gedanken. Gern
geht er jetzt in'n Wald, da is 's wunderschön. D' Vögel
smgen und pfeifen, 's Bacherl lauft lusti' gen Tal, da laßt
fich allerhand finnier'n. Denn an dem Bacherl stehn die
schönsten Laselstauden langwüchsig und zäh, wie's halt im
Waldboden zwischen G'fels und Trümmerblöck wachsen.
Drum wundert's auch weiter niemand, wie der Labern-
girgl, a Paar Wochen vor der Kirchweih, a Mordstrum
Laselstecken vom Wald mitheimtragt. Werden ja mehr
Laselstauden 'putzt um die Zeit — vor der Kirchweih!
And auch dazu sieght's niemand, denn beim hellichten Tag
tragt man kein solches Trum Laselnussern net heim.
Grad hat er halt d' Läng', der Stecken, daß er eini-
paßt in 'n Waffergrand. Zu jeder Mahlzeit schaut der
Girgl nach bei den Stecken und dreht 'n fleißig um, da-
mit 's 'n ja gut auszieht.
A so kimmt Kirchweih, und der Laberngirgl laßt sich koa'
Traurigkeit mehr anmerken. Grad lusti is er und tanzen
tut er und 's G'riß hat er von die Weiberleut', denn der
Girgl is allweil noch der säubrigste und wär' a Manderl
zum Leiraten wie g'wunschen.
Da heißt's auf einmal: „Aufgeht's!" und die Burschen
holen ihre Laselnuffern und fangen z' raufen an, wie's halt
Brauch is auf Kirchweih. Bloß der Laberngirgl raust net
mit. Na, der will nix mehr wissen von solchene G'schichten.
Auf dös hin traut sich der Kramerveitl auch zum Lof-
wirt, weil's heißt: der Laberngirgl hat heuer net amal
mitg'raust. And der Kramerveitl, der schon alleweil a bißl
was g'sürcht' hat, kann ruhig zum Lofwirt geh'n; muß ja
schon g'schäftshalber hin wie der Bäcker, der Schmied und
der Metzger.
Aber wie er heimgeht, fliegt eahm — patsch — die
«lektrische Taschenlamp'n aus der Land.
„Brauchst es ninnner, dei' fein's Lamperl, Kramerveitl,"
sagt a bekannte Stimm'. „Du kennst mi' a so aa ..."
And patsch, patsch saust der Stecken, der Laselnußer'
über'n Kramerveitl sein Buckl, bis nur mehr a paar Fetzen
übrig sind.
„So," sagt der Girgl dann, „jetzt hab' i amal deutsch
mit dir g'red't, Veitl, weilst hochdeutsch net gern hörst.
Guate Nacht und pfüat di' God."
A so finden s' an Veitl und trag'n 'n heim, weil er
selm nimmer geh'n kann. And den Stutzl, den zerfetzten,
der vom Stecken noch 'blieben ist, finden s' auch. Aber den
Laberngirgl find't kein Mensch nimmer, auch die Gen-
darmie net.
Bloß der Schmiedmeister Pregler wüßt'n wo er wär',
der Girgl. Aber der verrat' 's net. And i wüßt's auch
net, wenn der Schmiedmeister Pregler gestern net mit an'
Brieferl zu mir 'kommen wär', das er selm net hat ent-
ziffern können, weil er hochdeutsch und lateinisch g'schrieben
war. Aber i verrat's auch net, daß der Girgl wieder Laus-
meister is, in cinem Lotel in der schönen, freien Schweiz:
und es geht ihm ausgezeichnet, viel besser wie daheim, und
er sreut sich schon, wenn der Kramerveitl einmal Kom-
merzienrat wird und zur Nachkur in die Schweiz kommt.
Denn dort wachsen die Watschen und Laselnussernen
gerade so gut wie anderwo.
»38 I^3Ng8te
Lsng sincl unsrs ^sppslins,
Lsng ist ein Ksnonsnrodr;
k.sng ist sckon cles brsnrrnsnns ^lisns,
lVsil sr sllsn /vlut vsrlor.
Lsng ivsr sucki, ek' sie in 8ckierbsn
Oing, äsr Osstrsickier Qsäulcl
blit cien sksliisktsri 8srbsn,
Ois jstrt büksn lür clis Zcbulä.
I-sng ist clis üllsnsnlsnre:
Lsngs 6sins msctit ctsr I^uk,
lVsnn sr sicb ssmt ksus unci iVsnrs
tlut clis blucbt bsgsbsn mub.
klucb ciss Lletsntsn ^üsssl
Ist recbt Isng, unc! Isng sucb ivirä
VVobi clie k?scbnung, cüs in Lrüssel
2ur IZsglsicbung prsssntisrt.
bsng. ckobn 8u>I, ist clss I^sgistsr
Osinsr 8ünäen nun rur ^sit;
bsngs bingsr, scllsr kgistsr,
blscbst clu gsrn in tlsiinlictilcsit,
Oocb ckss bsngsts obns Lbrsss,
cks, äsL bsngsts, ivslcks bust,
Oss, ckobn 6uil, ist äocb ciis bisss,
Vomit c!u jstrt sbriskn rnuüt. pjro
Ein Lleberängstlicher
Dame: „Meinen Sie nicht, Lerr Baron, daß wir einen
Bazar zugunsten-"
-- „Nein, nein; nichts, was an Zar erinnert."
Die lieben Nachbarn
230
Meggendorfer-Blätter, München
Die »ngewischle Watschs
Der Girgl sagt nix auf die Red', aber merken tut er
sich's gut.
And es wird sich schon amal treffen ...
Richti' trifft es sich einmal.
Der Kramerveitl geht wieder amal um sei' Zeit vom
Lofwirt hoam, und der Laberngirgl is zufällig auf der
Gass'n, und stockfinster is 's auch. Grad wie g'wunschen.
Veitl, heut' wird dir aber d' Lypothek g'löscht, die du mir
aufs Läusl g'schanzt hast. — Drei Iahr' schon tragt der
Girgl die Watsch'n in der Pratzn — watsch, watsch, da
patscht 's auch schon, einmal rechts, einmal links, daß dem
andern 's Feuer vor die Aug'n fliegt.
Aber wie der Girgl 's dritt Mal aufziehgt, da fliegt
ehm a Feuer um d' Augen: hat der Lalli net an' elektrische
Taschenlamp'n?!!
„Ah, der Lerr Lausmoasta!" sagt der Kramerveitl
recht hämisch, wie er dem Girgl unters G'sicht leucht.'
„Lab' scho' lang g'wart' auf die Watsch'n. Guate Nacht,
Lerr Lausmoasta ..."
Lilst'n wieder nix, den Girgl, und nach an' Iahrl
braucht er halt a zweite Lypothek — z'weg'n der Straf
und die Kösten von dem neuen Prozeß durch drei Instanzen.
Weil d' Bank kein Geld mehr gibt aufs Löfi, muß
halt diesmal der Schmiedmeister Pregler herhalten, sein
Schulkamerad und Leibspezl, weil er auch der Anstister war
von dene Watsch'n in der Finster ...
-* *
*
A dritte Lypothek leid't's Höfi nimmer.
Drum hat der Laberngirgl jetzt andere Gedanken. Gern
geht er jetzt in'n Wald, da is 's wunderschön. D' Vögel
smgen und pfeifen, 's Bacherl lauft lusti' gen Tal, da laßt
fich allerhand finnier'n. Denn an dem Bacherl stehn die
schönsten Laselstauden langwüchsig und zäh, wie's halt im
Waldboden zwischen G'fels und Trümmerblöck wachsen.
Drum wundert's auch weiter niemand, wie der Labern-
girgl, a Paar Wochen vor der Kirchweih, a Mordstrum
Laselstecken vom Wald mitheimtragt. Werden ja mehr
Laselstauden 'putzt um die Zeit — vor der Kirchweih!
And auch dazu sieght's niemand, denn beim hellichten Tag
tragt man kein solches Trum Laselnussern net heim.
Grad hat er halt d' Läng', der Stecken, daß er eini-
paßt in 'n Waffergrand. Zu jeder Mahlzeit schaut der
Girgl nach bei den Stecken und dreht 'n fleißig um, da-
mit 's 'n ja gut auszieht.
A so kimmt Kirchweih, und der Laberngirgl laßt sich koa'
Traurigkeit mehr anmerken. Grad lusti is er und tanzen
tut er und 's G'riß hat er von die Weiberleut', denn der
Girgl is allweil noch der säubrigste und wär' a Manderl
zum Leiraten wie g'wunschen.
Da heißt's auf einmal: „Aufgeht's!" und die Burschen
holen ihre Laselnuffern und fangen z' raufen an, wie's halt
Brauch is auf Kirchweih. Bloß der Laberngirgl raust net
mit. Na, der will nix mehr wissen von solchene G'schichten.
Auf dös hin traut sich der Kramerveitl auch zum Lof-
wirt, weil's heißt: der Laberngirgl hat heuer net amal
mitg'raust. And der Kramerveitl, der schon alleweil a bißl
was g'sürcht' hat, kann ruhig zum Lofwirt geh'n; muß ja
schon g'schäftshalber hin wie der Bäcker, der Schmied und
der Metzger.
Aber wie er heimgeht, fliegt eahm — patsch — die
«lektrische Taschenlamp'n aus der Land.
„Brauchst es ninnner, dei' fein's Lamperl, Kramerveitl,"
sagt a bekannte Stimm'. „Du kennst mi' a so aa ..."
And patsch, patsch saust der Stecken, der Laselnußer'
über'n Kramerveitl sein Buckl, bis nur mehr a paar Fetzen
übrig sind.
„So," sagt der Girgl dann, „jetzt hab' i amal deutsch
mit dir g'red't, Veitl, weilst hochdeutsch net gern hörst.
Guate Nacht und pfüat di' God."
A so finden s' an Veitl und trag'n 'n heim, weil er
selm nimmer geh'n kann. And den Stutzl, den zerfetzten,
der vom Stecken noch 'blieben ist, finden s' auch. Aber den
Laberngirgl find't kein Mensch nimmer, auch die Gen-
darmie net.
Bloß der Schmiedmeister Pregler wüßt'n wo er wär',
der Girgl. Aber der verrat' 's net. And i wüßt's auch
net, wenn der Schmiedmeister Pregler gestern net mit an'
Brieferl zu mir 'kommen wär', das er selm net hat ent-
ziffern können, weil er hochdeutsch und lateinisch g'schrieben
war. Aber i verrat's auch net, daß der Girgl wieder Laus-
meister is, in cinem Lotel in der schönen, freien Schweiz:
und es geht ihm ausgezeichnet, viel besser wie daheim, und
er sreut sich schon, wenn der Kramerveitl einmal Kom-
merzienrat wird und zur Nachkur in die Schweiz kommt.
Denn dort wachsen die Watschen und Laselnussernen
gerade so gut wie anderwo.
»38 I^3Ng8te
Lsng sincl unsrs ^sppslins,
Lsng ist ein Ksnonsnrodr;
k.sng ist sckon cles brsnrrnsnns ^lisns,
lVsil sr sllsn /vlut vsrlor.
Lsng ivsr sucki, ek' sie in 8ckierbsn
Oing, äsr Osstrsickier Qsäulcl
blit cien sksliisktsri 8srbsn,
Ois jstrt büksn lür clis Zcbulä.
I-sng ist clis üllsnsnlsnre:
Lsngs 6sins msctit ctsr I^uk,
lVsnn sr sicb ssmt ksus unci iVsnrs
tlut clis blucbt bsgsbsn mub.
klucb ciss Lletsntsn ^üsssl
Ist recbt Isng, unc! Isng sucb ivirä
VVobi clie k?scbnung, cüs in Lrüssel
2ur IZsglsicbung prsssntisrt.
bsng. ckobn 8u>I, ist clss I^sgistsr
Osinsr 8ünäen nun rur ^sit;
bsngs bingsr, scllsr kgistsr,
blscbst clu gsrn in tlsiinlictilcsit,
Oocb ckss bsngsts obns Lbrsss,
cks, äsL bsngsts, ivslcks bust,
Oss, ckobn 6uil, ist äocb ciis bisss,
Vomit c!u jstrt sbriskn rnuüt. pjro
Ein Lleberängstlicher
Dame: „Meinen Sie nicht, Lerr Baron, daß wir einen
Bazar zugunsten-"
-- „Nein, nein; nichts, was an Zar erinnert."
Die lieben Nachbarn