ZeitschrifL für Humor und Kunst
Der Heckpfennig
Von Otto Klosinski
Ein junger Teufcl gedachte ein-
mal einem pflügenden Bäuerlein
die Pflugschar zu zerbrecheip indem
er ihm einen schweren Stein in die
Furche hexte. Dabei sah er sich
aber nicht genügend vor und geriet
selbst unter die Schar. Weil sie
nun vom Schmied ein paar Eisen-
bänder kreuzweis aufgepappt ge-
kriegt hatte, war der fürwitzige
Teufel regelrecht gebannt und
konnte ohne Menschenhilse schlecht
wieder los kommen. Angern nur
gab er sich zu erkennen und bat
kleinlaut den Bauern um Befrei-
ung, er hätte auch nichts böses mit
ihm im Sinne gehabt.
Wart', du gehst mir nicht aus,
dachte der solchermaßen Ange-
gangene und beschloß, ihm nicht
ohne weiteres zu Willen zu sein,
sondern die gute Gelegenheit or-
dentlich wahrzunehmen. Er hatte
schon viel vom Leckpfennig ge-
hört, der das Geld nie zu Ende
gehen ließe, und sorderte darum
frisch dieses Kleinod sür die ver-
langte Leistung.
Du sollst ihn haben, schrie der
Teufel, laß mich nur fort!
Ler damit, versetzte der miß-
trauische Bauer.
So geh' heim, war die Ant-
wort, er wird bei deinem anderen
Gcld in der Stube sein, weißt, zu
unterst dcr grünen Truhe, rechts
von der Tür.
Sapperment, dachte das Bäuer-
lein, der weiß ja genau, wo meine
Batzen liegen, doch glaubte er ihm
deswegen, lupfte die Schar eine
Kleinigkeit, und in einem Äui war der Teufel fort.
Ienem aber ließ es auf dem Felde keine Ruhe mehr,
er trieb heim und schloß, zu.Lause angekommen, gleich die
Truhe auf, zählte nach, und wer beschreibt nun sein Er-
staunen, als er wirklich schon einen Gulden und etliche
Kreuzer über die Zahl fand. So hat er doch Wort ge-
halten, schmunzelte er, 'leicht sind die Tuisle noch ehrlicher,
als wir, und er malte sich aus, wie er von nun an immer ver-
gnügt hinter dem Ofen sitzen könne, während das Geld
von selbst sich mehre.
Da pochte es, er machte auf und sand einen Wander-
bursch', der um ein Geschenk auf die Reiss bat.
Sollst was haben, meinte der durch sein Glück nicht
hartherzig gewordene, ging hinein und griff nach einer
Schachtel in derselben Truhe, worin, wie er genau wußte,
vier einzelne Kreuzer waren. Aber auch diese hatten sich
vermehrt. Wie nach einer zu rcichlichen Maß griff sich
der Bauer jetzt an die Stirn: was war nun eigentlich der
— Leckpfennig? — Welch ein Rindviech war er doch ge°
wesen, daß er danach nicht gefragt hatte! — Was war zu
tun? Der Spender würde ihm wohl nicht zum zweiteumal
begegnen, und was nutzte ihm nun
eigentlich der Leckpfennig, wenn er
ihn nicht herausfand. Der Land
werksbursch war schon längst weiter
gegangen, hatte im Dorfe gesamt
achtzehn Kreuzer in bar, ein altes
Mannshemd von der Oberwies-
bäuerin, und von der lahmen Ma-
riand'l eine Semmel mit Käs' be-
kommeii, die er beim Lindcnwirt
zu einer Lalben verzehrt hatte, und
bereits unterwegs zur Nachbar-
gemeinde, als unser Bnuer immer
noch über das Kennzcichen grübclte.
Wo stand denn gcschriebe», daß
es just eine kupferne Müuze sein
niußte? Er machte sich bei, ein
Stück uach dem andcrn genau zu
betrachten, aber diese Llrbeit be-
nahin ihm beinahe den Kopf, und
cr wurde nicht kliiger.
Einige Tage lang mehrte sich das
Gcld zuschends, dvch die Ratlosig-
keit des Bäuerleins auch. Längst
hatte er schon ein paar in dcr Ofen-
röhre versteckt gewesene Guldcn auf-
gebraucht, aber neue Ausgaben
traten heran. Dazu juckte es in
ihm, es nun auch einmal dcn Groß-
kopfetcn gleich zu tun, eine Kutsche
mit zwei Prachtschecken zu bestellen,
oder gar in der Stadt den gnä-
digen Lerrn zu spielen, aber ivenn
er so eine Land voll Geld hiclt,
fiel es ihm siedheiß ein, daß er
seinen Leckpfennig mit ausgeben
könne, und bei dem Gedankcn gistete
er sich so, daß cr gleich die Truhe
krachend wieder zuwarf. Darüber
wurde er jedoch widerhaarig und
mager und beinahe krank, und
was das schlimmste war, sein
Bräutigam ist nämlich bei der Marine."
Traum der Radifrau — „Ia, was tun
S' denn auf einmal an Schrei, Nachbarin?"
— „Iessas, jetzt hab' i bloß a wcngerl duselt,
da hat mir träumt, meine Radi san alle als
Luftballon aufg'stieg'n."