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Meggendorfer-Blältcr, Miinchen
Nr. 1240
-n-
Die Pariser beim Fang des Abendeffens
Oueule Oauloise
Den neuesten Nummern der Pariser Zeitung
KiiLuIs Oauloiss" (Die gallische Schnauze) entnehmen wir
folgende Notizen:
Die Regierung der Republik ist von Paris uach Bor-
deaur verlegt worden. Wir stnd überzeugt, daß unsere
Leser diese Nachricht in jener heiteren Ruhe ausnehmen
werden, mit der wir dank der herrlichen Erfolge unserer
Waffen und der bewährten Kraft unserer Verbündeten den
ohnmächtigen letzten Zuckungen des besiegten Deutschland ent-
gegensehen. In der Tat stellt dieser Wechsel des Regierungs-
sitzes einen vernichtenden Schlag gegen den Feind dar. Da die
Deutschen in ihrer Stupidität ja doch nicht glauben, was
wir sagen. können wir den genialen Plan unsern Lesern
ruhig enthüllen. Bordeaux ist zur einzigen Lauptstadt
Frankreichs erklärt worden. Ein Land ist niemals besiegt,
solange seine Lauptstadt noch dem Feinde trotzt. Was werden
also die Deutschen tun? Sie werden selbstverständlich auf
Bordeaux zu marschieren. Dann wird sich unsere Regie
rung, die flinker ist als die schwerfälligen Deutschen, nach
Marseille begeben. Fluchend werden die Deutschen ihr dort-
hin solge». Inzwischen ist aber bereits Tananarivo auf
Madagaskar, wohin die Regierungsbehörden auf einem
Luxusdampser der „ülessL^srles maritimss" eilen, die all-
einige Lauptstadt Frankreichs geworden. Noch scheußlicher
fluchend werden sich die Deutschen nach Tananarivo ein-
schiffen. And dann haben wir sie, wo wir sie wollten, — die
englische Mittelmeerflotte wird ste vernichten. Voilä tout.—
In Belgien haben die Deutschen die Anverschämtheit ge-
habt, die Verwaltung des Landes zu übernehmen, ohne dazu
aufgefordert zu sein. Ihre Schreckensherrschaft geht so weit,
daß sie sogar sämtliche ilhren eine Stunde vorgestellt haben,
nur damit die Belgier eine Stunde srüher aufstehen müssen.
Das ist eine Gemeinheit, aber die Deutschen werden sich
täuschen: die Belgier denken gar nicht daran, früher auf-
zustehen. Sie werden sich sogar, so lange die Deutschen
im Lande sind, überhaupt »icht mehr erheben.
In Berlin herrscht Lungersnot. Aus sicherer Luelle
können wir mitteilen, daß der gänzliche Mangel an Fleisch
bereits zur Menschenfresserei gesührt hat; in vielen Lokalen
werden „kleine und große Weiße" serviert. Mit allerlei
Lügen sucht man sich über die surchtbare Niederlage zu
täuschen. Die Theater führen Letzstücke auf. In einer
uns vorliegenden Berliner Jeitung finden wir ei» Schau-
spiel angekündigt: Die Räuber. Es wird sich dabei wahr-
scheinlich um ein elendes Machwerk handeln, das gegen
unsere glorreichen Verbündeten, die Engländer, gerichtet ist.
Deutsches Flugzeug über Paris. Gestern Nachmittag
hat wiederuin ein deutscher Flieger den Eiffelturm umflogen;
er ging in seiner Albernheit so weit, einige Bomben fallen
zu lassen. Eine davon fiel neben drei heldenmütigen briti-
schen Soldaten nieder, die eben von ihrem bävs o' oloolc tsa
kame». Die Bombe platzte, — die Engländer auch, aber
natürlich nur vor Lachen über die deutsche Tölpelhaftigkeit.
Meggendorfer-Blältcr, Miinchen
Nr. 1240
-n-
Die Pariser beim Fang des Abendeffens
Oueule Oauloise
Den neuesten Nummern der Pariser Zeitung
KiiLuIs Oauloiss" (Die gallische Schnauze) entnehmen wir
folgende Notizen:
Die Regierung der Republik ist von Paris uach Bor-
deaur verlegt worden. Wir stnd überzeugt, daß unsere
Leser diese Nachricht in jener heiteren Ruhe ausnehmen
werden, mit der wir dank der herrlichen Erfolge unserer
Waffen und der bewährten Kraft unserer Verbündeten den
ohnmächtigen letzten Zuckungen des besiegten Deutschland ent-
gegensehen. In der Tat stellt dieser Wechsel des Regierungs-
sitzes einen vernichtenden Schlag gegen den Feind dar. Da die
Deutschen in ihrer Stupidität ja doch nicht glauben, was
wir sagen. können wir den genialen Plan unsern Lesern
ruhig enthüllen. Bordeaux ist zur einzigen Lauptstadt
Frankreichs erklärt worden. Ein Land ist niemals besiegt,
solange seine Lauptstadt noch dem Feinde trotzt. Was werden
also die Deutschen tun? Sie werden selbstverständlich auf
Bordeaux zu marschieren. Dann wird sich unsere Regie
rung, die flinker ist als die schwerfälligen Deutschen, nach
Marseille begeben. Fluchend werden die Deutschen ihr dort-
hin solge». Inzwischen ist aber bereits Tananarivo auf
Madagaskar, wohin die Regierungsbehörden auf einem
Luxusdampser der „ülessL^srles maritimss" eilen, die all-
einige Lauptstadt Frankreichs geworden. Noch scheußlicher
fluchend werden sich die Deutschen nach Tananarivo ein-
schiffen. And dann haben wir sie, wo wir sie wollten, — die
englische Mittelmeerflotte wird ste vernichten. Voilä tout.—
In Belgien haben die Deutschen die Anverschämtheit ge-
habt, die Verwaltung des Landes zu übernehmen, ohne dazu
aufgefordert zu sein. Ihre Schreckensherrschaft geht so weit,
daß sie sogar sämtliche ilhren eine Stunde vorgestellt haben,
nur damit die Belgier eine Stunde srüher aufstehen müssen.
Das ist eine Gemeinheit, aber die Deutschen werden sich
täuschen: die Belgier denken gar nicht daran, früher auf-
zustehen. Sie werden sich sogar, so lange die Deutschen
im Lande sind, überhaupt »icht mehr erheben.
In Berlin herrscht Lungersnot. Aus sicherer Luelle
können wir mitteilen, daß der gänzliche Mangel an Fleisch
bereits zur Menschenfresserei gesührt hat; in vielen Lokalen
werden „kleine und große Weiße" serviert. Mit allerlei
Lügen sucht man sich über die surchtbare Niederlage zu
täuschen. Die Theater führen Letzstücke auf. In einer
uns vorliegenden Berliner Jeitung finden wir ei» Schau-
spiel angekündigt: Die Räuber. Es wird sich dabei wahr-
scheinlich um ein elendes Machwerk handeln, das gegen
unsere glorreichen Verbündeten, die Engländer, gerichtet ist.
Deutsches Flugzeug über Paris. Gestern Nachmittag
hat wiederuin ein deutscher Flieger den Eiffelturm umflogen;
er ging in seiner Albernheit so weit, einige Bomben fallen
zu lassen. Eine davon fiel neben drei heldenmütigen briti-
schen Soldaten nieder, die eben von ihrem bävs o' oloolc tsa
kame». Die Bombe platzte, — die Engländer auch, aber
natürlich nur vor Lachen über die deutsche Tölpelhaftigkeit.