Meggendorfer-Blätter, München
Jin Zweifel — „Nun möchte ich wissen, hat der lange Lerr, der eben
an uns vorbeiging, mir zugelächelt oder über dich?"
dhUUttlN Von C. A. Äennig
Die Frau Geheimrat ist äußerst human
mit ihren Dienstboten.
Eincs schönen Sonntags macht die ganze
geheimrätliche Familie einen Ausflug, und da
man auswärts speisen wird, handelt es sich
darum, die Köchin und die Dienstmagd mit
Abendbrot zu versorgen.
Das macht keine Schwierigkeiten, denn
im Speiseschrank liegt noch ein halbes Psund
Leberwurst, welche ihres großen Fettgehaltes
wegen keinen rechten Beisall auf der geheim-
rätlichen Tafel gefunden hat und daher immer
wieder abgetrage» wurde. Und diese muß
endlich cinmal ihre Verwendung fiuden.
Allcrdings ist es fraglich . . . . ? Die
Frau Geheimrat fiihrt die Wurst an ihre
Nase, hm, es ist unverkeunbar, auch wenn
man den Geruchssinn nicht in vollster kritischcr
Schärse zu Rate zieht — sic hat, was man
sagt, einen Stich.
Iudesseu schlecht? Nein, schlecht ist sie
uoch nicht. Schlecht ist ganz was anderes!
tlnd die Dienstboten habcn ja keinen so
empfiudlicheu Gaumen und viel robustere
Mägen und die Berichte vou Wurstver-
giftungen sind meistens weit übertrieben. So
wird also das halbe Psund Leberwurst zum
Abendbrot sür die Mädcheu bestimmt, nud
man begibt sich aus die Tvur.
Denuoch aber ...! Die Familie ist bereits
auf der Treppe, da kriegt die Fran Geheimrat
so etwas wie Lerzklopseu. Es ist eben ihre
humane Natur, die sich auf diese Weise meldet.
Nein, mit dieser Sorge in der Brust kann
sie sich nicht aus dem Lause begebcn!
And rasch eutschlossen kehrt sie wieder um,
begibt sich in die Küche zurück und sagt: „Lört
ihr, ihr Mädels, sollte euch vielleicht aus das
Abendbrot übel werden, so trinkt um Gottes
willen gleich die Milch, die im Keller stcht."
Grund
— „Warum sind Sie denn iu das alte,
öde ehemaligePolizeigebäude gezogen?"
— „Ia, wissen Sie, ich bin Sie nämlich
ä bißchen ängstlich, und da drinnen fühl'
ich mich so hübsch sicher."
Begreiflich
— „Wie kam es denn aber, daß der
alte Strohmeyer von jedem für eiuen
reichen Mann gehalten wurde?"
— „Na, mein Gott, er trat doch bei allen
Gelegenheiten so furchtbar geizig auf!"
Das Titelbild dieser Nuuimer
„Daisy"
ist von Professor Albert von
Keller, München.
— „Was wünscheu die Äerrschaften in's Kupee zu nehmen?"
„Beide Gepäcknehe ganz voll!"
— „Es ist aber nur gestattet, den Naum über dem Platz zu belegeu."
— „Allright wir liegen immer ganz lang."
1914 Ledreiber
Jin Zweifel — „Nun möchte ich wissen, hat der lange Lerr, der eben
an uns vorbeiging, mir zugelächelt oder über dich?"
dhUUttlN Von C. A. Äennig
Die Frau Geheimrat ist äußerst human
mit ihren Dienstboten.
Eincs schönen Sonntags macht die ganze
geheimrätliche Familie einen Ausflug, und da
man auswärts speisen wird, handelt es sich
darum, die Köchin und die Dienstmagd mit
Abendbrot zu versorgen.
Das macht keine Schwierigkeiten, denn
im Speiseschrank liegt noch ein halbes Psund
Leberwurst, welche ihres großen Fettgehaltes
wegen keinen rechten Beisall auf der geheim-
rätlichen Tafel gefunden hat und daher immer
wieder abgetrage» wurde. Und diese muß
endlich cinmal ihre Verwendung fiuden.
Allcrdings ist es fraglich . . . . ? Die
Frau Geheimrat fiihrt die Wurst an ihre
Nase, hm, es ist unverkeunbar, auch wenn
man den Geruchssinn nicht in vollster kritischcr
Schärse zu Rate zieht — sic hat, was man
sagt, einen Stich.
Iudesseu schlecht? Nein, schlecht ist sie
uoch nicht. Schlecht ist ganz was anderes!
tlnd die Dienstboten habcn ja keinen so
empfiudlicheu Gaumen und viel robustere
Mägen und die Berichte vou Wurstver-
giftungen sind meistens weit übertrieben. So
wird also das halbe Psund Leberwurst zum
Abendbrot sür die Mädcheu bestimmt, nud
man begibt sich aus die Tvur.
Denuoch aber ...! Die Familie ist bereits
auf der Treppe, da kriegt die Fran Geheimrat
so etwas wie Lerzklopseu. Es ist eben ihre
humane Natur, die sich auf diese Weise meldet.
Nein, mit dieser Sorge in der Brust kann
sie sich nicht aus dem Lause begebcn!
And rasch eutschlossen kehrt sie wieder um,
begibt sich in die Küche zurück und sagt: „Lört
ihr, ihr Mädels, sollte euch vielleicht aus das
Abendbrot übel werden, so trinkt um Gottes
willen gleich die Milch, die im Keller stcht."
Grund
— „Warum sind Sie denn iu das alte,
öde ehemaligePolizeigebäude gezogen?"
— „Ia, wissen Sie, ich bin Sie nämlich
ä bißchen ängstlich, und da drinnen fühl'
ich mich so hübsch sicher."
Begreiflich
— „Wie kam es denn aber, daß der
alte Strohmeyer von jedem für eiuen
reichen Mann gehalten wurde?"
— „Na, mein Gott, er trat doch bei allen
Gelegenheiten so furchtbar geizig auf!"
Das Titelbild dieser Nuuimer
„Daisy"
ist von Professor Albert von
Keller, München.
— „Was wünscheu die Äerrschaften in's Kupee zu nehmen?"
„Beide Gepäcknehe ganz voll!"
— „Es ist aber nur gestattet, den Naum über dem Platz zu belegeu."
— „Allright wir liegen immer ganz lang."
1914 Ledreiber