Zeitschrift für Hurnor und Kunst 59
Der letzte Wille
zurüch doch bald wäre sie, die doch in dieser
Beziehung an vieles gewöhnt war, zuriick
getaumelt, wenn nicht ihre Fundamentalkraft
so bedeutend gewesen wäre. Aus der Oeffnung
strömte nämlich eine Schwüle die durchaus
als ungewöhnlich bezeichnet zu werden ver-
diente, selbst in dieser tlmgebung.
Am Rande der Oeffnung erschien nun die,
nach der Köhmflasche greifende Pratze des
Bauern, und die Klagetöne verdichteten sich
zu Worteu.
„Äille, ich hab' den Fieber, ich glaub das
eher wie nich, wo is der stöhm-In meine
Knochen und unter das Fell, da hab ich eine
Litze als wie ne Gans in Pott, uud mein Ein-
getüm, Lille, wie mich das da in killen tut,
Vas kann ich dir-o uhh — "
Nach diesen Schmerzenslauten verschwand
der Buddel im Alkoven, und nachdem er wieder
erschien, zeigte sein Inhalt eine beträchtliche
Minusdifferenz, woraus Lille schloß, daß Wölt-
je gewillt war, sein Leiden mit Energie zu
bekämpfen; ob der Schnaps nun aber gegen
die Leibschmerzen oder die Litze Wirkung tun
sollte, wußte sie freilich nicht.
„Vadder, ich mein' man die Iauche —,
sieh mal, er is einen ganz ordentlichen Menschen,
Wüllem Lettlitt-"
„Ich will da nichs mehr von hören," kam
es als Antwort drohend aus den Kissen. „Du
hast mir den ganzen Tag mit die Iauche in
die Ohren gelegen; nu hab ich da genug von."
Lennern schwieg erschöpft. Langsam be-
gannen die Schmerzen und ein ungehcures,
dem Bauern unerklärliches Anbehagen dessen
starkes Temperament in weiche, blubberige
Schwermut umzuwandeln.
„Mudder-" Wöltje gebrauchte diese
Lizenz sonst nur, wenn ihm sein Zahn weh
tat-„Mudder, der Schwiegervater von
meiner Tante hat das mit das Wasser ge-
habt-" Es entstand eine Pause, wäh-
rend der flch der Alte mit der Land, die er
vorsichtig unter der Decke hervorholte, über
das unmäßig schwitzende Gesicht suhr. „Mud-
der, ich glaub, ich bin da auch mit annegange,
weil, daß es in die Verwandtschaft liegen tut
und —-und gerade nu, wo, —-
wo unsere gelbe Kuh Milch werden will, muß
ich das mit das Sterben kriegen."
Lille zog einen Stuhl vor die enge Schiebe-
türspalte und setzte sich. Sobald sie saß, beganu
fle darüber nachzudenken, ob es ihre eheliche
Pflicht sei, sich über den Zustand des Gatten zu
ängstigen, aber nein, die Krankheit kam ja von
der Iauche.
„Wöltje, willst noch mal Köhm?"
Lennern beantwortete die Frage nicht, er
wimmerte leise. Die Gedanken wollten dem
Bewußtsein nicht mehr gehorchen und irrten
vom Körperlichen ab in die Regionen der Seele.
„Mudder, ich seh das nu wohl ein, ich bin
einen alten nehrigen Lund gewesen, ne, ein
Sünner, Mudder, einen großen Sünner."
Äs ^er'rro TWkite,
äas /-aer^Aa^ /r-rrer/ Fe/bFrr/?
Merrr arrr 7/arr ^rrer^/ //r// Are Tr/fe
br'rre Ko/e, är'e /e/rr/?
Der letzte Wille
zurüch doch bald wäre sie, die doch in dieser
Beziehung an vieles gewöhnt war, zuriick
getaumelt, wenn nicht ihre Fundamentalkraft
so bedeutend gewesen wäre. Aus der Oeffnung
strömte nämlich eine Schwüle die durchaus
als ungewöhnlich bezeichnet zu werden ver-
diente, selbst in dieser tlmgebung.
Am Rande der Oeffnung erschien nun die,
nach der Köhmflasche greifende Pratze des
Bauern, und die Klagetöne verdichteten sich
zu Worteu.
„Äille, ich hab' den Fieber, ich glaub das
eher wie nich, wo is der stöhm-In meine
Knochen und unter das Fell, da hab ich eine
Litze als wie ne Gans in Pott, uud mein Ein-
getüm, Lille, wie mich das da in killen tut,
Vas kann ich dir-o uhh — "
Nach diesen Schmerzenslauten verschwand
der Buddel im Alkoven, und nachdem er wieder
erschien, zeigte sein Inhalt eine beträchtliche
Minusdifferenz, woraus Lille schloß, daß Wölt-
je gewillt war, sein Leiden mit Energie zu
bekämpfen; ob der Schnaps nun aber gegen
die Leibschmerzen oder die Litze Wirkung tun
sollte, wußte sie freilich nicht.
„Vadder, ich mein' man die Iauche —,
sieh mal, er is einen ganz ordentlichen Menschen,
Wüllem Lettlitt-"
„Ich will da nichs mehr von hören," kam
es als Antwort drohend aus den Kissen. „Du
hast mir den ganzen Tag mit die Iauche in
die Ohren gelegen; nu hab ich da genug von."
Lennern schwieg erschöpft. Langsam be-
gannen die Schmerzen und ein ungehcures,
dem Bauern unerklärliches Anbehagen dessen
starkes Temperament in weiche, blubberige
Schwermut umzuwandeln.
„Mudder-" Wöltje gebrauchte diese
Lizenz sonst nur, wenn ihm sein Zahn weh
tat-„Mudder, der Schwiegervater von
meiner Tante hat das mit das Wasser ge-
habt-" Es entstand eine Pause, wäh-
rend der flch der Alte mit der Land, die er
vorsichtig unter der Decke hervorholte, über
das unmäßig schwitzende Gesicht suhr. „Mud-
der, ich glaub, ich bin da auch mit annegange,
weil, daß es in die Verwandtschaft liegen tut
und —-und gerade nu, wo, —-
wo unsere gelbe Kuh Milch werden will, muß
ich das mit das Sterben kriegen."
Lille zog einen Stuhl vor die enge Schiebe-
türspalte und setzte sich. Sobald sie saß, beganu
fle darüber nachzudenken, ob es ihre eheliche
Pflicht sei, sich über den Zustand des Gatten zu
ängstigen, aber nein, die Krankheit kam ja von
der Iauche.
„Wöltje, willst noch mal Köhm?"
Lennern beantwortete die Frage nicht, er
wimmerte leise. Die Gedanken wollten dem
Bewußtsein nicht mehr gehorchen und irrten
vom Körperlichen ab in die Regionen der Seele.
„Mudder, ich seh das nu wohl ein, ich bin
einen alten nehrigen Lund gewesen, ne, ein
Sünner, Mudder, einen großen Sünner."
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