Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. 1251

Zeitschrift für Humor und Kunst

191

Mutkr Wiet kes Milhe

Am heiligen Abend, gerade zum Nachmittagskaffee, kanr
Lans Karsten an. Blaß sah er aus, und ein wenig lang-
sam ging er. Doch das wäre nur von der lenge» Fahrt,
sagte er; sonst wäre er ganz wohlauf. Mutter Wiebke
wartete, ob er beim Kaffee ordeutlich in den Kuchen ein-
hauen würde, den Fine gebacken hatte, und als er das
wirklich tat, da glaubte sie es auch, daß Lans Karsten glücklich
davon gekommen war. Fine drängte, den Weihnachtsbaum
anzuzünden; es wurde ja schon dunkel. !lnd den Kommo-
denschlüffel sollte die Mutter endlich herausgeben; die letzte
Zeit hätte sie ihn überhaupt nicht aus der Tasche gelasse».

„Gleich, meine Tochter, — muß erst noch was besorgeuch
sagte Mutter Wiebke, nahm ihr blmschlagetuch um und lies
den welten Weg nach demFischmarkt zu Elias Stenzel Witwe.
„Na, es ist auch die höchste Zeit, daß Sie kommen/" sagte
die Verkäuserin bei den Wolljacken; „länger hätte ich nicht
gewartet; wir haben sonst alles schon ausverkauft." Mutter
Wiebke erkannte die Iacke als die richtige an. Mas sie
kostete? Ia, da fand es sich, daß Lerr Philipp Stobbien
sie mit fünfundzwanzig Mark ausgezeichnet hatte. Davon
ließ sich nichts abhandelu. Drei Tage nach Weihnachten
hätte Lerr Stobbien in anderen Iahren mit sich reden lassen,
aber in diesem. — bewahre! Die Leute konnten sroh sein,
daß er ihnen überhaupt Wollwaren verkaufte. Wie die
warmen Semmeln beim Bäcker ging alles ab. Ia, Woll-
sachen, das war jetzt ein aufgelegtes Geschäft. Ein pikfeines
Geschäst.

So bezahlte denn Mutter Wiebke ganze schwere füuf-
undzwanzig Mark, und da sie selbst nur zehn bekommen
hatte — denu Lerr Stobbien hatte vergessen, die Knöpfe

zu berechnen — mußte sie noch sünszehn darauf legen, die
ein gehöriges Teil Mühe ihrer alten Lände darstellten.
Aber sie gab das Geld gern her; das hatte sie ja von Anfang
in ihre weisliche Rechnung eingestellt, und es war gut und
richtig so.-.

Mollig war es Lans Karsteu in seiner schönen Iacke.
und wohl fühlte er sich darin. Wenn man sich aber so recht
wohl fühlt, danu denkt man gern an vergangene Leiden,
und deshalb erzählte er. als die Lichter am Weihnachtsbaum
mählich herabbrannten, die ganze Geschichte, die sie da oben
auf dem grauen Wasser angestellt hatten, und die ihm bei-
nahe den Kragen gekostet hätte. Ia, ein Stück Arbeit war
das schon gewesen, aber wahrhastig: ihre Mühe war nicht
umsonst gewesen!

And das gab selbst Mutter Wiebke zu.

Verständlich

— „Warum ziehtdeun Ihr Lund den Schwanz immer so ein?"

— „Wissen S', der schämt sich halt, weil er englischer Ab-
stammung ist!"

Aus der Zeit

-- „Na. Lerr Schulze, was treibeu Sie denn jetzt so den
ganzen Tag?"

— „Ich hasse England!"

Humor im Schühengraben

Kamerad: „Wir haben unseren Anterstand wirklich groß-
artig ausgestattet."

Soldat Studiosus Pump: „Ia, und das schöne Ge-
fühl. Kein Gerichtsvollzieher kommt hier Pfänden!"

LllsiniZS lussrLteniiuuLÜms: kullaik ItloSSö, Lamollosn-Lxxsäition.
Bildbeschreibung
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen