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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 21.1895 (Nr. 223-235)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16559#0011
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L. INeggendorfers L)umoristische Blätter.

7

(Zm Mrvöser.

Bankier: „Ganz nervös wird inan bei dem Lärml"

Beine Frau: „Aber ich bitte Dich, der Rudi ist gestolpert und nur aus den Texpich gesallen. Menn Du etwas sallen hörst,
glaubst Du gleich es seien Rurse!"

Die AlachL öer Gewohnbeii.

ottlieb Lfeidekraut war seit dreißig Iahren Stadtdiener
von Tiefensand in Lsinterxommern. Mit unermüd-
lichem Eiser und unerschütterlicher r'slichttreue waltete
er seines Amtes zur allgemeinen Zusriedenheit.

wenn er z. B. die Berordnungen eines wohlweisen Magi-
strates, einer gestrengen jdolizeiverwaltung zur öffentlichen Uennt-
nis brachte und nach energischem Läuten mit der bekannten
uralten bsandglocke aus den jdlätzen und 5traßen des 5tädtchens
seine schnarrende Stimme erschallen ließ, so sprach jedermann:
„Der Ljeidekraut versteht seine Sache."

Rürzlich nun reiste j)apa Heidekraut zu seinem Gustav,
Schneiderineister in Berlin, zur Tause des ersten Lnkelchens.
Auch die Verlobung seines einzigen Töchterchens sollte bei dieser
Gelegenheit xroklamiert und geseiert werden.

pünktlich sind alle Gäste erschienen; es wird gegessen,
getrunken, aus den jungen weltbürger werden Toaste aus-
gebracht. Dann nähert sich Gustav dem Vater, welcher den
Lhrenxlatz an der Tasel einnimmt.

„Väterchen, es ist Ieit, die Verlobung zu veröffentlichen."
Feierlich erhebt sich j)apa bseidekraut — tiefes, erwartungs-
volles Schweigen in der Runde. Ietzt öffnen sich des würdigen
Familieichauptes Lixpen — seine Lsände greisen wie suchend
in die Luft. — „Nun losl — väterchen — mit der Bekannt-
machung" — ermuntert Gustav — und nun tönte es kläglich
durch die Stille:

„Aber — aber ich habe ja meine Glocke nicht dal"

6. Marotzke.

(Kedankensplitter.

Auch im Schnellzuge des Lebens pflegt die dritte Rlaffe die
besetzteste zu sein. _ Sirius.

Der Zahn der Zeit frißt mehr allein,
Als alle Nager im verein l

Die armen Leute tragen oft imchr echte Steine als die reichen.

Or.

Naht sich einer Dir im Glücke
Mit ergebener Gebärde,

Liner, der sich krümmt und bückt,

Denke an des Stieres Tücke,

Der neigt auch den Aoxf zur Lrde,

Lh' er sich zum Stoße schickt. C. G.

Die Thränen, die nach innen geweint werden, versteinern
das cherz.

Der Mut zu leben stcht häufig über dem zu sterben.

So schüchtern auch oft das „Ia" der Braut klingt, ihr
„Nein" als Frau läßt häufig nichts an Lnergie zu wünschen
übrig. _

Das menschliche kjerz darf noch so regelmäßigen Schlag
haben — ab und zu macht es doch einen Sxrung.

2lllen es recht zu machen, ist unmöglich — sich selbst häufig
noch unmöglicher. Th M
 
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