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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 21.1895 (Nr. 223-235)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16559#0018
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Meggendorfers Humoristische Blätter.


Immer Iurist.

Reserendar <der eben einen tzeiratsantrng gemacht): „(Zestatten 5ie inir nnnnnchr,
inein Fräulcin, daß ich ineinen Antrag nähcr begriinde!"

Äedankensplitter.

Die meiste Rücksicht beanspruchen gewöhnlich
die Rncksichtslosen.

Gar mancher sxricht andern ins Gewissen
— bei sich selber ist er aber noch nicht dazu ge-
kommen. M.

Die Windsbraut saust
Und tobt und braust;

N)ie sie die Fluren stürmisch küßt,

Da sieht der Mensch, wie klein er ist. Ehr.

Gib den Leuten ein k)aar in die ksand und
sie drehe» einen Zopf daraus. Th. M.

Richt alles läßt sich mit Dampf und Maschinen,
Mit Llektrizität nicht alles bedienen.

'S hat mancher die welt umvelocipedelt
Und seinen Geist um kein kfaar veredelt. K.

Menn eine ^kau ""ch noch so genan weiß,
was Liebe ist, läßt sie sich dieselbe doch immer
wieder gerne erklären.

Änirüsiung.

Keine Zeil.

Herr: „Ich möchte gern aus Ihrem jdersonal einen Reitkuecht, der
mir einen jungen Ljengst zureitet." — j)ferdeverleiher: „A)ann soll ich
ihn schicken?" — Lserr: „Montag." — pserdeverleiher: „Da haben
meine Reitknechte keine Zeit, am Montag müssen sie die jdserde einfangen,
welche meinen Runden am Sonntag durchgegangen sind."

jdrimaner: „ksören 5ie, lherr jdhotograph,
die Bilder nehm' ich nicht l Ich bin mit zq. 5chnurr-
barthaaren znr Ausnahme gekommen und hier draus
sind nur 27 I"

Aestrafte Kchadenfreude.

Anübertegt.

^n einem kleinen Grenzstädtchen sollte abends ein Ball stattfinden. Uer

Zollverwalter hatte sich als vorstand der Gesellschast aus der Resideuz
zwei j)aar neue Glacehandschuhe kominen lassen, weil auf Btundeu im
Umkreise keine zu bekommen waren.

Der Abend dämmerte bereits, da fuhr ein Schlitten vor der Udohnung
des Verwalters vor und herein stürmte der Rontrolleur, der seinen „Aol-
legen" fiehentlich bat, er möge ihm doch aus der Verlegenheit helfen und
ihm ein jdaar Glacehandschuhe leihen, er wisse, daß er zwei jdaare aus
der Btadt habe kommen lassen. Lr selbst sei abeuds in Gernit; beim kserrn
Vorstand eingeladen und er habe seine eigcnen khandschuhe verlegt oder
verloren, wisse keine anderen aufzutreiben und habe keinen Augenblick mehr
Zeit zu verlieren.

Dem Verwalter fiel es gar nicht ein, seinem Rollegen, auf den er
nichts weniger als gut zu sprechen war, auszuhelfen, er machte daher
Ausfiüchte und suchte sogar in Abrede zu stellen, daß er zwei jdaar besitze.
Da kam der zojährige Bohn des Verwalters aus dem Nebenzimmer, in
jeder Lfand ein jdaar Lfandschuhe haltend, und reichte das eine j)aar dem
Aontrolleur hin, der sie rasch ergriff und pünktlichen Rückersatz versprach.
Im nächsten Augenblick hörte man seinen Schlitten weiter sahren.

Der Vater war sprachlos über solche Berräterei seines eigenen Fleisches
und Blutes, er machte seinem 5ohne die heftigsten Vorwürfe und fragte,
wie er überhaupt dem Aontrolleur habe aus der Verlegenheit helfen mögen,
mit dem doch die ganze Familie auf so schlechtem Fuß stehe.

Rarlchen aber hielt seinem Bater trinmphierend zwei linke khandschuhe
hin und sagte: „Rann er doch die thandschuhe nicht brauchen, ich habe ihm
gegeben zwei — rechtel" I. Bnrkhard.
 
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