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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 21.1895 (Nr. 223-235)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16559#0034
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Meggendorfers Humoristische Blätter.

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ist ein Auckiick, ich aber bin ein Mädchen und des Försters Kind
nnd habe nnr des vogels Stiinme nachgeahmt, da er mir Ant-
wort hätte geben sallen, wie inanchesmal der Mai noch koinine
bis ein schmucker Bursche niich zur Kirche führe — denn da
werden zwei jnnge Nenschenkinder, die. sich von bjerzen lieben
auf selige Zeit init einander verbunden und müssen hernach
bei einander bleiben, bis das Sterbeglöckchen zum Scheidestünd-
lein läutet." Da sprach der Iunge mit sreudig aufleuchtenden
Augen, gar so treuherzig und lieb: „Du, ist die Rirche weit und
könnten wir nicht gleich hingehen und dann iinmer bei einander
bleiben?"

„Guck — Guckl" klang's wiederuin von moosigen Aesten
herab und dann flog der vogel von dannen. „Ljörst Du,
zweimal hat er gerufen," neckte das selige Rind, „wenn der
Maien zum zweitenmale wiederkehrt, hat uns der vogel Glück
verheisten — doch was hat
dersahrende Schüler gesagt?"

„Daß nichts Seligeres
denkbar sei und nichts
Monnesameres, als die
Liebe eines holden Mägd-
leins," sprach Gottlieb, wie
aus himmlischem Traunie
erwachend und küßte sein
herziges Lieb und hatre
Aloster und Bußpsalmen
vergessen. —

Drauf kamen sonnige
Tage sür die glücklichen
Lentchen. Der Bursche trug
ein grünes Iägerwamms
und spitziges chütlein mit
der Falkenseder dranf und
er zog mit dem alten Förster
zu wald und ward sein
liebster Maidgeselle, da er
allezeit so fröhlichen Sinnes
war und die einst psalmen-
gewandte Stimme die lustig-
ften Liedchen zu singen
wnßte. Und am Abend nach
rüstiger Arbeit saß er mit
seinem Aennchen draußen
im blumigen Gärtlein und
sie bauten ins sonnige lhuu-
melsblau dielustigsten Schlös-
ser voll Herzenslieb und
bunter Traumesbilder.

Und wieder grünte
Thal und Berg, weiße Glöck-
lein, gelbe Schlüsselblümchen
und dustende veilchen hoben
sreudig ihre Röpfchen aus
Gras und Blättern hervor
und summende Bienen und
Lsummeln machten bei ihnen
ihre Frühlingsbesuche.

Da stand am sonnigen
Morgen vor dem j?farrherrn
zu Waldheim in stattlicher
Gästebegleitschast der Rlo-
stergottlieb und das blonde
Försterskind, die holten sich
den geistlichen Segen und

Auckuck!

tauschten goldig blitzende Ringlein — und so ihnen der
Lsimmel offen gestanden, sie wären nicht hineingeflogen, so
selig waren sie beide hienieden im blühenden Mai.

Und sernab am waldigen Berge lag ernst und still das altc
Rloster, das Glöcklein läutete und jdsalmensang klang aus dem
Lhore heute wie immer und jeder fromme Beter glaubte längst,
der verirrte Gottlieb sei tot und verdorben und sprach sein
Uoquisseat, so er sein gedachte.

vom N)ald her aber ries ein loser Schelm „Ruckuck, Ruckuck"
zum neckischen Maiengruß und die Mönche sangen „Amenl"

Aaserneichosblüte.

„lVenn Sie so dick wäret, als Sie dumm sind, no brücht'
der Blitzzug vierzeah Täg, bis er um Sie romkäm'I"

terrible.

Tante: „Schämst Ou Dich denn nicht, Aarl? k^euer mußt Uu gar sitzen blciben!"

Aarb „Uu hast's notwendig, Tante! Ich hab's schon gehört, wie der j)apa neulich erzählt hat.
daß Du auch sitzen bleiben wirft."

Redaktion: Max S>chreiber. Druck und Verlag von I. L. Schreiber, beide in Lßlingen bei Stuttgart.

Geschäftsstelle in München: Corneliusstratze 19.
 
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