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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 21.1895 (Nr. 223-235)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16559#0038
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M e > g e n d o r f e r s u in o r i st i s ch e Blätter.

5^


„Iedensalls hat sie wieder verschiedene sdroteg^s, die unterge-
bracht werden sollen, aber ich werde mich hüten, dazu die Lsand
zu bieten. Dem werde ich aus die einfachste Weise vorbeugen,
ich werde zu der „mnsikalischen Unterhaltnng" einsach nicht er-
scheinen — wohl aber zu dem Souxer, von dem das Billet noch
spricht."

„Alle wetter diese Sonpers bei Töners! Ich glaube man
speist in allen sünf weltteilen nicht besser als gerade dort, nein
dieser Unterlassnngssünde werde ich mich nicht schuldig inachenl
Ich werde hier um halbels Uhr weggehen — bis els Uhr war
bei Töners noch allemale 5chluß mit der Musik — irgend eine
Ausrede ersinnen, daß ich unmöglich früher kommen konnte, aus
das tiefste bedaure, daß ich nicht den Vorzug haben konnte,
mnsikalisch mitgerädert worden zu sein und mich dann zum
Souper niederlassen. Weiß es Gott, ich habe jetzt bereits einen
bsnnger, nm dcn Tisch anznbeißen — na wart' nur, Ulagcn, dn
sollst heute noch iu einer Fülle von Genüssen schwelgen, einst-
weilen aber will ich dich mit einer weiteren Tigarre beruhigen."
Und wieder sah Ur. jdankinsk'f iu die Llamme seiner 5tndier-
lampe und lächelte still vor sich hin, wie Ieinand dcr, ohnc
sich viel dabei anzustreugen, ein sehr gutes Geschäft gemacht
hat. Allmählich wurdcn ihm aber dic Lider schwer und er hätte
sicher das in Aussicht stehende 5ouper gänzlich verschlafen, wenn
ihn nicht sein vernachlässigter Magen doch uoch zur rechten
Zeit geweckt hätte. Beruhigend drückte Dr. Paukinsky seine

Lakomsch.

bsände auf das revoltierende Grgan, versprach ihm die glän-
zendste Genugthnung und suhr dann rasch in die Aleider, um
kurze Zeit daraus der kommerzienrätlichen lVohnung zuzueilen.

Schmollenden Blickes empfing ihn die ksausfrau, legte aber,
dem sich ob der musikalischen versäumnis aus das härteste An-
klagenden, dann ihren vollen Arm aus den seinigen und lachte:
„M, daß 5ie nur zwingende Gründe abhielten, wußte ich, eben-
so, daß Sie mich niemals ganz im Stiche lassen würden —
ich habe daher unser jdrogramm einfach umgedreht: „lvir
haben zuerst soupiert — uud werden nun sosort mit
unserem Aonzerte beginuenl"

Dr. jdankinsk'f ließ sich wie im Traumc von der Aommcr-
zienrätin in den Musiksaal schleppen und dort sank er wie ein
Lsäuflein Llend in den sür ihn bereit gehaltenen Fanteuil . . .

_ Th. Müller.

NleXarrder mrd Diogenes.

er Diogen saß da im Faß
Den Finger an der weisen Nas',

Da kam der große Alexander
5ich zu besprechen mit einander.

„Grüß Gott, grüß Gott, Du weiser Maun,"
bsub erst der Alexander an,

„„Auch hiesig?"" sprach hinwiederum
Der Diogen mit halbrechtsum.

„Ein bischen ja, ich habe mir
Das Ländchen annektieret hierl" —
„„Das find' ich unklug und zwar sehr!""
Lntgegnet ihm der Lyriker.

„wie so das? wenn man fragen dars?"
Versetzt der Rönig etwas scharf.

„„weil Du, je mehr Du annektierst,
Beladener mit Arbeit wirstl""

„Dafür heißt man ein großer Mann,
Mein Lieber, schlägst Du das nicht an?"
„„Ein Großer unterscheidt' sich wenig
Im Tod von einem kleinen Aönig!""

Nachtwächter: „was machen Sie denn da?"
Studio: „Zch probier' wo ich wohu'I"
 
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