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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 21.1895 (Nr. 223-235)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16559#0101
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III e g g e n d o r f e r s L) u m o r i st i s ch e B I ä t I c r.

9?

Der gerechte Kaöi.

0 ch I't c (Lmpsiud li ch s: cit.

^<n einein heißen 5ominertage bemerkte der Grtsivächter
von Ieni-Schehir einen jungen Türken in beranschtem
Zustande die griechische weinstube „Zum Sokrates" ver-
lassen. Lr verhastete ihn und sührte ihn vor den Aadi. Dieser,
durch seine Gerechtigkeit, wie durch seine Weisheit weit und
breit bekannt, zog den jungen Türken in ein strenges verhör.

„weißt Du nicht," sxrach der Richter, „daß uns der
Roran den Genuß des weines verbietet? wcr die Gesetze
des Rorans nicht achtet, der verleugnet Allah und seinen
einzigen jdroxheten. Deiner Iugend allein hast Du es zu ver-
danken, daß ich Dich nicht sosort in die Verbannung schicke. —
Zndessen sollst Du aber tausend Tage und tausend Nächte im
Reller schinachteu und über Deine Sünde nachdenkenl"

Schon inachte sich der ksäscher bereit, dein jnngen Frevler
die ksandschellen anzulegen, als dieser in die Rniee sank und
mit erhobenen khänden begann:

„Weiser Aadil Allah schenke Dir hundert
glückliche Iahre, aber wisse, daß ich nicht gesün-
digt habe."

„„Nicht gesiindigt?"" fiel ihm der Richter
zornig ins wort. „„Du empfindest also nicht
einmal Reuel""

„Nerzeih', o weiser Radi," versetzte der junge
Tiirke, „wohl verbietet uns der heilige Roran
den Genuß des weines, aber von dem weine
hatte ich keinen. —"

Der gerechte Radi strich sich
seinen langen Bart und sxrach den
schlauen Moslim srei.

Jbykus.

Modern ausgetegt.

Lehrer: „Und warum kam der
Taucher von Schiller nicht wie-
der herauf?„

„Tr hätt' sonst heiraten müssenl"

Die „lehte (Zhre".

So Mancher der durchs Leben reist,
Ist wie das Iagdthier, das gehetzte,
Und wenn man Ehre ihm erweist,
Dannist es meistens nur— dieletzte.

A. F.

Höchste Aaucheit.

„Das möcht' ich noch erleben, daß
man mit einer Maschine essen kann."

Micksfall'.

„Denk' Dir, ich bin gestern im
Examen glücklich durchgekommen."

„Du, der Glückssall tras Dich
aber sehr unvorbereitet I"

kserr: „Sie haben also noch einen Bruder?" — Fräulein: „Ial" — kserr: „Sind Sie
jünger, oder ist Ihr kserr Bruder jünger?" — Fräulein: „Aber werden Sie doch
nicht b el e i d i g e n d I"

Druckfehter.

Sie eilte ihm rasch entgegen und er drückte ihr einen Fuß
aus den Nund.

„ . . . Da ihm diese UUtteilung unwahrscheinlich erschien,
sog er bei dem Zräulein mündliche Lrkundignngen ein."

Äuf dem Iahrmarkt.

Bauer (verständnisinnig): „Aha, die rohe Tauben thut ihm
halt do net gutl Ietzt brat' er sich's im Magen."

Verfäumt.

„Du bist so ärgerlichl Warum denn?"

„G mein Gnkel hat mir versxrochen, alle meine Schnlden
zu bezahlenl"

„Und da ärgerst Du dich?"

„Ia, daß ich nicht noch mehr gemacht hab'I"

(öemüllich.

Richter: „Nnn erzählen 5ie mir einmal den ganzen
Vorgang, wie 5ie es anstellen, wenn §ie eine Uasse erbrechen?"

Tinbrecher: „Aber i' bitt' 5ie, kherr Richter, vom §r-
zählen könnens nichts profitieren, da müßten's amal xraktisch
mit thätig sein."
 
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