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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 21.1895 (Nr. 223-235)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16559#0126
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Meqgendorsers Humoristische Blätter.

s22

tasche, griss nach Lsut und 5tock und verließ das Lsaus.

„Das muß inich retten," murmelte er, „ja, ja, die Aerle
deuken, je osseuer sie es treiben, desto harmloser sähe es aus,
meiueu, tsiuter einer so großeu, augeusälligeu Auuonce köune
doch niemaud Uurat witteru, aber sie habeu uicht mit eiuer
guteu stationskommandautlicheu Nase gerechuet."

Auf der uächsteu Geudarmeriestatiou ließ er sich zwei stäm-
mige lVachtleute kommaudiereu, deuen er zu solgeu besahl.

„Mittelstraße — ja, so war's — Nr. 6H — richtig —
Lsuber, Alempnermeister — da steht's."

Er schritt uugesäumt uud surchtlos iu deu mit Blechwareu
aller Art gesüllten Ladeu hiueiu, wo der Besitzer, ein kleines,
vertrockuetes Mäuucheu sast zu Bodeu sauk vor Schreck, als er
den grimmig dreiuschaueuden Lserru mit den beiden Geudarmeu
eiutreteu sah.

„Aha, das Schuldbewußtseiu — sehen Sie's," sagte Schlaurich
zu den getreueu Armeu des Gesetzes. „Fliuk — 5ie hier an
die Thür — 5ie dort — niemaud hiuauslassen uud uiemaud
herein. Uud nuu," waudte er sich mit der teuslischen Lust eiuer
Schlauge, die ihr Gpfer wehrlos vor sich sieht, an den wie
Lsxeulaub zitterudeu Ladeubesitzer, „wolleu Sie uicht die Freund-
lichkeit habeu, mir anzugebeu, was Sie so au interessauten
Wareu sühren, z. B. zum Breuuen."

Dem armeu Nanu klapperteu die Zähue, als er mit Mühe
herauswürgte: „jdetroleum, cherr — "

„Ljerr Ltatiouskommaudaiit Lchlaurich. — Also j)etroleum,
stimmt." Lr uotierte es iu eiiiem dickcu Buche. „Breuut
wohl gut, heh?"

„D gewiß, Ljerr Stationskommandant, es ist wahrhaftig
gauz rein uud unverfälscht. Ich habe aber auch Raiseröl und —"

„Schweigenl" Raiseröl wurde uotiert. „Uud weiter."

„Ligroiu." Dem Aermsten schlotterten die Rniee.

„Lxxlodiert wohl gar uicht, wie?" wieder wurde notiert
uud eiue kleine weile giug das Lxamen so sort.

„Uud weiter habeu Sie gar uichts, uichts so etwas, Sie
wisseu, so uuschuldige Behältercheu sür Dyuamit, Nitrogl'fcerin
oder dergleicheu?"

„N)a—a-as? Ichl — Ljerr Statiouskommaudant, ich
biu eiu ehrlicher Bürger," der so schmählich Angeklagte gewaun
seine Zassuug wieder.

„Schweigen Sie, Sie sind übersührt." Der Stationskoiu-
maudant riß die Ieitung aus der Tasche uud mit deutlichem
ksiuweis hielt er sie dem Rlempuermeister uuter die Nase.
„lvolleu Sie jetzt gestehen, Sie Nihilist, Sie Auarchist, Sie
Bombeiimacher, wo siud Ihre lvieuer Umsturzmaschiueul"

Tiuen Augeublick stutzte der Mauu, dauu überzog eiu
Lächelu sein Gesicht uud er machte eiue höhuisch höfliche Ver-
beuguug.

„Zu dienen, Lserr Statiouskommandaut, für wie viel Tassen
Rassee wüuschen Sie eiue?"

Der Statiouskommandaut stand uiedergedouuert mit weit
offeuem Muude, die Gendarmeu wareu uicht fähig, erust zu
bleibeu.

Zu ^ Tageu war Schlaurich peusiouiert.

Dichterling: „(>) weuu ich uur erst meiuen Namen gedruckt lesen köunte!"
— „Na, stehen Sie nicht im Adreßbuch?"

Arge Ironie.
 
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