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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 21.1895 (Nr. 223-235)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16559#0127
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Meggendorfers Humoristische Blätter.

l23

Bescheiden und ftill war Achmet,
Dc>ch fleißig dabei und gewandt,
Lin Dhrenbläser war Lsassan
Und schleichender Uenunziant.

Oa, eines Tages, sprach ksassan
Bei seinem Gebieter vor.

„G kserr," begann er voll Demut,
„Leib' mir Uein erlauchtes Dhrl"

„Wohl kriegt er fünfzig Zechinen
An Gage allmonatlich,

Allein — bei'm Bart des fdrofeten I
Gft schreibt er Dir keinen Strichl"

Ihn härte schweigend der Radi,
Dann sprach er: „Gedulde Dich!"
Und eilends durch einen 5klaven
Berief er Achmet zu sich.

„Uu warst ja mit ihm im Amte,

Du mußtest daher es seh'n,

Und sagst Du mir nicht die IVahrheit,
Uann soll es Dir schlimm ergeh'n!"

„Gebieter," erwiderte Achmet,

„Du fragst mich zuviel, fürwahr I
Ichmerktenicht d'rauf, doch ichglaube,
Daß ksassan stets fleißig war."

„Ls schmerzt mich sehr, Dir's zu sagen,
chuhr fort der elende UDicht,

„Doch Achmet, den Du so schätzeft,
Verdient Deine Gnade nicht I"

„Ich habe gehört, daß ksasfan
Im Dienste oft müßig sei,"

So sprach er stnster zu jenem,

„D'rum sprich und gesteh' mir's freil

Da wandte der Radi zornglühend
5ein Auge dem Anderen zu
Und rief mit donnernder 5timme:
„Der faule 5churke warst -- Dul

„Denn hättest Du selber emsig
Den Dienst im Amte verseh'n,

So wär' Dir nicht Zeit geblieben,
Du Bchust, auf And're zu seh'nl"

D'rauf wurde der feige Lsassan
Entlassen mit 5pott und ksohn,

Doch Achmet erhielt zweihundert
Zechinen Remuneration! O. E. W.
 
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