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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 21.1895 (Nr. 223-235)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16559#0131
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Meggendorfers Humoristische Blätter.

s27

Die Kchwäherin.

Iunge Frau: „Neine innere
Stinnne sagt mir . .

Gatte: „Um Gotteswillen, eine
innere Stimme hast Du
auch noch?"

(Lemütlich.

Richter: „Sie sind eininal wegen
Betrug vorbestrast und vier-
zehnmal wegen Diebstahll"
Angeklagter: „Ia, mit dem
Stehlen hab' ich kein Gliick!"

Das Karlenfpiel.

Aus alten Lumxen wird's gemacht,
Drum laß, o Freund, davondiechände,
5onst ist vielleicht, eh du's gedacht,
Lin alter Lumx auch noch das Lnde.

G. S.

Zoshaft.

„Ich habe, cherr Direktor, ein drei-
aktiges Lustsxiel geschrieben."
„5ollten 5ie da den 5cherz nicht
zu weit getrieben habenl"

verschiedene Leute hier, die nach Ihnen gesragt haben, auch ihre srühere chauswirtinl"
Student: „chm, hm, .... sollte ich etwa heute^Geburtstag haben?"

Äefchäftslnann.

„Atoritz, was willste gehen auf den
Ball? 5xar' Dein Geld und
bleib' zu chausl"

„Vaterleben, laß mich gehen aus
den Ball, daß ich beim Tanzen
tret' ab den Damen de 5chlexp
und se miissen kausen ein neues
Aostiim bei uns."

(Lin ödeuchler.

Am nächsten INorgen trasen wir uns an der Frühstücks-
tasel; die junge Miß war allein; sie trug ein Bergkostüm und
begrüßte mich augenscheinlich ersreut. Ihre Rleidung ließ die
edlen chormen ihrer Gestalt deutlich hervortreten; sie schien
meine ausrichtige Bewunderung zu bemerken. „5ie wollen einen
Berg besteigen?" war meine chrage. „V," erwiderte sie, „ich
bin heute schon um ^ Uhr aufgestanden und in der Tristbach-
schlucht bis nach dem Gletscher emxorgeklettert; sind Sie denn
eigentlich schon lange hier in Zermatt?" Dabei zuckte ein leises
Lächeln um ihre Lixxen. „Ich habe Zermatt vor einigen Tagen
verlassen, bin aber wieder zurückgekehrt, es gefiel mir dort
nicht so, wie . . ." 5ie sah mich plötzlich an, leise Röte flog
über ihre Mangen, so zart wie der Wolkenschatten über Matten-
thäler. Ich sah ihr Trröten; ich dachte plötzlich an ihren
jungen Gefährten und an ihre letzten Nlorte gestern. Fast
barsch fragte ich sie, was sie zu bedeuten hätten; ihr zuneh-
mendes Lrröten zeigte mir, daß sie meine Gedanken mit weib-
lichem Feingefühl erriet, meine Lifersucht aus meinen worten
heraus emxfand. „M der fdaxagei," rief sie lebhaft; „freilich,
Sie kennen Fimmy nicht, das kostbare Tier! Mr. . . hat es
aus Brasilien mitgebracht und führt es nun auf allen seinen
Reisen als Gefährten bei sich; hier soll es wahrscheinlich chöhen-

luft genießen;" — sie lachte herzlich — „er läßt den Bogel nie
von sich, teils aus cherzenszuneigung, teils in der Absicht, ihn
zu studieren; heut hat er d. h. Mr. . . . eine Lxpedition auf
das Matterhorn unternommen, natürlich in Begleitung des
Buntgefiederten, der in der 2-chutzhütte übernachten soll." 5ie
lachte ausgelassen und ich stimmte in das Gelächter ein. „5ie
müssen wissen," fuhr sie fort, er d. h. Mr . . . ist ein wenig
eigentümlich." „5o scheint es," erwiderte ich, „hoffentlich be-
kommt es beiden cherren gut." „Nicht wahr, wenn der arme
paxagei — und Mr. . . . abstürztenl" 5ie machte dabei ein so
komisch-ernsthaftes Gesicht, daß ich laut lachen mußte. „Das
freut mich," begann sie wieder, „daß es Ihnen in Interlaken
nicht gefallen hat; auch ich bin weit mehr für dieses Thal;
hier ist Natur, dort Aunst; da „steigen" cherren und Damen
von 200 und mehr sdfund nach dem Diner per Drahtseilbahn
den Berg hinan, um als Dessert eine schöne Aussicht zu genießen;
dort kauft man Ldelweiß im Laden von einem Mädchen im
Berner Aostüm, das ihm vom Unternehmer geliefert wird; hier
xflückt man es klimmend und kletternd am Rande des Abgrunds
mit eigener chand, vertrauend auf sichern Fuß und festen Blick,
drunten der Gletscherbach, oben zackige Felsenl 5ehen 5ie, das
habe ich selbst geholt, (sie zeigte mir einen 5trauß herrlicher

(Fortsetzung Seite r2§.)
 
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