Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 22.1895 (Nr. 236-248)

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.16560#0023
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
LHeggendorfers L)umoristische Blätter.

L9

beqann er wieder — es klang auffallend unsicher, und cr schlug
dabei die Mnnxern nieder:

„Und nun soll ich die Adresse schreiben?"

- „Ia, aber diesmal ist's eine andere als sonst. Schreibt nur:
A la Siqnora Teresina Tersenglie, Brescia, Bicolo Marolta -sz;
das ist nämlich seine Schwester, die niinint das Geld in Linxsang,
wenn Bepxo gerade nicht daheim istl kvas ineint Ihr übrigens:
soll ich den Bries nicht „einschreiben" lassen? wenn er verloren
ginge."

Sie sah ihin gerade ins Gesicht, er konnte ibren Blick nicht
aushalten und machte sich mit seiner Feder zu schaffen.

„Bewahre Signorina, wozu die doxxelte illusgabe? Die
königliche jdost ist unbedingt zuverlässig!" Und nun sah das
Mädchen zu, wie die khand des Schreibenden anscheinend mit
großer Kunst allerlei kalligraxhische Schnörkel malte. Bach
Berlaus von zehn Minuten war das Machwerk vollendet, jdexpina
langte in die Tasche, zog zwei Zwei-Soldistücke hervor und
driickte sie dem Liebes- und wertbriesvermittler mit vielen
Danrsagunqen in die ksand. Den Bries wars sie dann in den
nächsten jdostkasten.

Giusepve sah sie enteilen, dann zog er die beiden soeben
crhaltencn Geldstücke hervor und betrachtcte sie geringschätzig.

„Mamma mia, und davon soll unsereiner lebenl verhungern
müßte man, wenn man nicht mal so —- hahahal Giusexxe —
na, xst! Still!" Und der brave Biedermann, Neaxels Sehens-
würdigkeit, xacktc Tintensaß und Federhalter zusammen, trug
seinen Tisch und die Stühle in eine Innennische des Gebäudes
und machte sich dann nach der villa aus, dem großartigen
Sxazierpark unten am Meeresstrand, der mit seinem unver-
gleichlichen Blick aus den Gols und seine herrlichen Küsten das
stolze Wort geboren: Beaxel sehen und sterbenl

Giusexxe Firovante wurde am nächsten Morgen schon
ziemlich srühzeitig aus den Federn gejagt. Die Thürglocke
schellte heftig ,und als er in seinem zerrissenen, und immer
wieder geflickten Flaus öffnete, stand vor ihm — sein Freund
und Geldgeber Luigil

Der Blick, welcher den Morgengast traf, war nicht der
sreundlichste, er hinderte diesen aber nicht daran, einzutreten.

„Losxetto, amico, machst ja ein suchstenselswildes Gesicht
— komme ja nicht, um Dich an die hundert Soldi zu erinnern —
thust das ja selbst —"

„Laß doch die Dummheiten, sage mir lieber, was Dich in
so srüher Stunde schon in die wohnung Deiner Bebenmenschen
einbrechen heißt?"

„verzeihe, Giuseppe, aber
als ich heute morgen aufstand,
da schien die Sonne so schön
goldig und lockend, daß ich den
Lntschluß faßte, Dich zu eincm
Sxaziergang abzuholen. Du
wirst mir das nicht abschlagen,
wenn Du mir auch sonst die
Bezahl —"

„Diavolol Schweig! Bist
Du gekommen, um mich in meiner
eigenen wohnung zu chikanieren,
so wisse, daß mich Dein chohn
vollständig kalt läßt, ich habe
zwar Dir gestern mein wort
gegeben — —"

In diesem Augenblicke
schlug die Glocke abermals an, und dieser Ton verwandelte
Giusexpes Gesicht wie mit einem Schlage. Mit blitzendern
Auge und halbgeöffnetem Munde eilte er, seinen Gast suns Zsne

wertbricf.

stehen lassend, an die Thür und nahm dem postboten einen
Bries ab. Luigi sah, wie der Schreiber den Brief sast zärtlich
umklammerte, wie er in einen kleinen Bebcnraum trat und dort
das jdapier hernnterriß.

Und dann cin Schrei — gemischt aus wut, Lnttäuschunq
und gcknickter Litelkeitl

Da stand auch Luigi schon auf der Schwelle und überschritt
sie. Giusepxc saß in einem weidenstuhl und hatte den Brief

zwischen den Fingcrn znsammeugeballt. Sein Besuchcr thal
nun einen Blick auf die Schriftzüge des am Boden liegenden
Touverts.

„Giusepxc, heute ist's vorüber mit Deinem Renommeei
G, ich habe es ja gewußt, daß Du der versuchung nicht wider-
stehen wiirdest, das Geld von sdepxina an Dich selbst
zu adressierenl Lcider besand sich aber, auf meine veran-
lassung, in der Sendung kein Geld, wohl aber, zwischcn diesen
sdaxierschnitzeln, die von mir niedcrgeschriebene Auszeichnung
meincr Schuldforderung, welche Du also wirklich mit
eigenerksand anDcine eigene 2ldresse gerichtet hastll
6abe ich nun mcine wctte gewonnen? willst Du jetzt zahlen?"

Giusepxe Firovautc slüsterte. wie geknickt: „Ia — ja — ja!
Bur erzählc nicht meincn Kollegen, daß ich Dir so leicht — aus
den Leim gegangen binl"

Äewissenhaft.

Schüler: „Ich bitt, Ljerr Lehrer
da huxst ein chloh!"
Lehrer: „Na, so fang ihn halt!"
Schüler: „Ia, ich bitt, er g'höri
aber nicht mir."

(5uter Vorschlag.

Kranker Lustschisser: And
Sie glauben nicht, Doktor,
daß ich bald meine Fahrten
wiederausnehmen kann?"

Doktor: „Vorerst kann ich

Ihnen nur erlauben, sich
aus ein Lustkissen zu legenl"

Änragiert.

Der sdrivatker Müller ist ein so verbissener Kneixxianer,
daß er selbst sein jdortrait in wasserfarben malen ließ.
 
Annotationen